Marie + Leo = Liebe (German Edition)
und nicht schlafen konnte, immer wieder in ihren
Kopf schob und immer präsenter wurde: Beim KSK war es gefährlich. Was, wenn Leo
etwas zustieß?
Obgleich sie es nicht wollte,
malte sie sich die fürchterlichsten Horrorszenarien aus.
Sie wusste nicht, was schlimmer
wäre: wenn Leo starb oder wenn er so schwer verwundet würde, dass er nie wieder
ganz gesund werden konnte.
Marie kannte Leo nun seit
sechzehn Jahren und wusste nur zu gut, dass er damit nicht fertig werden
könnte.
Ein einziges Mal hatte sie
versucht mit ihm über ihre Ängste zu sprechen. Seine Reaktion hatte ihr
gezeigt, dass sie dieses Thema besser nicht noch einmal anschnitt.
Sie nahm diese Rücksicht, denn
es war offensichtlich, dass sie seine Meinung nicht ändern konnte. Da wollte sie
es ihm nicht schwer machen.
Als er nach dem offiziellen
Teil der feierlichen Veranstaltung auf sie zu kam, ließ sie sich von ihren
widerstreitenden Gefühlen nichts anmerken und strahlte ihn an.
„Schön, dich zu sehen“, seufzte
er und drückte sie fest.
Manchmal vergaß Leo, dass er
für Marie ein bisschen zu stark war. Sie sagte aber nie etwas. Irgendwie mochte
sie es, von ihm halb zerquetscht zu werden. Selten genug hatte sie die
Möglichkeit, ihm so nahe zu kommen.
Während sie sich miteinander
unterhielten, fiel ihr auf, dass sein Blick immer wieder über die
herumstehenden Grüppchen glitt. Die Eltern seiner Kameraden waren fast alle
gekommen. Sie verstummte.
Ein Gespräch über ihr neues
Sommerkleid war in Anbetracht der Richtung, in die seine Gedanken gerade
gingen, alles andere als angebracht.
Marie lächelte leicht
säuerlich. An sich war Kai ein netter Kerl, doch mit seinem Humor konnte sie
nichts anfangen.
Schon unzählige Male hatte sie
Leo dazu aufgefordert, sie in Schutz zu nehmen, wenn Kai sie mal wieder aufzog.
Aber darüber lachte Leo immer bloß und meinte, sie solle sich nichts daraus
machen, so sei Kai nun einmal.
Das war gut und schön, fand
Marie. Bei diesem Thema hörte der Spaß für sie allerdings auf.
„Komm schon, Marie.“
Kai knuffte sie in die Seite.
Sie saß zwischen ihm und Leo auf dem Sofa. Gerade war Werbepause, sie konnte
sich also kurz von dem völlig sinnentleerten Ballerfilm ,
den Leo und Kai fachmännisch analysierten, erholen.
Die beiden hatten einen
Heidenspaß daran, ihr Vorträge über das Geschehen auf dem Bildschirm zu halten.
Sie erläuterten Nahkampftechniken, die Entschärfung von Sprengkörpern und das
Aufspüren von Landminen zwar recht anschaulich und verständlich, doch gerade das
war schließlich das Problem.
Sobald in einem Film gekämpft,
geschossen oder Krieg geführt wurde, sah Marie nicht mehr Bruce Willis, Tom
Cruise oder schlimmstenfalls Sylvester Stallone, sondern Leo. Das suchte sie
stets zu vermeiden, denn ihre Träume waren so schon plastisch genug.
„Gib doch ruhig zu, dass du in
Leo verknallt bist. Jetzt, wo du wieder Single bist, steht eurem Glück doch
nichts mehr im Wege.“
Leo lachte laut auf. Noch
lauter als sonst, wenn Kai mit seinen Sprüchen anfing.
Er legte Marie den Arm um die
Schulter, zog sie dicht zu sich heran und drehte ihren Kopf so, dass sie in
Kais Richtung sah.
„Als Verlobte grüßen Marie und
Leo“, prustete er.
Sie sah ihn ernst an, während
Kai sich ausschüttete vor Lachen.
Leo wich ihrem Blick aus.
Kai beruhigte sich nur langsam
wieder. Was hatte er bloß für einen Narren daran gefressen, sie damit
aufzuziehen? Wie kam er überhaupt darauf? Marie hatte ihm doch nie etwas
erzählt. Himmel, nicht einmal Leo selbst hatte eine Ahnung davon, dass er für
sie schon sehr, sehr lange mehr war als ihr bester Freund.
Nur Ricarda und Maries Mutter
wussten davon. Sie hatte ihnen als Vierzehnjährige das Versprechen abgenommen,
niemandem jemals davon zu erzählen. Soweit sie wusste, hatten sie sich daran
gehalten.
„Im Ernst, das ist doch
Schwachsinn.“
Leo vermied es noch immer, sie
anzusehen.
„Oder, Marie?“
Dieser drängende Tonfall in
seiner Stimme. Ihr wurde übel. Warum musste er unbedingt von ihr hören, was
ohnehin auf der Hand lag: dass aus ihnen nie ein Paar werden würde. Ahnte er
etwas und wollte sie deshalb dazu bringen, es auszusprechen? Sie schluckte.
Plötzlich war es furchtbar warm im Zimmer.
„Klar.“
Marie zwang sich zu einem
Grinsen.
„Noch jemand Chips?“, fragte
sie, indem sie schon aufsprang und sich auf den Weg in die Küche machte.
Sie würde sie Fassade den Abend
über schon noch aufrecht halten
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