Marienplatz de Compostela (German Edition)
Weiss.
Der Pinzgauer Sepp lachte. »Ja, ja. Zur Sache. In der S-Bahn ist er einer Kollegin von uns aufgefallen. Sein Piercing ist echt pompös. Sie war alleine unterwegs und hat ihn bis hierher verfolgt und uns verständigt. Er ist jetzt vorne, im Wettbüro in der Lothringer Straße. Hat zuvor ne ganze Weile mit nem anderen Typen am Schaufenster vom Waffen Krauser rumgelungert. Wir hatten schon gedacht, die hätten da was am Laufen und so. Waren recht hitzig am Diskutieren, die zwei. Wir haben eine offene Seite – die Lothringer Richtung Weißenburger Platz, da ist noch niemand postiert. Wäre vielleicht auffällig, wenn wir da nachspringen müssen, falls er nach hinten weggeht. Die zwei waren vorhin auf hohem Niveau spazieren … in der Lothringer, bei der acht vorne, sind sie in den Innenhof und dann nach hinten raus in die Rosenheimer und über die Orleansstraße wieder zum Wettbüro. Ich dachte schon die fangen das Schütteln an … war aber nicht so, die kennen sich eben aus hier. Könnte schwierig werden, bei den ganzen Hinterhöfen, Tiefgaragen und Verbindungen zwischen den Blocks. Mit Observation ist da Sense.«
Er unterbrach und sah die beiden fragend an, »Lothringer, hm? Einer von euch vielleicht?«
Batthuber übernahm das.
»Wir stehen hier auch schon ne Weile rum und sollten uns mal davonmachen. Wir tauschen mit den Kollegen an der Rosenheimer. Könntest du dann vielleicht hier bleiben?« Der Pinzgauer Sepp hatte Weiss angesehen.
»Sicher könnte ich. Ist aber auch blöde hier so rumzustehen.«
»Na du fällst nicht auf!« hatte dem Pinzgauer Sepp schon auf den Lippen gelegen, aber er zeigte in die Orleansstraße. »Da ist das Café Toulouse. Von da hat man einen guten Blick auf den Südeingang zum Ostbahnhof. Ich vermute, er wird wieder dahin zurückgehen, um mit der U- oder S-Bahn zu verschwinden. Das übernehmen wir, also die Kollegen von unten. Bis dann. Handynummern sind ausgetauscht?«
Weiss bestätigte.
Es war wenig los im Café Toulouse. Er schnappte einen der freien Hocker, die im breiten Fenster standen und sah hinaus. Wirklich ein feiner Ausguck. Links das Busterminal am Orleansplatz, vor ihm der Fußgängerüberweg, rechts der breite Fußweg, der die Orleansstraße begleitete. Perfekte Wahl. Er war zufrieden und studierte die Karte. Im Café Toulouse gab es als Snack Tramezzini, bei den warmen Getränken alle modischen, italienischen Kaffeekreationen, die Weinseite listete Barolo, Montepulciano und Chianti auf. Allein ein Salat Nizza hatte einen Hauch von Frankreich, von Süden, von Wärme und von – Finesse. Na ja, ist wohl eher Café Napoli , murrte Weiss in Richtung der Glasfront und bestellte einen Espresso. Das Geld legte er gleich auf die glänzende Furnierplatte des bauchhohen Servierbretts.
Die Bedienung betrachtete es skeptisch aus den Augenwinkeln.
In Italien machte man das so, wusste Weiss. Er beugte sich vor und sah die Orleansstraße hinauf. Gar nicht weit von hier war der Brünnstein, ein altes Münchner Wirtshaus, mit groben Tischen und Bänken, Stühlen mit weichen Polstern drauf. Die Milzwurst gab es nirgends besser, wenn es die überhaupt sonst noch wo gab. Da wäre er jetzt gern wieder einmal gesessen.
Sein Handy surrte. Eine SMS . zielperson > obhf
»Ja super«, knurrte er, »mit SMS pfuschen die hier rum.« Er sah die Orleansstraße runter. Der Typ kam also in seine Richtung. Er wurde nervös. Wie hatte dieser Siebl noch mal ausgesehen? Einmal war ein Foto von ihm rumgegangen, aber er bekam keine signifikanten Gesichtszüge mehr zusammen.
Sein Handy surrte wieder. nn pos obhf
Dreck! Die anderen waren also noch nicht auf ihrer Position drüben am Ostbahnhof. Der Heini musste aber auch gerade während des Wechsels loslaufen.
Batthuber rief gleich drauf an und kam sofort zur Sache. »Der ist einsachtzig, sehr schlank, dunkle Haare, auf Ohrhöhe fast glatzenhaft rasiert und im Gesicht jede Menge Piercings. Ich schau, dass ich ihm hinterherkomme. Bin noch in der Pariser …« Er legte auf.
Fitter Kerl, so ein fitter Kerl, ging es Weiss durch den Kopf, denkt für andere mit und sogar für mich. So einer, ja so einer durfte doch ein freches Maul haben, Mensch, ja so einer musste sogar ein freches Maul haben. Das musste man dann ertragen. Noch viel mehr, als die ganzen Penner und Schlafmützen, die ihre Büros als Schlafstätte missbrauchten.
Er identifizierte Tobias Siebl, der am gegenüberliegenden Trottoir dahergeschlichen kam. Seine Schritte waren
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