Marissa Blumenthal 01 - Virus
er gewieft ist«, antwortete Marissa. »Er wird alle Hände voll zu tun kriegen!«
»Angeblich ist er einer der besten.«
»Meinen Sie, daß er erst einmal einen ordentlichen Batzen Geld vorab sehen will?«
»Na ja, irgendeine Art von Vorauszahlung wird er schon haben wollen«, meinte Ralph. »Macht Ihnen das Probleme?«
»Könnte schon sein«, gab Marissa zurück. »Das kommt auf die Summe an.«
»Nun, machen Sie sich mal darüber keine Sorgen«, sagte Ralph. »Ich kann Ihnen da gerne behilflich sein.«
»Nein, darum kann ich Sie wirklich nicht bitten«, lehnte Marissa ab.
»Sie bitten ja auch gar nicht darum - ich biete es Ihnen an«, antwortete Ralph. »Aber im Gegenzug sozusagen möchte ich Sie bitten, doch mit dieser verrückten Herumreiserei aufzuhören. Was ist denn so wichtig in New York? Ich hoffe doch, daß es Ihnen nicht um den neuen Ebola-Ausbruch geht. Sie werden ja wohl nicht das gleiche erleben wollen wie in Philadelphia. Warum fliegen Sie denn nicht lieber sofort nach Atlanta zurück. Ich mache mir wirklich Sorgen um Sie!«
»Bald«, erwiderte Marissa. »Ich verspreche es!«
Nach dem Auflegen ließ Marissa ihre Hand noch ein Weilchen auf dem Hörer liegen. Es tat ihr immer gut, sich mit Ralph unterhalten zu können. Er zeigte sich wirklich um sie besorgt.
*
Wie die meisten der Geschäftsleute, die neunzig Prozent der Passagiere in der Maschine ausmachten, bestellte sich Marissa einen Drink. Sie war immer noch ein Nervenbündel. Der Wodka Tonic beruhigte sie einigermaßen, und sie ließ sich schließlich in eine jener typischen Unterhaltungen nach dem Muster »Woher kommen Sie? Und was machen Sie beruflich?« mit ihrem Nachbarn ein, einem netten jungen Wertpapierhändler aus Chicago namens Danny. Es stellte sich heraus, daß seine Schwester als Ärztin auf Hawaii tätig war.
Er erzählte so unermüdlich, daß Marissa ihm vorspiegeln mußte, müde zu sein, um mit geschlossenen Augen in Ruhe ihre Gedanken ordnen zu können.
Die Frage, die ihr unaufhörlich im Kopf herumging, lautete: Woher hatte der Mann mit dem steifen Arm wissen können, daß sie in Chicago war? Und, vorausgesetzt, es war derselbe Mann, woher hatte er vorher gewußt, daß sie im Hochsicherheitslabor war? Beide Fragen führten sie widerstrebend zu Tad. Als er gemerkt hatte, daß sie seine Einlaßkarte weggenommen hatte, mußte ihm klargeworden sein, daß sie noch in derselben Nacht ins Hochsicherheitslabor gehen würde. Vielleicht hatte er das Dubchek mitgeteilt, um nicht selbst wieder in Schwierigkeiten zu geraten. Tad hatte auch gewußt, daß sie nach Chicago flog, aber sie konnte beim besten Willen nicht glauben, daß er absichtlich einen Mörder auf ihre Spur gesetzt hatte.
Und so groß auch ihr Zorn auf Dubchek war, so mußte sie ihn doch als mit Leib und Seele seiner Arbeit verschriebenen Wissenschaftler respektieren. Man konnte sich kaum vorstellen, daß er auf irgendeine Weise etwas mit dem rechtslastigen, vorwiegend am Geld orientierten PAC zu tun haben könnte.
Marissa wußte kaum noch, was sie jetzt für vernünftige Rückschlüsse und was für Auswüchse von Verfolgungswahn halten konnte und machte sich auch Vorwürfe, daß sie diese Injektionspistole aus der Hand gegeben hatte. Falls Tad irgend etwas mit der Geschichte zu tun hatte, dann war sie nun ihr einziges Beweisstück los - immer vorausgesetzt, daß sich darin tatsächlich Ebola-Viren befanden.
Als die Maschine auf dem La-Guardia-Flughafen landete, stand Marissas Entschluß fest: Wenn der jetzige Ausbruch in New York ihre Theorie über die Gründe für diese Ebola-Ausbrüche bestätigte, dann würde sie sofort den ihr von Ralph genannten Anwalt aufsuchen und es ihm und der Polizei überlassen, den Dingen auf den Grund zu gehen. Sie wollte nicht mehr weiter die kühne Detektivin spielen - nicht im Kampf mit einer Gruppe von Männern, denen es nicht einmal etwas ausmachte, die ganze Bevölkerung in Gefahr zu bringen.
Nachdem das Flugzeug ausgerollt und die Warnleuchten für das Anlegen der Sitzgurte erloschen waren, erhob sich Marissa und holte ihr Köfferchen aus dem Gepäcknetz. Danny bestand darauf, ihr die Gangway hinunter behilflich zu sein, aber als sie sich verabschiedeten, nahm sich Marissa fest vor, zukünftig vorsichtiger zu sein. Keine Gespräche mehr mit Unbekannten - und auch ihren richtigen Namen würde sie niemandem mehr nennen. Und überdies würde sie vorsichtshalber auch nicht das von ihr unter dem Namen Carol Bradford im
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