Marienplatz de Compostela (German Edition)
Bett und dem großen Fenster zum Park hin. Einige Dielen knarzten, als sie über den Gang in das Bad ging, das direkt gegenüber lag. Wieder zurück im Zimmer, öffnete sie das Fenster und hielt inne.
Ein Käuzchen hatte gerufen, aber da war noch etwas anderes zu hören. Eine Stimme. Sie lauschte in die Dunkelheit. Jetzt, wo sie sich darauf konzentrierte, störten die Grillen und Zirpen.
Es war die Stimme von Laurenz Bohden; zweifelsfrei.
Mit wem sollte er da unten sprechen?
Ein Satzfragment bekam sie deutlich zu hören. »… möglichst früh, komme möglichst früh.«
Es konnte nur ein Telefonat sein, denn die Antwort eines anderen Menschen blieb aus. Ja, er telefonierte. Aber er hatte doch gesagt, das Telefon wäre defekt wegen der Baggerarbeiten, was nachvollziehbar und glaubhaft erschienen war. Sie hatte gar nicht daran gezweifelt. Und nun? Ihr Herz schlug höher. Sie war enttäuscht und wusste eine schlaflose Nacht vor sich. In ihr war mehr Trauer als Ärger zu verspüren. Ein Blick zur Zimmertür ließ erkennen, dass sie abschließbar war. Der Schlüssel steckte. War es angebracht ein Möbelstück davorzuschieben? Den kleinen Tisch vielleicht, der neben dem alten Sessel stand?
Müde ließ sie sich auf das Bett fallen. Gute Matratze. Ganz anders, als es das altmodische Gestell hätte erwarten lassen. Was war das nur für ein Tag gewesen?
Sie zog das rechte Bein an und rieb an der Stelle, an der das Halfter für die Knarre gesessen hatte. Wenn man es länger trug als für die Dauer eines normalen Bürotags, zumal an heißen Sommertagen wie heute, dann begann es zu jucken und zu kneifen, aber sie wollte das Ding am Körper tragen und nicht ständig eine Handtasche mitzerren müssen. Ein Schulterholster kam schon aus rein ästhetischen Gründen nicht infrage. Außerdem rechnete hier im braven Bayernland niemand mit einem Beinholster. Das kannte man nur von niederträchtigen Typen oder Bullen aus fiesen amerikanischen Filmen.
Es war unmöglich an Schlaf überhaupt zu denken. Vor dem Fenster liefen die schrillen Klänge einer einsamen Sommernacht ihrem Höhepunkt zu. Nur selten kam ein kühler Hauch daher und wehte über die Haut. Sie stand auf und sah nach unten. Kein Lichtschein mehr aus dem unteren Fenster. Ob er schlafen konnte? Auch für ihn musste es ein besonderer Tag gewesen sein. Das hatte sie ihm angemerkt und gespürt. Seine Stimme von vorhin hatte ihren Argwohn, ihr Misstrauen aufblühen lassen. Sie lag still und wartete und lauschte in die Nacht, die so schön und friedlich hätte sein können.
Es machte auch keinen Sinn zum Auto zu gehen und zurückzufahren. Es war nicht wenig Wein, den sie getrunken hatte und was hätte es gebracht anzurufen? Die anderen waren sicher zu Hause und schliefen schon selig. Wozu hätte sie anrufen sollen? Um Gute Nacht zu sagen? Nein. Lara Saiter entwickelte einen Plan.
*
»Das mit Lara macht mich ganz verrückt«, sagte Bucher, »wir rotieren hier und sie geht verschütt. Das ist noch nie passiert … das ist ihr noch nie passiert. Sie hätte sich immer und unter allen Umständen gemeldet, angerufen, Brieftauben geschickt … sonst was.«
Er trat an das Fenster. Grelles Scheinwerferlicht bestrahlte den einsamen Innenhof des LKA . Es war Nacht geworden.
Die anderen drei hingen müde im Büro herum, wie Möbelstücke. Weiss war dazugekommen. Allen war mulmig zumute. Er lenkte das Gespräch weg von Lara. »Was ist mit diesem Bauunternehmer? Gibt’s da was Neues?«
Batthuber drückte sich von der Wand weg, als er Bericht erstattete. »Der Tatzinger ist auf Mallorca, wo er eine Villa hat. Wir haben aber den Prokuristen herausbekommen. Ich war bis vorhin bei dem am Haus und habe gewartet. Jetzt ist da eine Streife, die ihn sofort abfängt, wenn er nach Hause kommt. Anders als über ihn kommen wir nicht an die Informationen ran. Nicht vor Bürobeginn.«
»Und dieser … Hirzinger … den habt ihr wieder laufen lassen?«
Bucher drehte sich um. »Ja. Der kommt uns erstens nicht aus und er hat zweitens nichts mit der Sache zu schaffen.«
»Die Fahndung nach Andy Prack, die läuft? Mit Zugriffsfreigabe?«
»Ja«, bestätigte Bucher, »wenn er aufläuft – Festnahme. Keine Zicken mehr, wie bei Siebl.«
»Damit konnte ja keiner rechnen«, sagte Weiss.
»Trotzdem«, kam es bestimmt von Bucher.
Es entwickelte sich keine rechte Diskussion. Allen war deutlich – nur die Zieladresse der Holzcontainer konnte im Moment weiterhelfen.
Ein Telefon düdelte und
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