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Mariana

Mariana

Titel: Mariana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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Taschentuch, damit sie sich den Schmutz vom Gesicht wischen konnte. Ein oder zwei Stunden lang passierte nichts Besonderes. Sie ritten von Bau zu Bau, durch kleine; Wäldchen und über Rübenfelder, aber sie fanden nichts. Es war nett, so dahinzureiten. Die Sonne war überraschend warm, und die Luft war so klar, daß man weit über das Land sehen konnte. Es sah so sauber und frisch aus, als sei es nur dafür erschaffen worden, daß man darüberhin reite. Mary und Denys aßen ihre Brote. «Um Himmels willen», sagte Mary zwischen zwei Bissen, «ich hab ganz vergessen, Wilkie zu sagen , daß sie Schokolade bestellen soll. Großmama hat mich extra darum! gebeten.» Julia und John waren noch so klein, daß sie sicher enttäuscht sein würden, wenn sie zum Gutenachtsagen kämen. Wahrscheinlich würde es sogar Tränen geben. Jedenfalls war es das erste Mal, so weit Mary sich erinnern konnte, daß es mit dem Nachschub nicht geklappt hatte. Wie schrecklich, daß gerade sie die Tradition brechen mußte. Sie machte sich Vorwürfe, aber das dauerte nicht sehr lange, dazu war der Tag viel zu schön. Und in der freien Natur verflogen alle Sorgen sowieso immer viel schneller als drinnen im Hause.
    Mrs. ffrench-Burrowes hatte sich inzwischen einen Verehrer zugelegt, einen Mann mit einem Gesicht wie ein Bluthund, dem der staubige Zylinder auf dem Hinterkopf saß. Er sah aus, als hätte er vom ersten! Weihnachtsfeiertag her noch einen gewaltigen Kater. Sie unterhielten sich sehr geräuschvoll und tranken gemeinsam aus einer Flasche, ohne den Flaschenmund zwischendurch abzuwischen. Um besser trinken zu können, hatte Mrs. ffrench-Burrowes ihren Schleier gelüftet und ihn auf ihre spitze Nase zurückgeschoben. Nach kurzer Zeit kam ihr Mann sehr verdrießlich aus einer Weidenpflanzung herausgeritten, die er eine halbe Stunde lang durchsucht hatte. «Aussichtslos», sagte er. «Martin, dieser Idiot, hat den Fuchs nicht aufgestöbert.»
    «Ich habe ja immer gesagt, er ist ein Bastard», bemerkte seine Frau in aller Seelenruhe.
    Mary lauschte entzückt.
    «Wo zum Teufel sind die Ersatzpferde, Jumbo?» fuhr Mrs. ffrench-Burrowes fort, «dieser blöde Gaul hier hat sich an der Fessel verletzt.»
    «Keine Ahnung», sagte Jumbo. «Ich reite weiter nach Withy Wood.» Er setzte das Jagdhorn an die Lippen und ritt los. Die Meute kam auf seinen Ruf verdreckt und hechelnd aus der Weidenpflanzung und setzte ihm mit großen Sprüngen nach.
    Das Feld setzte sich in Bewegung, und alles drängte sich durch eine schmale Öffnung in der Hecke. Ein tollkühnes Mädchen ließ ihr Pferd an dem Schweif des schwarzen Pferdes knabbern, dessen wütendes Auskeilen ihr zwar nicht das Bein zerschmetterte, aber ihr eine solche Flut von Beschimpfungen seitens seiner Reiterin eintrug, daß sie völlig die Fassung verlor und sich schleunigst aus dem Staub machte. Ihr Gesicht unter dem schlechtsitzenden steifen Hut war dunkelrot.
    Während sie am Rande von Withy Wood warteten, kreuzte Mrs. Cotterell, die im Auto nachgekommen war, samt ihrem Jagdstuhl wieder auf. Sie setzte sich und erzählte Mary und Denys, daß Bubi über einen Graben gesprungen und dabei bis zum Bauch im Morast versunken sei.
    Die Sonne ging unter, und es wurde kalt. «Ich wünschte, es würde irgendwas passieren», sagte Mary zu Denys, und im selben Augenblick erscholl ein markerschütternder Schrei und der Ruf «Er ist raus!» elektrisierte alle. Ein einzelner Reiter, der rechts auf einem Hügel stand, schwenkte seine Mütze gegen den Himmel, und vor der Kavallerie-Attacke, die jetzt folgte, konnte Mrs. Cotterell ihr Leben nur dadurch retten, daß sie auf einen Zaun kletterte. Mary lag weit vorn. Vor ihr jagte die kläffende Meute über die Wiese, eng zusammengedrängt wie ein Vogelschwarm. Mrs. ffrench-Burrows, die offenbar ihren zweiten Reitknecht gefunden hatte, schoß, mit ihrem durchgehenden Pferd kämpfend, an ihr vorbei, und vor und hinter Mary und um sie herum dröhnte es von Hufen der galoppierenden Pferde.
    Es war einfach herrlich. Joy flog ohne Zögern über die Hindernisse, und während sie so dahinjagte, überkam Mary ein wahrer Freudenrausch. Sie kam sich vor wie eine Göttin auf dem Pegasus, nichts konnte sie aufhalten. Sie galoppierte tollkühn auf eine Schlehdornhecke zu, ohne sich eine geeignete Stelle für den Sprung auszusuchen. Die Hecke war zu hoch für Joy, aber sie sprang, blieb mit einem der Hinterbeine hängen und fiel auf die Nase. Mary rollte herunter, verlor die Zügel,

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