Marie + Leo = Liebe (German Edition)
das heute so anstrengend für dich wird, wegen
der Schuhe und so“, hob er an. „Da hab ich halt gedacht, du musst ein bisschen
entspannen.“
Ehe sie etwas entgegnen konnte, zog er sie am Arm zur Badezimmertür. Dort
nahm er ihr Bolerojäckchen, das für diese Jahreszeit viel zu kalt war, in
Empfang und öffnete schwungvoll die Tür.
„ Ta -da!“
Marie verschlug es die Sprache. Ihr ganzes Badezimmer war voller Kerzen.
Leo hatte ihre iPod-Dockingstation in eins der Regalfächer gestellt und ließ
leise Loungemusik laufen. Weshalb hatte Leo Loungemusik auf
seinem iPod?
„Geh mal rein“, drängte er und stupste sie in den Rücken, sodass sie zwei
Schritte nach vorn machte.
Er hatte ihr in der Badewanne ein Fußbad eingelassen, in dem Rosenblätter
schwammen und das verdächtig nach diesem teuren Badezusatz roch, von dem sie
ihm erzählt und den sie nicht gekauft hatte, weil man damit in Afrika
mindestens einen Brunnen hätte bauen können.
„Warum machst du das?“, fragte sie.
Er trat von einem Bein aufs andere und fasste sich an die Nase.
„Na, du bist doch mein bester Kumpel“, erklärte nach einer etwas längeren Denkpause.
Marie erhob sich von ihrem
Stuhl, als Dr. Pflippen an Leos Bett trat.
„Frau Claaßen ,
ich habe eine gute Nachricht für Sie“, begann er ohne Umschweife.
Als Oberarzt im
Militärkrankenhaus gewöhnte man es sich schnell ab, die Zeit mit so profanen
Dingen wie höflichen Begrüßungen zu verschwenden.
Maries Gesicht hellte sich auf.
Sie straffte ihren Rücken und strich sich die Haare, die sie sich zu einem
nachlässigen Pferdeschwanz gebunden hatte, aus der Stirn.
„Der Zustand Ihres Partners hat
sich stabilisiert. Wir werden heute Nachmittag versuchen ihn aus dem Koma zu
erwecken“, kündigte Dr. Pflippen an.
Der Gesichtsausdruck der jungen
Frau mit den durchaus beachtlichen Ocken , pardon,
Locken war herzerweichend.
„Versuchen?“, echote sie.
„Wieso versuchen? Die Schwester hat doch letzte Woche gesagt-“
Dr. Pflippen war es müde, ständig geradezubügeln , was die
Schwestern durch ihre unbedachten und natürlich auch völlig unqualifizierten
Äußerungen verbrachen. Schließlich hatte es einen Grund, dass er hier der
Oberarzt und die nur das Fußvolk waren.
„Nun, wir werden sehen“,
orakelte er und machte sich aus dem Staub.
Marie schwankte zwischen Bangen
und Glückseligkeit. Ganz so optimistisch wie sie sich gern gefühlt hätte, hatte
Dr. Pflippen nicht geklungen. Im nächsten Augenblick
hatte sie diese düsteren Gedanken bereits wieder vergessen.
Leo war ein echter Kerl. Dr. Pflippen war normale Soldaten gewohnt, die hier mal eben
einen eingewachsenen Zehennagel entfernen ließen, was wusste der also schon von
wahren Helden wie ihr Leo einer war? Keine Frage, es würde alles gut gehen.
Morgen früh um dieselbe Zeit
würde Leo schon wieder mit ihr scherzen oder, was wahrscheinlicher war, über
sie. Marie musste lachen, als sie sich vorstellte, was Leo wohl dazu sagen
würde, dass sie Tag und Nacht hier bei ihm am Bett gesessen und irgendeinen
Unsinn geschwafelt hatte, bloß um überhaupt etwas zu sagen. Beinahe hoffte sie,
dass er davon nichts mitbekommen hatte, denn darüber würde er sich sonst wohl
noch bei ihren Enkelkindern lustig machen.
Marie fuhr mit der Hand über
ihren Bauch. Es war so schade, dass sie die erste Woche im Bewusstsein ihrer
Schwangerschaft nicht mit Leo hatte teilen können. Aber eine Woche war doch
letztendlich irrelevant, oder etwa nicht?
Sie hatte Leo noch nichts davon
gesagt, dass sie beide bald ein Baby haben würden. Seine Reaktion auf diese
fantastischen Neuigkeiten wollte sie live erleben.
Dass es fantastische
Neuigkeiten waren, dessen war sie sich nun sicher. Die Zweifel von vor gut
einer Woche waren wie weggeblasen. Wenn diese schrecklichen Tage, in denen Leo zwischen
Leben und Tod geschwebt hatte und nicht ansprechbar gewesen war, zu irgendetwas
gutgewesen waren, dann dazu, Marie vor Augen zu führen, wie sehr sie ihn
liebte. Dass sie nicht ohne ihn leben wollte. Und dass ihr größter Wunsch war,
mit ihm eine Familie zu gründen. Notfalls sogar unter der Bedingung, dass sie
ihre Kinder allein aufzog, während deren Vater fern der Heimat Leute erschoss,
die es verdient hatten.
„Und?“, fragte Ricarda.
Marie schrak auf. Sie hatte gar
nicht bemerkt, dass Ricarda sich neben sie gesetzt hatte.
„Heute Nachmittag wird er aus
dem Koma geholt“, verkündete Marie strahlend.
Ricarda
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