Mariana
Sie kämpfte gerade mit ihren Haaren, die sich aus der Verknotung zu lösen drohten. Mary blieb stehen und wurde mit allen bekannt gemacht. Die anderen Mädchen musterten sie feindselig, wütend darüber, daß Denys soviel besser aussah als ihre eigenen Kavaliere. Nur Greta, die mit zierlich abgespreizten kleinen Fingern eine Grapefruit aß, war mit ihrem Georg vollkommen zufrieden. «Mary und ich, wir sind alte Freunde», sagte sie, als sie mit ihr bekannt gemacht werden sollte.
Einige der Mädchen waren furchtbar fein und wirkten viel älter als ihre Tischherren, von denen ein paar in ihrem Frack wie kleine Jungens aussahen, die sich verkleidet hatten. Neben Denys saß ein blondes Mädchen mit unwahrscheinlich weißer Haut und einer Orchidee im Haar. Denys schien sie zu kennen. Mary war entsetzt, als sie hörte, daß sie Denys mit anredete. Sie konnte nur hoffen, daß sie jeden Mann so nannte. Sie trank schnell ein Glas Sekt, und dann war ihr wieder wohler. Neben ihr saß der . Winzig, wie er war, sah er aus wie ein komischer, kleiner Affe. Er und Mary unterhielten sich recht gut miteinander, während Denys mit der Blonden sprach. Mary fühlte sich wie Madame Dubarry persönlich, als Denys sich herumdrehte und sagte: «Hör mal, Nick, flirte gefälligst nicht so mit meinem Mädchen.»
Nach dem Essen führte die , die noch immer an ihren Haarnadeln herumfummelte, die Mädchen nach unten, damit sie sich die Nase pudern konnten. Als sie über den viereckigen Innenhof gingen, sah Mary, daß der Collegegarten in ein Märchenland mit lauter bunten Lichtern und Lampions verwandelt worden war, mit einladend arrangierten Sitzplätzchen unter schattigen Bäumen.
In einem kleinen, trübe beleuchteten Raum drängte sich die Schar der Damen vor zwei mit Fliegenschmutz übersäten Spiegeln. Mißtrauische Blicke gingen hin und her. Mary sah, wie die Blonde Lidschatten auflegte, und beschloß, sich morgen auch so etwas zu kaufen.
«Dein Kleid ist an der Seite offen», sagte Greta im Vorbeigehen. Von dem Champagner hatte sie hinten am Hals einen Nesselausschlag bekommen, was Mary entzückte.
Sie gingen hinaus, und Mary tanzte mit Denys in einem Zelt, das so riesengroß war, daß man die Kapelle am anderen Ende gar nicht mehr hören konnte. An den Seiten saßen die alten Herrschaften, Damen und Herren, aus Oxfords vergangenen Zeiten, und beteuerten sich gegenseitig, wie schön es doch sei, daß die jungen Leute ihr Leben so genössen. Jedes Mal, wenn die Musik zu Ende war, klatschte Mary heftig in die Hände und flehte innerlich, die Kapelle möge gleich wieder anfangen. Sie hätte am liebsten ununterbrochen weitergetanzt. Der Champagner und die Liebe ließen sie im siebenten Himmel schweben. Wenn sie aufsah, konnte sie Denys’ Profil sehen. Er hielt sie eng umschlungen, und sie tanzten, ohne ein Wort zu sprechen. Später würde er mit ihr in den Garten hinausgehen, und in der Dunkelheit würde er ihr viele schöne Dinge sagen. Sie streichelte liebevoll seinen Ärmel. Mit einem Trommelwirbel und einem Beckenschlag verkündete die Kapelle, daß jetzt wirklich erst einmal Pause sei.
«Lieber Himmel», sagte Denys, «ich muß was trinken. Komm.» Mary stand etwas verloren da, während er sich zur Bar durchkämpfte und mit Sekt für sie beide zurückkam. Sie tranken ihn, eingekeilt in die schwatzende, lachende und lärmende Menge. Denys winkte vielen Leuten zu. Die Blonde mit der Orchidee im Haar schlängelte sich in der Begleitung von Nick durch das Gewühl, und sie tranken alle vier einen Cocktail zusammen. Die Blonde war sehr witzig und machte über alle, die in ihrer Nähe auf tauchten, spöttische Bemerkungen. Mary fand sich selbst sehr langweilig, aber tröstete sich mit einem ihrer Standardsprüchlein:
Aus der Ferne hörte man die ersten Takte eines altmodischen Walzers. «Du lieber Gott», sagte Nick, «Walzer tanzen kann ich wirklich nicht, Anne.»
«Aber ich tanze Walzer gerade so gern», sagte Anne und verzog schmollend ihren feuchten, roten Mund, und bevor Mary sagen konnte: «Ich auch», hatte die Blonde Denys schon in Richtung der Tanzfläche entführt.
«Komm, wir setzen uns draußen irgendwohin», sagte Nick. Sie gingen hinaus und nahmen auf zwei unbequemen Stühlen hinter Büschen Platz. Mary war wieder ganz vergnügt, denn Nick war sehr unterhaltend und flirtete ein bißchen mit ihr.
«Ich nehme an, du würdest um Hilfe
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