Mariannes Traenen
Rudolfs leise , ruhige Anweisungen und wußte, daß auch sie nun würde loslassen müssen. Und zurückkehren aus der schwerelosen Geborgenheit ihrer samtenen, schmerzvollen Nacht. Zurück in die kalte Freiheit, deren erdrückende Last ihr für einen kostbaren Moment von den Ketten abgenommen worden war, die Rudolfs starke Hände ihr nun wieder raubten. Es tat ihr leid um Svenja, weil niemand da war, um sie aufzufangen. So wie sie von Rudolf aufgefangen wurde. Der hob sie auf und sie barg ihr erhitztes Gesicht an seiner Schulter, als er sie wegtrug. Während Svenja schluchzend und völlig außer sich in den Trench stieg, den ihr eigener Sohn ihr hielt wie ein Kavalier alter Schule. Und dann weinend und auf unsicheren Füßen, schwankend und stolpernd ins Dunkel zwischen den Häusern verschwand. Marianne schloß die Augen und überließ es Rudolf, sie ungesehen in ihre Wohnung zurückzubringen. Sie hielt die Augen auch dann noch geschlossen, als er schon längst damit begonnen hatte, sie zu waschen.
Kurz darauf standen beide mitten im Zimmer und er hielt sie fest in seinen Armen. Marianne spürte die Wärme, die von seinem Körper ausging. Beide waren sie nackt und er fragte sie leise, ob sie ihm gehören wolle. Jetzt und in den Fesseln, in denen er sie ausgepeitscht hatte. Zärtlich küßte sie seine Brust.
Und da wußte sie es.
Sanft entwand sie sich seiner Umarmung, sank vor ihm auf den Boden beugte sich vor und küßte seine Füße. Die Gewißheit durchströmte sie mit der gleichen Heftigkeit wie das Feuer, das er noch vor wenigen Minuten mit der Peitsche in ihr entfacht hatte. Sie spürte, wie ihre Gefühle sie übermannten und ihr die Tränen in die Augen trieben. Schluchzend küßte sie die Tränen von seinen Füßen.
„Ich liebe dich!“
Sie hörte ihr eigenes Bekenntnis, und es überwältigte sie. „Ich liebe dich“, wiederholte sie, immer und immer wieder, während sie vor ihm auf dem Boden lag, mit ihren Lippen auf seinen Füßen.
Sie fühlte seine starken Hände sie aufheben und aufs Bett legen. Durch den Schleier ihrer Tränen sah sie sein Gesicht über ihr, fühlte sein Begehren, ergab sich seinem Drängen. „Ich liebe dich “, flüsterte sie, als er sie öffnete und mit seiner Lust erfüllte.
Selig trieb sie davon, als sie Rudolfs geflüstertes Geständnis vernahm. Als er heftig atmend ihr Halsband küßte, ihren Hals, ihr Ohr. In das er schließlich schüchtern wie ein Schuljung e das Geheimnis raunte, das ihr bereits Gewißheit geworden war in dem Moment, als er ihre Ketten gelöst und sie aufgehoben hatte.
KAPITEL 2 6
„Wie wär’s, leihst du mir den Porsche?“ Kathrin stupste ihre Mutter sanft mit der Schulter an.
„ Ganz – sicher – nicht! “ Marianne lächelte ohne von den Prospekten aufzuschauen, die sie gerade gemeinsam mit Kathrin studierte. Die beiden lehnten eng nebeneinander über dem Tresen der Rezeption.
„Ooooch! Sei doch nicht so …“ Sie zog eine Schnute. „Der ist doch so sexy!“
„Stimmt. Und er ist nagelneu, er gehört mir, und Rudolf und ich fahren damit am Wochenende nach Salzburg. Das habe ich ihm versprochen. Außerdem“, fügte sie hinzu, „ohne ihn hätte ich den Wagen gar nicht.“
„Komm !“, protestierte Kathrin. „Verdient haben wir ihn. Er hat doch nur verhandelt. Wie ein richtiger Zuhälter!“ Den Nachsatz fügte sie nur ganz leise hinzu, handelte sich dafür aber trotzdem von ihrer Mutter einen Klaps auf den Po ein.
„Au tsch!“, rief sie. „Du darfst das nicht!“
„Das darf nur Konny ?“, fragte Marianne mit verschmitztem Lächeln.
Kathrin nickte heftig und strahlte übers ganze Gesicht.
„Wettet ihr beiden eigentlich immer noch?“
„Nein.“ Kathrin schüttelte den Kopf. „Wir haben beschlossen, für eine Weile die Rollen zu lassen wie sie sind.“ Sie mustere ihre Mutter von der Seite. „Und ihr beide ?“, fragte sie leise und vergnügt. „Ist er immer noch so streng?“
Marianne gab keine Antwort, sondern lächelte nur still.
„ Also, kriege ich jetzt den Porsche?“, versuchte Kathrin es noch einmal. „ Büdde-büdde! “
Aber Marianne schüttelte nur den Kopf. „ Rudolf und ich fahren nach Salzburg!“, beschied sie ihrer Tochter und blätterte weiter im Prospekt.
„ Um euch dort irgend einen verschimmelten Klassiker anzuhören …“, maulte Kathrin. Doch sie meinte es nicht wirklich ernst. „Wir wäre das hier?“ Sie zeigte in den Prospekt, den sie gerade vor sich hatte. „Das sieht doch ganz
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