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Marienplatz de Compostela (German Edition)

Marienplatz de Compostela (German Edition)

Titel: Marienplatz de Compostela (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
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waren dadurch finanziell gesichert; auffallend war ihre körperliche Leistungsfähigkeit. Eine Zeit lang drehte sich ihre Diskussion um diese Gemeinsamkeiten. So recht brachte sie diese Feststellung aber nicht weiter.
    Bucher begann von vorne. »Es handelt sich um den gleichen Frauentyp, vergleichbare Lebensumstände und Sozialisation. Das deutet auf eine Schnittstelle hin, die sie miteinander verbindet; die müssen wir finden. Doch zunächst einmal zur Chronologie: Kara Schieg verabschiedet sich am vierten Oktober letzten Jahres, startet in München und nimmt die nördliche Route über St. Ottilien nach Augsburg. Von dort geht es auf dem schwäbischen Jakobsweg weiter zum Kloster Oberschönenfeld. Über Bad Wörishofen und Buchenberg will sie nach Lindau. In Buchenberg treffen Augsburger und Münchner Pilgerroute zusammen … dort ist der letzte persönliche Kontakt dokumentiert – am elften Oktober. Das wissen wir von ihrem Bruder, der die Vermisstenanzeige aufgegeben hat. Von Pilgern steht in den Unterlagen allerdings nichts. Das finde ich eigenartig. Wir müssen den Bruder kontaktieren und nach einer Ansichtskarte fragen – ob er eine erhalten hat.
    »Ist schon notiert«, kam es von Lara.
    Hartmann machte weiter. »Nora Bender begibt sich am fünften März auf Wanderschaft – mit einem Unterschied zu den beiden anderen: Sie startet nicht in München, sondern in Freising. Wir wissen inzwischen – es gibt zwei Routen: Aus Böhmen und Franken kommend, läuft alles auf Augsburg zu und von dort geht es nach Süden, wo Lindau das Ziel ist. Von München, Freising und aus dem Ober- und Niederbayerischen her geht es in Richtung Alpenrand und dort entlang bis nach Buchenberg, von wo alle Wege nach Lindau führen. Nora Bender telefoniert letztmalig am neunzehnten März mit ihrem Lebensgefährten von Scheidegg aus, einem kleinen Allgäuer Kurort nicht weit vom Bodensee entfernt. Insgesamt hatte sie zwei Wochen eingeplant und wollte am nächsten Tag von Lindau aus mit dem Zug zurück nach München fahren. Der Kontakt reißt ab und am achtundzwanzigsten März erhält ihr Lebensgefährte eine Postkarte aus Toulouse – zweifelsfrei von Nora Bender geschrieben, wie im Bericht vermerkt ist. Sie schreibt einen kurzen, belanglosen Text, in dem sie mitteilt, bis nach Compostela wandern zu wollen. Das ist für die Angehörigen verwirrend, denn damit lässt sie ihr bisheriges Leben vollständig hinter sich: Partner, Job, Familie, Freunde. Ihr Lebensgefährte meldet sie daraufhin als vermisst und die Kollegen nehmen die Anzeige nur auf, weil er sich recht aufgeführt hat.« Hartmann las den Text der Postkarte vor. » Ihr Lieben, habe mich anders entschieden und freue mich an allem sehr. Werde bis Compostela weitergehen. Liebe Grüße … «, Hartmann sah auf: »Toulouse?! Da wollte sie gar nicht hin. Und wir finden im Juni ihr abgetrenntes Bein im Münchner Norden?«
    Lara Saiter machte es kurz. »Am neunten Mai startet Anne Blohm direkt am Münchner Marienplatz, nimmt die Route in den Pfaffenwinkel über Starnberg, Andechs, Wessobrunn und meldet sich telefonisch ein letztes Mal direkt aus Lindau. Am vierten Juni kommt eine Postkarte aus Orléans. Von ihr geschrieben, der Text verwirrend und inhaltlich nicht ihr zuordenbar, Tränenflüssigkeit im Karton nachgewiesen. Keine daktyloskopischen Spuren unter der Briefmarke, was nahelegt, eine andere Person hat sie spurenneutral aufgeklebt.«
    Bucher stand auf und zog eine Linie an die Magnettafel. Er zeichnete die Monate von Oktober letzten Jahres ein, wie Zentimeterstriche auf einem Lineal. »Ende Oktober verschwindet Kara Schieg, Im März dann Nora Bender und im Juni schließlich Anne Blohm. Von Beginn ihrer Touren bis zum Verschwinden vergehen nie mehr als vier Wochen. Nach einem Monat haben die Angehörigen eine Ansichtskarte aus Frankreich vorliegen. Zwischen den Fällen liegen drei, vier Monate. Nora Benders Bein wird drei Monate nach ihrem Verschwinden gefunden. Bislang keine Erkenntnisse über Verwesungsspuren. Gehen wir von einem Täter aus, der sie tötet und zerteilt, und betrachten wir uns das Zeitdiagramm – was fällt euch auf?«
    »Na, die lange Zeit zwischen Verschwinden und Auftauchen eines Leichenteils, zumindest bei Nora Bender.«
    »Richtig. Und wonach fragen wir zuerst?«
    Lara Saiter antwortete zuerst: »Was macht er mit den Frauen in der langen Zeit, bis er sie tötet? Es muss etwas Besonderes sein. Er scheint keiner von der schnellen Sorte zu sein. Ich

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