Marienplatz de Compostela (German Edition)
seine Vorgesetzte geworden. Hatte er davon Kenntnis?«
»Nein. Frau Blohm sollte für ein Jahr auf ihre Wanderschaft gehen. Wir wollten in dieser Zeit die personellen Verhältnisse klären und sie hätte nach ihrer Rückkehr die Leitung übernommen. Ein entsprechender Vertrag wurde vorbereitet.«
Lara Saiters Handy gab ein Surren von sich. Eine SMS . Sie unterdrückte den Reflex nachzusehen, worum es ging.
Martha Schott hatte das Surren auch gehört. Sie hielt Lara Saiter während des ganzen Gespräches fest im Blick und wechselte nur manchmal zu ihrem Mann. Diese Polizistin gefiel ihr, sie gefiel ihr sehr. Andere hätten in äffischer Manier sofort zum Handy gegriffen, um irgendeine Belanglosigkeit zu erfahren, womit sie die besondere Stimmung einer Situation zerstört hätte. Diese Frau blieb gelassen. Sollte surren, was und wer da wollte. Klasse.
Sie fragte: »Erlauben Sie mir bitte eine Frage, Frau Saiter. Aus welchem Grund ermittelt denn das Landeskriminalamt in diesem Fall?«
Lara Saiter machte eine Geste, um Zeit zu gewinnen. Was sollte sie auf diese Frage antworten?
»Anne Blohm ist im Ausland verschwunden, in Frankreich. Aus diesem Grund sind wir zuständig – Auslandsermittlungen. Dafür sind wir zuständig.«
Martha Schott sah betroffen zu ihrem Mann. »In Frankreich?«
Wieder surrte das Handy. Irgendetwas Dringendes musste anliegen.
Martha Schott war gespannt, was sie nun tun würde.
Lara Saiter lehnte sich zurück und fragte: »Wie hat sich diese Konzentration auf den sozialen Sektor ergeben, Herr Schott? Sie erzählten mir vorhin, sie stammten aus einer Unternehmerfamilie, dieses Haus hier ist sozusagen der – Familiensitz?«
»Interessant, dass Ihnen das auffällt, Frau Saiter. Die Schotts haben nichts mit der Glasdynastie zu tun, wobei das auch nicht schlecht wäre, ja, hihihihi. Nein. Mein Urgroßvater«, er zeigte nach hinten zum Gemälde, »der hat aus einer kleinen Eisenwarenhandlung einen eisenverarbeitenden Betrieb gemacht, hier in München. Alles Mögliche. Als mein Vater starb, befand sich die Metallbranche in einer schweren Krise und seine drei Kinder hatten zu viel vom Flowerpower in Nase und Geist bekommen, als sich dann noch um eine Eisenbiegerei kümmern zu wollen. Die Fabriken wurden geschlossen, das Erbe geteilt und jeder konnte etwas Neues beginnen. Meine Schwester ist Künstlerin und lebt in Italien«, er deutete wieder nach hinten zum Gemälde, »kann man sich auch leisten mit so einem Opa. Ihre Kunst wird niemals in den Bereich einer ökonomischen Größe gelangen. Mein Bruder hat ein Finanzdienstleistungsunternehmen in Frankfurt und ich mache in Hilfsindustrie. So ist das.«
Martha Schott spürte, dass Lara Saiter nun keine Fragen mehr hatte. Sie konnte sie nicht so einfach gehen lassen: »Liebe Frau Saiter, auch wenn Sie es als ungewöhnlich empfinden, es ist aber doch so, dass ich sehr beeindruckt bin von Ihnen. Ich würde Sie gerne wieder treffen. Sie müssen wissen, mein Mann und ich, wir sind in keiner Weise so spießig, wie dieses Haus hier eingerichtet ist und auf Sie wirken mag. Wir sind in … allen Dingen … sehr offen. Es wäre doch schön, wenn wir uns einmal treffen könnten, bei uns zu Hause, oder? Was halten Sie davon?«
Lara Saiter stockte der Atem. Sie hielt ihre Gesichtszüge im Zaum und lächelte Martha Schott an. »Oh, vielen Dank für die Einladung. Auch ich habe dieses Treffen hier als sehr angenehm und spannend empfunden. Mein Beruf bietet doch immer wieder die Möglichkeit interessante Menschen kennenzulernen. Im Moment allerdings habe ich keinen Freiraum. Der Fall Blohm … Sie verstehen.«
Martha Schott verstand. »Sie haben unsere Kontaktdaten. Marianne wird Ihnen meine direkte Durchwahl geben. Sicher wird es ruhigere Zeiten für Sie geben.«
Lara Saiter stand auf und verabschiedete sich. Sie ging mit gemessenen Schritten durch den Park zurück zur Straße und spürte, von mindestens einem Augenpaar verfolgt zu werden. Am Auto hielt sie inne. Verrückte Sache. Sie hatte bei Schott und seiner Frau mehr erfahren, als sie zuvor erwartet hatte und doch wusste sie nun weniger als zuvor.
Sie las die SMS und rief sofort bei Hartmann zurück, wie der es verlangt hatte.
»Wo bist du?«, fragte er vorwurfsvoll.
»Ja bei diesem Schott war ich. Das wisst ihr doch. Was ist denn los?«
»Ach so, nach Tobias Siebl hast du gefragt. Das brauchen wir nicht mehr. Du musst kommen. Hier ist die Hölle los.«
»Wo ist die Hölle los und
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