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Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Titel: Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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gegenüber blickte Steinhauers Wagen hinterher, bis der außer Sicht war, bevor er sich wieder den Vorgängen hier zuwandte, die Lippen wie zum Pfiff gespitzt.
    Marilene fand ihre Stimme wieder. »Ich hab drinnen das Knurren gehört, aber da war er schon über ihn hergefallen …«
    »Frau Müller ist im Büro an mir vorbeigerast, sie hat was von einer Hundeattacke gerufen«, vervollständigte er die Aussage, laut und deutlich sprechend, »da habe ich nach einem Brieföffner gegriffen und bin ihr hinterher. Zum Glück«, wiederholte er. »Sie hat versucht, ihm den Schädel einzuschlagen, also dem Hund, aber sie war nicht sehr erfolgreich.« Er blickte wieder unauffällig hinüber und entspannte sich: Der Mann drehte sich gerade fort und schlenderte pfeifend Richtung Innenstadt.
    »Wir nehmen Ihren Sohn jetzt mit«, kündigte der schnöselige Notarzt an und richtete sich wieder auf.
    »Er ist nicht mein Sohn«, berichtigte Marilene, »er ist zu Besuch hier.«
    »Oh, dann informieren Sie bitte seine Familie. Und sorgen Sie dafür, dass sein Impfpass beigebracht wird.«
    »Kommt …«, sie stockte, wurde schon wieder käsiger, »kommt er durch?«
    »Wir tun unser Bestes«, behauptete der Arzt, »aber ein Hundebiss ist immer gefährlich, primär wegen der Infektionsgefahr. Und in diesem Fall ist es ja kein simpler Biss – der Blutverlust …« Er fixierte die gerinnende Lache, als schätzte er die Menge ab, bevor er von dannen eilte.
    »Welches Krankenhaus?«, rief Marilene ihm nach.
    »Klinikum«, kam es zurück.
    »Wir fahren gleich hinterher«, versprach Grünberger Marilene, »nur kurz Hände waschen, ja?«
    Sie nickte.
    »Drinnen bekommen Sie eine Visitenkarte«, sagte er in Richtung der Beamten, »oder brauchen Sie uns noch?«
    »Wir melden uns, sobald wir den Halter ermittelt haben«, sagte der Aktionist unter den beiden.
    Das würde ihnen nicht gelingen, der Hund besaß keinen Chip, und der Halter war fürstlich entlohnt und auf dem Weg in seine Heimat. Nun, da der seltsame Zeuge verschwunden war, ohne sich zu offenbaren, bestand keine Gefahr mehr. Er schaffte es, sich nicht auf die Schulter zu klopfen, doch es fiel ihm schwer. Er war einfach gut. Richtig gut.
    Der Gedanke, sich als Retter aufzuspielen, war ihm erst gekommen, als Marilene wie geölt nach draußen gestürmt war. Eine Reaktion, mit der er absolut nicht gerechnet hatte. Normale Menschen riefen bei einer Hundeattacke die Polizei, statt sich selbst in Gefahr zu begeben. Er hatte nicht riskieren wollen, dass der Hund sich gegen sie wendete, und so war er zur Tat geschritten. Marilene würde ihm dankbar sein, und das konnte nicht schaden. Er glaubte nicht, dass sie verstanden hatte, was Gerrit da unzusammenhängend gestammelt hatte, sonst hätte sie das den Beamten sicher längst erzählt. Blieb nur Gerrit als Zeuge der eigentlichen Attacke, aber das Krankenhaus war ein ziemlich großer Kasten, da fände sich immer ein Weg, zu vollenden, was der Hund begonnen, aber nicht zum vorgesehenen Ende hatte bringen können.
    * * *
    »Dann in die Rechtsmedizin mit ihm«, ordnete Lübben an, »und zwar zackig, Blutwerte direkt ans Klinikum, der Rest an uns, klar?«
    Offenbar passte Lübbens Gesprächspartner die Anweisung nicht, vermutete Zinkel, er konnte dessen Worte zwar nicht verstehen, aber der Ton war beredt ungehalten.
    »Das ist mir egal«, würgte Lübben das Lamento ab, »schreib die Überstunden auf, und jetzt mach hin. Soll das Opfer etwa sterben, bloß weil ihr so lahmarschig wart? Das gibt’s ja wohl nicht.« Er knallte entnervt das Telefon auf die Station. »Hundeattacke«, erläuterte er, »ein Kampfhund. Das Opfer liegt schwer verletzt im Krankenhaus, und die Kollegen wollten Schicht machen und das tote Vieh einfach beim Tierarzt lassen, statt dafür zu sorgen, dass die Ärzte Angaben über mögliche Krankheitserreger kriegen. Der Halter war nicht zugegen, kein Halsband, kein Chip. Ist das die Möglichkeit?!« Lübben donnerte mit der Faust auf den Tisch, sodass das Telefon wieder von der Station hüpfte. »Na, das passt ja«, pflaumte er das Gerät an, wählte und bat Staatsanwalt Klawitter, sich um die notwendigen Formulare zu kümmern.
    »Ein Kampfhund ohne Chip«, überlegte Zinkel, nachdem Lübben das Gespräch beendet hatte, »klingt nach Milieu. Ich dachte, so was gibt’s hier nicht.«
    »Importiert«, konterte Lübben, »aber du hast recht, genau danach hört es sich an. Und wieso hab ich das Gefühl, dass die Zahl der Gewaltdelikte

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