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Mariana

Mariana

Titel: Mariana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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das meine ich nicht. Ich meine, ob du mich jetzt liebst?»
    «Ja.»
    «Ich liebe dich auch, Mary. Ist es nicht schön, wenn man so was sagen kann? Komm —» Er hob ihr Kinn hoch und begann wieder, sie zu küssen. Mary schloß die Augen. Er liebte sie. Er wollte sie küssen; sie würde sich nicht wehren.
    «Ist was passiert?» Sie fuhren schuldbewußt auseinander, als von der Tür her Willys Stimme ertönte. «Meine Frau schickt mich, ich soll fragen, ob Sie nun reinkommen und Tee haben wollen oder nicht? Sie kennen meine Frau nicht. Wenn die die Teeblätter erst mal in der Kanne hat, dann bleibt Ihnen nichts weiter übrig, als den Tee auch zu trinken.»
    «Es tut uns schrecklich leid», begannen Mary und Denys gleichzeitig, und dann lachten sie los. Er drückte ihren Arm. «Wir können leider doch nicht bleiben. Wir dachten — äh — es ist doch schon später als wir dachten, und wir müssen nach Hause. Wenn eine halbe Krone Sie vielleicht entschädigt —» Denys ging zur Tür und griff in seine Tasche. Mary staunte, wie erwachsen er sich benahm. «Ich liebe ihn», flüsterte sie Joy zu, lehnte ihre Wange an den warmen Hals des Pferdes, und Joy blies ihren heißen, feuchten Atem in ihre Hand. Nachdem Denys das Tier losgebunden hatte, führten sie die Pferde hinaus. Willy beobachtete sie von der Hintertreppe aus, er brummelte vor sich hin und überlegte dabei, ob er die halbe Krone seiner Frau zur Versöhnung überreichen oder sie in Bier für sich selbst anlegen sollte.
    Sobald sie aus dem Dorf hinaus waren, ritten sie gemächlich die Straße hinunter, ihre Jackenkragen hatten sie zum Schutz gegen die Kälte hochgeschlagen. Mary sah Denys in dem violetten Licht der hereinbrechenden Dunkelheit immer wieder verstohlen von der Seite an. Er gefiel ihr sehr. Ab und zu beugte er sich zu ihr hinüber und gab ihr einen Kuß, und wenn sie daran dachte, daß er gesagt hatte «Ich liebe dich», war sie so glücklich, daß ihr Mund sich ganz unwillkürlich zu einem Lächeln verzog. Sie erinnerte sich an jedes Wort, das er gesagt hatte. «Wir sind schon ein paar alberne Gören gewesen», hatte er gesagt. Na ja, vielleicht war es albern von ihr, daß sie ihn immer schon geliebt und sich eingebildet hatte, sie seien verlobt. Ob sie wohl jetzt verlobt waren, überlegte sie. Gesagt hatte er nichts davon, aber das war schon ganz richtig so. Er liebte sie. Bald würde er ihr einen Heiratsantrag machen, und alles würde unvorstellbar romantisch sein. Sie würde ihm nichts von den Dingen erzählen, die sie sich ausgedacht hatte, als sie noch ein Kind war, ein albernes Gör. Merkwürdig, daß sie selbst gar keinen Unterschied zwischen früher und jetzt empfand. Für ihn war sie jedenfalls erwachsen. Sie würde sich, notfalls auch ohne Erlaubnis ihrer Mutter, die Haare abschneiden lassen, dann würde sie noch erwachsener aussehen, und er würde um sie anhalten.
    Die Dunkelheit und das gleichmäßige Klappern der Hufe auf der Straße lullten ihre Gedanken ein, während sich ihr Körper im Rhythmus des dahintrabenden Pferdes bewegte. Neben ihr, nur in den Umrissen sichtbar, ging Buck in seinem fördernden Trab, und sie brauchte nur ihre Hand auszustrecken, und schon war Denys’ Hand da, die die ihre drückte, sie hochhob und durch den Handschuh hindurch küßte. Es war schon ganz dunkel, als sie in die hintere Auffahrt einbogen. Aus Bates’ Fenster fiel ein Lichtschein auf die Straße. Da die Spitzengardinen noch nicht zugezogen waren, konnten sie einen flüchtigen Blick auf den Teetisch werfen und sahen, wie Mrs. Bates in ihrer geblümten Schürze Brot schnitt. Mary schwor, sie habe auch eine Dose Lachs gesehen.
    «Meine Güte, einen Hunger habe ich», seufzte sie, «hoffentlich haben sie uns noch was vom Tee aufgehoben.»
    «Ich könnte auch ein Ei oder zwei vertragen.»
    «Ja, ich auch. Und ich freue mich schon auf ein Bad. Mit einer halben Tonne Badesalz.»
    «Ich glaube, Mama wird es sowieso nie benutzen.»
    Als sie auf den Hof ritten, leuchtete ihnen das Licht aus der Stalltür entgegen. Tom schüttete die Streu der Pferde auf. Er kam an die Tür, die Heugabel noch in der Hand, und, während Mary steif vom Pferd glitt, griff er nach Joys Zügel.
    «Allerhand, die Tiere so zu strapazieren», sagte er, «noch dazu, wo sie das gar nicht mehr gewohnt sind.»
    «Aber Tom», Mary ging hinter ihm her, als er Joy in ihre Box brachte, «sie schien überhaupt nicht müde zu werden, wir sind meilenweit galoppiert, über jedes Hindernis ist

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