Marienplatz de Compostela (German Edition)
Wegen, von den Beziehungen und Ministerien … Sie wissen was ich meine. In München standen damals schon zwei Villen. Da wohnte die andere Sippschaft. Ja, so war das. Ich bin hier draußen aufgewachsen und als Kind natürlich immer an der Isar zum Spielen gewesen und oft drüben bei der Fabrik. Habe mich da hingeschlichen und zugeschaut. Es hat mich fasziniert, diese schiere Kraft der Technik. Der schwere Kran, der langsam durch die Halle glitt und an seinem Haken Werkstücke von unvorstellbarem Gewicht transportierte. Als Kind habe ich das nicht bemerkt, aber zu dieser Zeit lag die Fabrik schon in ihren letzten Zügen und bald darauf war auch Schluss. Mir hat dieses Monstrum aber eher Furcht eingeflößt, als dass es meine Begeisterung für die Schwerindustrie hat wecken können.«
»Und was haben Sie beruflich gemacht?«
»Dank unserer Großmutter haben sich in unserer Familie die kaufmännischen und musischen Gene in idealer Weise verteilt, vielleicht fließt sogar das Blut weltberühmter Künstler in uns – zuzutrauen wäre es ihr. Wir sind also Kunsthändler, Juweliere und Musiker geworden – für den anderen Familienzweig waren wir damit sozusagen fahrendes Volk –, eine schiere Zumutung. Das hat sich bis heute so gehalten. Hier die Künstler, dort die Industriellen. Einzig mein Neffe schlägt aus der Art und geht einer sehr technischen Profession nach, wie ich meine, wenngleich er behauptet, es sei etwas Kreatives – er nennt sich Konstrukteur.« Er feixte nach dem letzten Wort und stellte Teller, Besteck und Salatschüssel auf das Tablett.
»Sie müssen gar nicht meinen das zu tragen«, sagte Lara Saiter streng, »ich nehme das Tablett.«
»Sie sind also Kunsthändler?«
»Nein«, antwortete er knapp, um sie weiter raten zu lassen.
»Musiker?«
»Nein.«
»Oh, Juwelier. Das hätte ich nicht gedacht.«
»Was mich freut.«
»Daher auch das Interesse für mein Armband.«
Er hob die Hand. »Gut, dass Sie mich daran erinnern, ich muss meine Lupe noch holen. Ich habe an Ihrem Armband kein berufliches Interesse, es ist auch keine banale Neugier. Ich bin vorhin fast ein wenig erschrocken, als ich es gesehen habe. Aber dazu später. Jetzt habe ich Hunger bekommen, vom vielen Reden. Es ist herrlich …«
Sie gingen hinaus in den Park und es war kaum noch festzustellen, dass Laurenz Bohmen hinkte.
*
Batthuber und Hartmann nahmen Hirzinger in die Mitte. Zenner wartete oben mit Frau Keller. Sie war aufgeregt; beide Hände lagen auf ihrer Brust. Dann war es so weit. Hirzinger wurde nach oben gebracht, sie kam die Treppe herunter und sah ihn aufmerksam an, was ihm nicht verwunderlich erschien, denn er hatte ja Handschellen an. Er lächelte erst verlegen und wich ihrem Blick aus.
Er wurde bis oben vor die Wohnung geleitet.
»Und? Schon mal hier gewesen?«, fragte Batthuber.
Hirzinger schüttelte den Kopf.
Unten wartete Bucher auf Frau Keller. »Haben Sie ihn schon einmal gesehen, hier? War er schon einmal hier?«
Sie schüttelte den Kopf. Immer noch sprachlos vor Aufregung, an einem freien Nachmittag in eine solche Sache verwickelt worden zu sein. Das gab es nicht einmal im Fernsehen.
»Sie haben ihn noch nie gesehen, kennen ihn nicht und er war, soweit Sie das wissen und beurteilen können, nie hier?«, wiederholte Bucher.
»Ich habe diesen Mann noch nie gesehen«, sagte sie tonlos, und erinnerte sich an Krimis, die sie im Fernsehen gesehen hatte, wo Menschen genau so einen Satz gesagt hatten und später hatte sich dann herausgestellt, dass sie gelogen hatten. Sie bekam Angst, denn sie hatte doch die Wahrheit gesagt. Bucher sah ihr blasses Gesicht, nahm sie am Arm und brachte sie zurück in ihre Küche, wo es nach Kaffee roch. Er bedankte sich für ihre Hilfe und ihren Mut. Es sei ganz normal, erklärte er, wenn man da aufgeregt sei. »Wissen Sie was, Frau Keller?«
Sie saß am Tisch in der Küche und sah ihn immer noch zitterig an.
»Wissen Sie was, Frau Keller, uns täte jetzt wirklich ein Kaffee gut.«
Die Erleichterung war ihr anzusehen. Sie stand sofort auf und holte Tassen aus dem Schrank. Bucher ging nach oben.
Zenner, der bislang an der Garage war, stieß dazu. Für ihn war alles neu. So nah war er bisher nicht dran gewesen – immer nur äußere Absperrung.
Er hatte Neuigkeiten: »Im Versteck haben die menschliches Blut nachgewiesen. Eure Leute haben einen Abschlepper bestellt und wollen den Sprinter mitnehmen und in ihrer Halle weitermachen.«
»Hab ich mir schon gedacht,
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