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Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Titel: Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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letzter Sekunde noch etwas schiefgeht. Das Wasser fließt und fließt und fließt, und die Musik wird lauter und lauter, jetzt setzt das Schlagzeug ein, der Trommelwirbel, das ganz große Orchester für ihr Requiem, und sie schließt die Augen.

14
    Marilene bewegte den Kopf vor und zurück und wieder vor, gerade so, als versuchte sie, den Blick zu fokussieren. Eine Ewigkeit starrte sie auf den Bildschirm, bis sie endlich den Mund öffnete. »Aber das ist ja Frank Herzog«, sagte sie, völlig entgeistert.
    »Wer ist Herzog?«, erkundigte sich Olaf beiläufig.
    »Antonias Stiefvater. Er ist nirgends aufzutreiben und Antonia auch nicht. Ich glaub, der hat sie entführt. Ich muss Paul anrufen.«
    »Immer langsam«, bremste er, »du willst niemanden zu Unrecht beschuldigen, also versuch’s erst mal bei mir.«
    »Der Mord an Antonias Vater, der Mord an Kathrin und der Anschlag auf Gerrit – das hängt alles zusammen. Offenbar darf niemand Antonia zu nahe kommen. Und die einzige Konstante ist nun mal Frank Herzog. Ich hab nicht an den gedacht, weil er Antonias Mutter angeblich erst kennengelernt hat, als ihr Lebensgefährte längst tot war, aber das stimmt nicht. Herzog kennt sie von ganz früher. Das Foto ist der Beweis. Nur hieß er damals noch Franz Reinicke.«
    »Das ist interessant«, sagte er, »eine falsche Identität? Oder … warte, lässt du mich mal an deinen Computer?«
    Marilene hob verwundert die Brauen, stand aber auf und setzte sich in einen der Sessel am Fenster. Gut, dass sie ihm nicht über die Schulter schaute, so tippte er einfach wild drauflos, um zu verbergen, dass er aufgrund ihres Gesprächs mit einer von Gerrits hartnäckig ausharrenden Schwestern längst wusste, was er vorgab zu suchen. Er konnte noch gar nicht fassen, was diese Recherche zutage gefördert hatte, handelte es bei Herzog doch um den Mann, der sich vom Schauplatz der Hundeattacke auf Gerrit entfernt hatte, ohne bei der Polizei eine Aussage zu machen. Jetzt verstand er, warum. »Hätte Antonias Mutter ihn nicht eigentlich wiedererkennen müssen?«, fragte er, um etwas Zeit zu schinden.
    »Stimmt auch wieder.« Sie verfiel in Schweigen.
    Er konnte förmlich sehen, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete. Er überlegte, ob er noch etwas vergessen hatte, das sie unbedingt erwähnen musste, damit sie sich nicht wunderte, woher er sein Wissen hatte. Er glaubte nicht. Jedenfalls war dieser Herzog ein Geschenk des Himmels, denn er versetzte ihn in die Lage, die sprichwörtlichen zwei Fliegen zu erlegen: Herzog den Anschlag auf Gerrit anzulasten und sich wieder einmal Marilenes Dankbarkeit zu sichern, indem er Antonia rettete, einerlei, ob dies vonnöten war oder nicht. Er musste nur verhindern, dass die Polizei ihm zuvorkam. Wenn Herzog überlebte, den Anschlag abstritt, würde er auffliegen. Das Problem Gerrit hatte noch etwas Zeit.
    »Guck, ich glaub, ich hab was«, sagte er mit der gebotenen Aufregung in der Stimme.
    Sie sprang auf, eilte heran und neigte sich über seine Schulter, um besser sehen zu können.
    Er lehnte sich eine Idee zurück. Ihre Brust an seinem Rücken rief den köstlichsten Schauder hervor, umso mehr, als er ihn unbedingt verheimlichen musste.
    »Eheschließungen«, las Marilene laut, »Almut Herzog und Frank Reinicke, wow!«
    »Ziemlich clever, sich auf die Art einen neuen Namen zuzulegen«, sagte er. »Almut ist übrigens verstorben. Vor drei Jahren. Was wollen wir wetten, dass sie ihrem Mann ihr Haus hinterlassen hat? Das steht übrigens auf Langeoog«, fügte er hinzu.
    »Du hast schon gewonnen.« Marilene richtete sich wieder auf. »Ich ruf Paul an.«
    »Lass uns das selber überprüfen«, schlug er vor und hielt im Geist den Atem an, dies war der kritischste Moment. »Nur weil Herzog den Namen seiner damaligen Frau angenommen hat, heißt das ja noch lange nicht, dass er Antonia wirklich entführt hat. Er muss ja nicht mal auf der Insel sein, vielleicht ist er beruflich unterwegs, und Antonia ist weggelaufen oder was weiß ich. Ich finde, das ist ziemlich vage, was wir bis jetzt haben, also was schadet’s, wenn wir einfach mal nachschauen? Und solltest du recht haben, und die beiden sind tatsächlich dort, dann rufen wir einfach die örtliche Polizei zu Hilfe.«
    Sie zögerte, biss sich, ohne es zu merken, auf der Unterlippe herum und zog die Stirn kraus. »Okay«, sagte sie schließlich, und er hatte fast den Eindruck, das Wort habe sich gegen ihren Willen davongestohlen.
    * * *
    »Was?!«, brüllte Lübben in

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