Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marienplatz de Compostela (German Edition)

Marienplatz de Compostela (German Edition)

Titel: Marienplatz de Compostela (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
Vom Netzwerk:
sagtest selbst, er muss in Kontakt mit ihnen getreten sein. Ja wo denn, wenn nicht hier in München. Er muss also hier präsent sein, das geht gar nicht anders. Und er muss sich dabei sichtbar machen, seine Deckung verlassen. An die Geschichte von einer einsamen Hütte irgendwo im Wald glaube ich nicht – viel zu gefährlich. Das würde dann schon eher in Frankreich funktionieren, weil es weiter und einsamer ist, aber nicht bei uns hier. Es gibt einen Ort, der diese drei Frauen miteinander verbindet – der Ort, an dem er seine Opfer kennenlernt, Kontakt und Vertrauen aufbaut: Frauen um die dreißig, emanzipiert, brünett, alleine auf Pilgerreise.«
    Batthuber konnte von den Ansichtskarten nicht lassen. »Auch wenn ich damit nerve, aber was soll denn der Unsinn mit den Postkarten? Damit schafft er sich doch nur Probleme?«
    »Ja eben nicht, oder nur geringe, weil er sich damit der Gefahr aussetzt Spuren zu hinterlassen. Diese Karten sind es doch, die ihm etwas ungeheuer Wichtiges verschaffen: Zeit. Denkt mal an die Kollegen, wie die reagieren, wenn die Angehörigen eine Vermisstenanzeige aufgeben wollen und dann mit einer Ansichtskarte daherkommen, die wenige Tage alt ist. Die Masche ist nicht blöde. Allerdings kann ich die Frage, wie er das anstellt, im Moment auch nicht beantworten.«
    Lara Saiter zeigte auf Buchers skizzierte Zeitachse. »Er schnappt sie sich unten am Bodensee und bringt sie also hierher zurück, nach München. Gut so weit. Er hält sie in einem Versteck … und nach zwei, drei Monaten tötet er sie.«
    »… und beschafft sich Ersatz, wenn er ihn nicht schon hat«, ergänzte Bucher.
    Hartmann sagte langsam: »Das würde ja bedeuten …«
    Bucher setzte den Satz fort: »… Anne Blohm könnte noch am Leben sein.«
    Seine Worte lösten keine Euphorie aus, keine Freude über die Chance, die vielleicht bestand. Vielmehr legte sich eine Mattigkeit über alle; ein feiner Nebel der Erschöpfung.
    Bucher sprach leise. »Das habe ich die ganze Zeit schon im Kopf und dann kommt dieser elende Zeitungsartikel mit dem Foto daher. Ich könnte immer noch ausflippen. Jetzt weiß er, dass wir an der Sache dran sind und über kurz oder lang auf seine Spur kommen. Das macht das Zeitfenster für Anne Blohm – sollte sie wirklich noch leben – nicht gerade größer.«
    »Ihre Karte war besonders eigenartig«, bemerkte Batthuber.
    »Ja. Für den Täter ein Instrument sich Zeit zu verschaffen. Ich bin inzwischen der Überzeugung, sie hat diese Karte auch als Instrument betrachtet, und halte ihre eigenwilligen Sätze nicht für ein Zeichen von Angst oder Verwirrung, eher vermute ich so etwas wie eine Botschaft dahinter.«
    »Was wir damit aber auch wissen – es muss jemanden geben, der die Dinger in Frankreich eingeworfen hat«, stellte Hartmann fest.
    Lara Saiter führte Hartmanns Gedanken fort. »Das funktioniert ja nun gar nicht. Hier in München eine Frau gefangen, und der Täter kurvt in Frankreich rum. Das Opfer wäre alleine, unversorgt, er hätte die Kontrolle aufgegeben – und das nach all den Mühen, sie unter Kontrolle zu bringen. Nein – ausgeschlossen.«
    »Zwei Täter«, meinte Batthuber, »zu zweit ginge das, oder jemand, der ihm die Karten zwar einwirft, aber nicht weiß, welchen Hintergrund die Dinger haben.«
    Bucher wehrte ab. »Einen zweiten Täter kann ich mir vorstellen, aber nicht, dass der nichts wüsste, oder ahnen würde. Nein – das ist ein wichtiger Akt und der Täter vollzieht ihn selbst, oder er hat einen Eingeweihten, einen Mittäter oder Gehilfen, dem er vertraut. Die Postkarte von Anne Blohm war klinisch rein. Sogar unter der Briefmarke gab es nichts zu holen – keine Fingerspuren, keine Schuppe, kein Härchen. Sehr professionell.« Bucher hielt kurz inne. »Wir reden bislang immer von Männern als den Tätern. Eine Helferin wäre auch denkbar. Das hatten wir ja auch schon … Frauen, die ihren Männern geholfen haben, die Teil einer monströsen Handlungsfolge waren. Und die Ansichtskarten – er zwingt sie zu schreiben. Das scheint mir klar.«
    In Hartmanns Büro klingelte das Telefon. Er ging hinüber.
    Batthuber stöhnte. »Ausgerechnet jetzt, wo Babette in Urlaub ist. Wo sollen wir anfangen?«
    »Daten sammeln. Alle Daten über die drei Frauen, beginnend von der Schule mit den letzten Klassenkameraden, Jugendfreunden, Studien- und Arbeitskollegen, Vereinsmitgliedschaften, Freunde, Beziehungen, Bekannte, Sport …«
    »Kirchengemeinden, Tankstellen,

Weitere Kostenlose Bücher