Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marie ... : Historischer Roman (German Edition)

Marie ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Marie ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
Vom Netzwerk:
Bistum eingeschaltet. Weshalb? Das Bistum war ja nicht der Eigentümer, sondern die Freifrau! Weshalb also brauchte er die Erlaubnis seiner Vorgesetzten? Rätsel über Rätsel. Den Transport der Grabplatte hatte ein gewisser Guillaume Tiffou durchgeführt, sein Name war im Katasteramt vermerkt. Nur über den Grund dieser Transaktion war leider nichts zu erfahren.
    Es stellt sich uns nun die Frage, Marie, hat Bigou nur diese Platte oder vielleicht auch den Inhalt des Grabes nach Rennes gebracht? Und wo befindet sich die Platte heute? Du siehst also, wie wichtig es für mich ist, dass du mir heute nacht hilfst. Ich habe nämlich einen bestimmten Verdacht“, sagte er mit verräterisch glänzenden Augen.
    „Eigentlich hatte ich ja Madame Moriseau versprochen ...“
    „Sag der Moriseau, dass du morgen zu ihr kommst. Die Sache verträgt keinen Aufschub. Und das Wetter wird in Kürze umschlagen. Ich spüre es deutlich. Meine Knie, du weißt schon. Ich kann Antoine nicht einweihen und auch nicht deinen Vater. Nur du kannst mir helfen. Du liebst mich doch Marie, nicht wahr? Weck mich also um halb zehn mit einem starken Kaffee. Ich will jetzt etwas ruhen.“

    Wenn ich nun erzähle, dass diese Nacht ganz so war, wie man sich eine einsame Nacht auf einem Totenacker vorstellt, so wird man darüber vielleicht müde lächeln. Da hört man Käuzchen klagen, den Wind um die Friedhofsmauer heulen und die armen Seelen, die noch nicht zur Ruhe gekommen sind, in ihren Gräbern wimmern.
    Es war aber in der Tat so. Von überallher drangen seltsame Geräusche an mein Ohr. Das Rascheln der Blätter im Geäst der knorrigen Eichen und Buchen, das andauernde undefinierbare Ächzen und Klagen der alten Steine und Gemäuer ließen mir kalte Schauer den Rücken hinunterlaufen. Asmodis Gefolge war am Werk in dieser Nacht, und ich hatte Angst, obwohl ich Bérenger an meiner Seite wusste. Einige wenige, ziemlich hoch stehende Sterne und die dünne Sichel des Mondes tauchten die ganze Szenerie in ein kaltes, abweisendes Licht. Der Herbst war nicht mehr weit. Gespenstische Nebelfetzen zogen über die Gräber und die alten Eiben hinweg, so dass wir mitunter Mühe hatten, einander zu erkennen. Und es roch tatsächlich nach baldigem Regen. Bérengers Knie hatten nicht getäuscht.
    Nachdem er in aller Eile, und natürlich keineswegs planlos, wie ich wusste, bestimmte uralte Gräber aufgebrochen und die Gebeine auf den klapprigen Handwagen geworfen hatte, schritt er zielstrebig auf das Grab der Marie d`Hautpoul-Blanchefort zu. Dort angekommen, hielt er inne. Er lupfte vorsichtig das dunkle Tuch, das er in der Sakristei über die Petroleumlampe gehüllt hatte, so dass die Lampe das Grab ausleuchtete. Ich sah halbverwitterte, beinahe unleserliche Lettern, die ich noch nie beachtet hatte.
    „Was bedeuten diese Buchstaben, Bérenger?“
    Bérenger bückte sich und fuhr jeden einzelnen mit der Fingerspitze nach.
    „Warte, warte ... E ... T ... I ... N ... A ... R ... Guter Gott, ich wusste es! Die Arcadia-Platte!“ stieß er nach einigen Sekunden atemlos hervor, stellte die Lampe auf den Stein und kniete sich nieder, um die Inschrift noch genauer zu inspizieren. „Hundertmal oder mehr bin ich hier vorübergegangen, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Ich bin ein Dummkopf gewesen - nein, was sage ich, un abruti – ein Idiot! Ja, ein Idiot ... Auf zwei Spalten verteilt, getrennt durch einen Pfeil und obendrein vertikal zu lesen ... Raffiniert, äußerst raffiniert, griechische und lateinische Buchstaben! Links steht Et in Arc und auf der rechten Seite adia ego . Der Spruch des mysteriösen Grabmals auf dem Gemälde. Die rechte Spalte beginnt obendrein mit dem Alpha und endet mit dem Omega.´Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende.`
    Das Alpha und das Omega“, sagte er noch einmal nachdenklich. „Wir sind am Ziel, Marie!“
    Auch ich kniete mich jetzt nieder, um die seltsame Inschrift zu betrachten.
    „Und was steht hier geschrieben?“ fragte ich. „ Réddis-Régis , und darunter Cèllis-Arcis . Das
    ergibt doch keinen Sinn , oder?“
    „ Du gibst zurück ... des Königs ... “, übersetzte Bérenger stockend. „Wirklich sonderbar, damit muss man sich näher beschäftigen.“
    „Und dort, weiter unten, Bérenger, da sind ganz merkwürdige Zeichen, siehst du sie, oberhalb dieses seltsamen Tieres?“
    „Rede doch nicht so laut, Marie!“ herrschte er mich flüsternd an und wischte zugleich mit dem Zipfel seiner alten Joppe und mit viel

Weitere Kostenlose Bücher