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Mariana

Mariana

Titel: Mariana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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größten Selbstverständlichkeit, was Mary tief beeindruckte und Tante Mavis auf die Palme brachte.
    Es war schon fast dunkel, als sie durch ein Dorf ritten und Mary gähnend sagte: «Könnten wir nicht — wäre es nicht himmlisch, wenn wir jetzt eine Tasse Tee hätten? Meinst du, es schadet den Pferden, wenn sie einen Augenblick stehen? Ich bin halb verhungert und verdurstet und ein bißchen kalt ist mir auch; dir nicht?»
    «Gute Idee», sagte er, «hier in der Nähe ist ein nettes kleines Lokal, glaube ich. Die Pferde würden sicher auch gern einen Schluck Wasser trinken.»
    Sie ritten auf den kleinen, unordentlichen Hof des . Ein Mann kam aus dem Haus, wischte sich die nackten Arm" an der Schürze ab und zeigte ihnen einen Schuppen, wo sie die Pferde einstellen konnten. «Kommen Sie allein zurecht?» fragte er mit einem verstohlenen Blick auf die geöffnete Hintertür, aus der ein Lichtschein drang. «Ich bin nämlich gerade dabei, meiner Frau zu helfen, und wenn ich nicht zurückkomme, sieht es so aus, als wollte ich mich drücken. Da, es geht schon los», sagte er mit verlegenem Stolz, als ein gellendes «Willy» an ihre Ohren drang, «die hat den Teufel im Leib, was?» Mary und Denys lachten in dem dunklen Schuppen, nachdem er verschwunden war, und tasteten sich an den Futtertrögen entlang, um die Pferde an den Ringen anzuhalftern. «Was glaubst du, wobei er ihr helfen muß?» kicherte Mary, «beim Abwaschen?»
    «Wahrscheinlich beim Windelnwaschen. Verdammt noch mal, hier steht eine Karre oder so was Ähnliches.»
    «Hast du dir weh getan, Denys?»
    «Nur ein Bein gebrochen, weiter nichts.» Er zündete ein Streichholz an. «Siehst du, was habe ich gesagt? Ein Kinderwagen! Hör mal, Mary, hier können die Pferde nicht bleiben, es steht zu viel Zeug herum. Wenn wir wieder rauskommen, ist eins von ihnen bestimmt auf eine Mistgabel getreten und hat sich das Bein verletzt, und außerdem dürfen wir sie nicht ohne Decken stehenlassen. Ist es sehr schlimm, wenn du keinen Tee kriegst?»
    «Ach nein, gar nicht, aber ich habe Joy jetzt gerade so fest angebunden.»
    «Dann binde sie wieder los. Wir wollen uns davonschleichen, bevor Willy wieder auftaucht.»
    «Es geht nicht. Ich hab die Zügel so fest verknotet, daß ich sie nicht mehr aufkriege.»
    «Ich mach’s schon.» Denys tastete sich zu ihr hinüber, Buck zog er hinter sich her. «Um alles in der Welt, was ist denn das für’n Knoten?» fragte er und knipperte an Joys Zügeln herum.
    «Ich werde die Schnalle aufmachen.» Mary beugte sich ganz nah zu ihm. Sie hatte ihren Hut abgenommen, und ihr loses zerzaustes Haar streifte sein Gesicht.
    «Dieser verflixte Knoten», sagte er, «ich krieg ihn nicht...», er unterbrach sich. «Wie gut dein Haar riecht», sagte er plötzlich mit einer ganz komischen, atemlosen Stimme, und bevor sie irgend etwas antworten konnte, hatte er ihr Haar beiseite geschoben und zog sie an sich. «Mary, ich möchte dir einen Kuß geben.» In der Dunkelheit sah sie sein Gesicht undeutlich über sich.
    «Nein, nein, das darfst du nicht», stammelte sie. Sie fühlte ihr Herz wild klopfen, halb vor Aufregung, halb vor Angst und plötzlicher Scheu. In ihren romantischen Vorstellungen von ihm war sie nie so weit gegangen. Sie versuchte den Kopf abzuwenden, aber dazu hielt er sie zu fest an den Haaren. «Nein, das darfst du nicht», sagte sie noch einmal, als er ihr Gesicht mit heftigen und ungeschickten Küssen bedeckte, «bitte, Denys —»
    Hinter ihm bewegte sich Buck unruhig hin und her und stampfte auf dem festgetretenen Boden. Denys hob den Kopf und riß am Zügel. «Ruhig!» Er starrte Mary in der Dunkelheit an. «Schon seit gestern abend hab ich mir gewünscht, dich zu küssen. Als ich dich in dem weißen Kleid sah, da war mir, als sähe ich dich zum erstenmal. Plötzlich wurde mir klar, daß du kein Kind mehr bist. Weißt du, ich habe dich in Gedanken immer noch in Shorts rumlaufen sehen.» Er hielt sie fest in seinen Armen. Die Krawattennadel in seiner weißen Halsbinde drückte sich in ihre Stirn, als sie ihr Gesicht an seiner Schulter verbarg und murmelte:
    «Aber du hast mich doch schon einmal geküßt, damals auf dem Dachboden, weißt du das nicht mehr?»
    «Ach, damals!» Er küßte sie aufs Haar. «Das war doch nur Spaß. Wir müssen schon ein paar alberne Gören gewesen sein. Mary, liebst du mich?»
    «Ich habe dich immer geliebt», flüsterte sie und drehte an einem Knopf seines Jagdrocks.
    «Nein, du Dummchen,

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