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Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Titel: Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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komm klar, und sobald Gerrits Familie eintrifft, geh ich auch nach Hause.«
    »Na dann«, sagte Grünberger. »Ich melde mich morgen bei dir, ja?«
    »Mach das«, sagte Marilene, »bis dann, und danke erst mal für deine Hilfe.«
    »Ich bin froh, dass ich da war.« Grünberger zog sie an sich und klopfte ihr aufmunternd die Schulter, bevor er sie wieder freigab und mit einem Nicken grob in Zinkels Richtung den Raum verließ.
    »Ein Mandant von dir?«, erkundigte sich Zinkel beiläufig.
    »Nö, Jugendfreund.« Sie öffnete die Tür in ihrem Rücken, trat in den schmalen Flur dahinter und stellte sich vor das zum Intensivbereich zeigende Fenster.
    Er gesellte sich zu ihr. Der Raum war hell erleuchtet, vier der Betten belegt, über allen schwebte ein Bildschirm, auf dem blinkende Kurven die Vitalfunktionen anzeigten, ein irrsinniges Gewirr von Infusionsbeuteln, Schläuchen und Kabeln, einem armen Kerl ragten Schrauben aus dem Kopf, ein einziges Elend. Er entdeckte Gerrit, und auch er wirkte mehr tot als lebendig, kreideweiß, sein Arm sah fürchterlich aus, regelrecht zerfetzt und roh, doch der Monitor blinkte gleichmäßig, also war wohl im Augenblick alles im Lot, hoffte er und zwang sich, den Blick auf die Anzeige zu konzentrieren, nichts sonst, und schon gar nicht zu denken.
    »Du kannst nichts dafür«, sagte er.
    »Ich weiß, trotzdem fühle ich mich verantwortlich. Er war mein Gast, auch wenn er sich selbst eingeladen hat. Aber ich hab ihn zum Baumarkt geschickt, und wenn ich das nicht gemacht hätte, nicht in dem Moment wenigstens, dann wäre nichts passiert«, klagte sie.
    »Das kannst du nicht wissen, genauso gut hätte er vom Bäcker kommen können oder sonst woher. Hat er noch was gesagt, bevor er ins Krankenhaus gekommen ist?«
    »Nein. Ja«, berichtigte sie, »aber das machte keinen Sinn. Ich hab gesagt, er soll atmen, und darauf hat er ›fast‹ gesagt. Ich hab Panik bekommen, dachte, wie, fast atmen?, und dann hat er noch was gemurmelt, es klang wie ›gesagt‹, ›fast gesagt‹ macht auch keinen Sinn.«
    »Du bist sicher, dass es ›fast‹ war, das T war ganz deutlich?«
    »Wieso? Ach du Schreck«, sie schlug sich die Hand vor den Mund, »das ist es: Fass. Jemand hat ›Fass‹ gesagt. Dann …«
    »Ja«, sagte Zinkel, »wenn das stimmt, war es Absicht.«
    »Aber warum? Und warum Gerrit? Der kennt doch niemanden hier, außer uns und Antonia und ihre Familie.« Sie wandte sich vom Fenster ab und begann, auf und ab zu laufen, mit erhobenem Zeigefinger, wie um ihn am Reden zu hindern. »Gerrit interessiert sich für Antonia, und ich hatte den Eindruck, das beruht auf Gegenseitigkeit. Was ist, wenn es die ganze Zeit um Antonia gegangen ist? Wenn niemand ihr zu nahe sein darf. Hey, und auch ihre beste Freundin nicht.« Sie blieb abrupt stehen. »Seid ihr da schon weiter?«
    »Sagen wir’s mal so: Es gibt verschiedene Ansätze, auch verschiedene denkbare Motive, aber bislang keine konkreten Beweise.« Zinkel versuchte, einigermaßen vage zu bleiben. »Und dein Gedanke ist dann die dritte Richtung, in der wir «, betonte er, »ermitteln werden. Ich rede mit Antonia, vielleicht hat sie ja sogar was bemerkt, dass ihr jemand nachstellt oder ihr sonst wie zu nahe tritt.«
    »Das geht nicht«, wandte Marilene ein, »Antonia hat versucht, sich das Leben zu nehmen. Sie ist in der Psychiatrie.«
    »Was?« Zinkel schüttelte fassungslos den Kopf. »Doch nicht Antonia. Wann ist das passiert? Und wie? Und warum weiß ich nichts davon?«
    »Gestern nach unserem Telefonat. Ich hatte zu viel zu tun, und so hab ich Gerrit gebeten, hinzufahren. Er sollte versuchen, herauszufinden, warum Antonias Mutter keinen Anwalt wollte. Oder warum sie mich nicht wollte. Er war völlig durch den Wind, als er zurückkam, ich glaube, er hat die ganze Nacht nicht geschlafen. Darum habe ich ihn ja überhaupt zum Baumarkt geschickt, er soll nämlich Lothars Wohnung renovieren, und ich dachte, Arbeit würde ihn ablenken.«
    »Lothars Wohnung?«, wunderte sich Zinkel; sie plapperte ziemlich wirres Zeug, fand er.
    »Hm?« Sie schaute ihn verständnislos an. »Ach so«, begriff sie, »Lothar ist mein Vermieter aus Wiesbaden, du kennst ihn doch. Wir betreiben ab Januar eine Sozietät, und er bezieht die Wohnung oberhalb von meiner.«
    Zinkel konnte nicht anders, er brach in Gelächter aus, dämpfte es jedoch augenblicklich. »Und Gerrit habt ihr adoptiert, bei gemeinsamem Sorgerecht, ja?«
    Sie lächelte, wenn auch kläglich. »Eigentlich ist

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