Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marienplatz de Compostela (German Edition)

Marienplatz de Compostela (German Edition)

Titel: Marienplatz de Compostela (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
Vom Netzwerk:
unterbrach das überwiegend stockende, unmotivierte Gespräch. Weiss griff entschlossen nach dem Hörer, obwohl es Buchers Büro war. Die anderen lauschten.
    Weiss fixierte einen imaginären Punkt an der Wand und repetierte die Aussagen seines Gesprächspartners. »Mhm, ah ja … ist angetroffen worden …Mhm, von der Streife … jaja … au weh …. eiijaijai … ojeoje …ohh … ja und nun?«
    Bucher spannte seine Muskeln. Was war nun wieder schiefgegangen?
    Weiss führte das Telefonat schnell dem Ende entgegen, sprach kaum mehr in ganzen Worten, ließ nur mehr Laute hören, bis er endlich auflegte.
    Er blies überschüssige Luft durch die Lippen, dass die flatterten.
    »Was ist los?«, fragte Bucher.
    »Das war die Streife, die auf den Prokuristen gewartet hat. Sie waren kurz weg, weil sie einen anderen Einsatz unterstützen mussten. Als sie zurückkamen, brannte Licht im Haus. Sie … hingegangen und geklingelt. Der Herr Prokurist hat die Tür geöffnet, der Kollege hat seinen Dienstausweis gezeigt und gesagt: Guten Abend, Herr sowieso, wäre es möglich, dass wir einen Augenblick hereinkommen?«
    »Ja, und?«, drängte Bucher ihn weiterzureden.
    Weiss zuckte resigniert mit den Schultern. »Schwächeanfall. Er hat einen Schwächefall erlitten, ist in die Knie gegangen, lag am Boden und hat geröchelt. Dann kam die Frau dazu, völlig aus dem Häuschen, was die beiden fremden Männer an der Haustür mit ihrem Mann gemacht haben. Es ist zum Kotzen, sage ich euch. Gerade sind Notarzt und Rettungswagen mit ihm ins Krankenhaus gefahren … Bogenhausen.«
    »Ja wieso denn Schwächeanfall?«, fragte Hartmann
    »Die siebzehnjährige Tochter von denen war überfällig. Die Eltern waren wohl schon durchgekocht. Dann tauchen in der Nacht zwei Polizisten auf und bitten mitfühlend, mal kurz reinkommen zu dürfen. Der dachte, die überbringen eine Todesnachricht. Das hat ihn weggenommen.«
    Bucher sah erschüttert auf das Telefon und entlud seinen Frust mit einem so gewaltigen Tritt gegen den Rollcontainer, dass die Abdeckung davonflog. Dann stürmte er aus dem Zimmer.
    »Läuft aber wirklich beschissen«, meinte Weiss, »Lara verschwunden, und wir kommen an diese blöde Adresse nicht ran. Es hilft alles nichts, wir müssen bis morgen Früh warten, so bitter das ist.«
    Zenner war Bucher gefolgt und hatte ihn im Erdgeschoss eingeholt. »Warte! Was hast du vor?!«
    »Ich muss mich einfach bewegen, muss Energie loswerden und endlich meine Frau anrufen.«
    Das kannte Zenner. »Ruf zuerst an, ganz kurz wenigstens, und dann lauf weiter. Ich warte oben. Wir könnten eine Runde durch die Stadt fahren. In der Nacht ist sie so herrlich leer, und glaube mir, es tut gut durch eine leere Stadt zu fahren. Man hat das Gefühl, sie sei nur für einen selbst da. Komm wir machen das und Lara wird nichts passiert sein. Ihr nicht.«
    Bucher war stehen geblieben. Er lehnte an der Wand und atmete heftig. »Gut. Ich rufe jetzt an und danach fahren wir durch die Stadt. Das ist eine gute Idee.«
    Miriam hatte in der Tat gewartet und war schon in Sorge. Er sprach von Routine und Vernehmungen, doch klang in seiner Stimme die Lüge mit und sie fragte ganz ruhig: »Was ist passiert?«
    Er antwortete sofort: »Wir versuchen Lara seit dem Nachmittag zu erreichen.«
    Miriam blieb stumm vor Schreck. Damit hatte sie nicht gerechnet.
    Er sprach noch einige belanglose Sätze und legte dann auf.
    Zenner fuhr aggressiv, wütend, rücksichtslos und schnell.
    Als es Bucher zu gefährlich wurde, sagte er: »Ist gut. Mir geht’s schon wieder besser. Habe jetzt schon das Gefühl die Einsteinstraße ist nur für mich da.«
    Zenner grinste und nahm Gas weg.
    Lara Saiter war weggenickt und wachte erschrocken auf. Einen Moment lang musste sie sich orientieren. Wo war sie? Welches Bett war das? Sie richtete sich langsam auf, dehnte und streckte sich. So wie sie vorhin auf das Bett gesunken war, hatte sie der Schlaf erwischt.
    Sie sah auf die Uhr. Mitternacht war lange vorbei. Vom Fenster her strömte in Wellen erfrischend kühle Nachtluft. Sie trat ans Fenster und lauschte hinaus in die mondlose Nacht. Nur die Sterne leuchteten hell – Kassiopeia stand über ihr.
    Nichts war zu hören. Selbst die Grillen waren verstummt. Kein Lichtschein. Völlige Dunkelheit. Für eine Weile nahm sie im Sessel Platz und horchte, um die Geräusche des Hauses kennenzulernen. Diese alten Häuser war nicht stumm, weil sie lebten. Sie bewegten, dehnten und reckten sich, wobei es

Weitere Kostenlose Bücher