Marienplatz de Compostela (German Edition)
vorstellen, Frau Saiter? Sie ist an den Montagen immer mit im Büro und kümmert sich um die Zahlen, jaja die Zahlen, Zahlen, Zahlen.« Hihihihihi.
Tatsächlich. Im Schutz des mächtigen Gummibaums saß eine Frau.
Lara Saiter sah in dunkle, funkelnde Augen. Sie war einige Jahre jünger als Schott, sehr schmal und hatte kurze schwarze Haare, wie Lara Saiter selbst. Die dunkle Hose mit der hellen Bluse wirkte sehr edel. Eine dünne Goldkette mit aufwendigen Komplikationen glänzte am Hals.
Lara stutzte kurz. Man hätte sie beide für Schwestern halten können. Doch Martha Schott, wie sie sich mit Namen vorstellte, war die sehnige, die androgyne Variante. Wo Lara Saiters sinnlich volle Lippen ein dezentes Rot zeigten, erschien bei Martha Schott ein schmaler Strich, wo sich Lara Saiters Brüste wölbten, faltete sich bei Martha Schott die teure Seidenbluse. Gleichwohl fiel beiden Frauen ihre äußere Ähnlichkeit auf und ließ darum einen längeren, verblüfften Augenblick des Fixierens entstehen. Schott’s Kichern war vorübergehend verstummt. Lara Saiter fixierte ihn. Wie kam dieser Mann zu einer solchen Frau?
Martha Schott goss Kaffee in die Tassen. Man saß bequem auf dem Leder, das sich weich anfühlte, einen aber nicht versinken ließ.
Schott hatte den Sessel für sich herangerückt.
Auf dem Sofa nahmen sie und Martha Schott jeweils eine Seite ein.
Die dunkle Stimme dieser Frau vermittelte innere Kraft und Souveränität, als sie fragte: »Ist Ihnen meine Anwesenheit recht? Ich kann auch gehen, wenn es erforderlich sein sollte meinen Mann unter vier Augen zu befragen.«
Lara Saiter verneinte.
Der Kaffee schmeckte vorzüglich und erfüllte die Erwartungen, die der Geruch geweckt hatte.
Sie war sich über ihre Einschätzung nicht ganz klar, wie so oft, wenn sie komplexen Persönlichkeiten begegnete. War Schott ein clownesker Geschäftsmann oder verbarg er hinter der Clownerie seine Härte? War ihm seine Frau nun sympathisch, oder wirkte sie eher abstoßend?
»Ich bin gekommen, um Ihnen einige Fragen zu Tobias Siebl zu stellen«, begann sie.
Schott ließ ein geplagtes Stöhnen hören. »Worum könnte es auch sonst gehen, als um Tobias Siebl. Dieser junge Mann beschäftigt uns wirklich über die Maßen.«
»Wir suchen nach ihm und uns interessieren insbesondere die Umstände des Konflikts zwischen ihm und Anne Blohm. Ich gehe davon aus, Sie sind darüber informiert?«
Schott sah traurig zu Boden und nickte. »Jaja … ich weiß. Siebl … sein Vater … er hat mich über das Verschwinden von Frau Blohm informiert. Ich bin darüber völlig entsetzt. Es ist für mich unvorstellbar. Er war hier … sah schrecklich aus … hat sich mit seinem Sohn geschlagen.«
»Mit seinem Sohn?«
»Ja. Jetzt sucht er ihn, weiß nicht, wo er sich aufhält.«
Lara Saiter war überrascht. Das hatte sich schon gelohnt hierherzukommen. »War der Konflikt mit Tobias Siebl maßgeblich für den Ausstieg von Anne Blohm aus Ihrer … Firma? Kann man es Firma nennen?«
»Unternehmen klänge besser und käme der Sache auch näher. Danke aber, dass Sie fragen. Ja, nun zu Tobias Siebl. Es war eine sehr hässliche Situation, die aber nichts mit dem Ausscheiden von Frau Blohm aus dem Unternehmen zu tun hat.«
»Nicht?«
»Nein. Wir werden noch darauf kommen.«
Wie meinte er das? Lara ging zunächst nicht darauf ein und wollte abwarten. »Gut. Was hat Tobias Siebl getan?«
»Er hat sie mehrfach in körperlicher Weise bedrängt, sie vor ihrer Wohnung abgepasst … S talking lautet der Terminus wohl in neuestem Neudeutsch«, Schott fuhr mit der Hand durch die Luft, als reichten seine Worte alleine nicht aus, um zu erklären, »ein junger Mann, der sich, und insbesondere seine Gefühle nicht unter Kontrolle hat. Es ärgert mich, es ärgert mich so sehr, denn ich war von Anfang an gegen eine Integration dieses Kerls in eines unserer Angebote. Doch Siebl sein Vater … Sie müssen wissen, wir kennen uns schon sehr lange und pflegen einen freundschaftlichen Umgang miteinander, ein freundschaftliches Verhältnis beinahe«, Schott musste tief und laut ausatmen, bevor er weitersprechen konnte, »… also ich fühlte mich ihm verpflichtet, und genau das war mein Fehler, von meinen Prinzipien abzuweichen…«, er machte eine Pause, was die Bedeutung dessen, was er sagen wollte, steigern sollte, und sah Lara Saiter auffordernd an.
Sie blieb gelassen sitzen, dachte aber, jetzt komm schon, erzähl es ganz einfach.
»Sie müssen
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