Marissa Blumenthal 01 - Virus
Tür, indem er sich dazwischenschob, und blickte fragend auf Marissa.
»Ja, wohler wäre mir schon«, sagte sie und wußte schon wieder nicht so recht, was sie tun sollte.
Der Geschäftsmann zuckte die Schultern und stieg aus. Sofort zog der Zug wieder an, nachdem sich die Türen geschlossen hatten.
»Na, geht es Ihnen wieder besser?« fragte der Polizist.
»Viel besser«, antwortete Marissa. Sie war erleichtert, daß der Mann ausgestiegen war, und zugleich besorgt, daß der Polizist sie vielleicht bitten könnte, sich auszuweisen. Sie bedankte sich bei ihm und wandte dann den Blick ab. Er verstand den Wink und zog sich zurück.
Im Bewußtsein, daß jedes Auge in der Runde auf ihr ruhte, war Marissa jetzt äußerst verlegen. Daher stieg sie gleich an der nächsten Haltestelle aus. Sie ging die Treppen hinunter und nahm - in der irrationalen Angst, der Mann könnte es doch irgendwie geschafft haben, ihr zu folgen - das erste Taxi, das sie bekommen konnte, um sich ins Palmer House bringen zu lassen.
In der Sicherheit des Taxis war es Marissa möglich, wieder etwas Fassung zu gewinnen. Sie war sich klar darüber, daß das jetzt über ihre Kräfte ging, aber sie hatte keine Ahnung, an wen sie sich in dieser Angelegenheit hätte wenden können. Sie glaubte nun fest daran, daß es eine Verschwörung gab, aber über deren Ausmaß hatte sie noch keine Vorstellung. Und das schlimmste - für nichts hatte sie Beweise, sondern lediglich ein paar, wenn auch sehr bemerkenswerte Tatsachen.
Schließlich fand sie, daß sie doch zunächst einmal nach New York fliegen solle. Wenn sich ihre Verdachtsmomente wegen des neuen Ausbruchs bestätigen sollten, konnte sie auch dort noch eine Entscheidung darüber treffen, an wen sie sich nun wenden könnte. Außerdem hoffte sie, daß bis dahin Ralph einen guten Anwalt für sie aufgetrieben hätte, und vielleicht könnte sich ja auch der um die Sache kümmern.
Als sie im Hotel angekommen war, ging Marissa sofort auf ihr Zimmer. Bei ihrer derzeitigen Furcht vor Verfolgung wollte sie so rasch wie möglich ausziehen und machte sich Vorwürfe, daß sie hier ihren richtigen Namen angegeben und ihre Kreditkarte benutzt hatte. Für den Flug nach Chicago hatte sie einen falschen angegeben und bar bezahlt, und genau das hätte sie auch hier im Hotel tun sollen.
Während sie im Aufzug nach oben fuhr, stand es für Marissa bereits fest, daß sie sofort packen und zum Flugplatz fahren würde. Sie öffnete die Tür zu ihrem Zimmer, warf Handtasche und Aktentasche auf den Tisch und ging geradewegs ins Bad. Aus dem Augenwinkel nahm sie eine Bewegung wahr und duckte sich ganz automatisch. Trotzdem wurde sie noch so hart erwischt, daß sie auf das erste der beiden Betten stürzte und von dort aus auf den Boden zwischen die Betten. Aufblickend, sah sie den Mann aus dem Zug auf sie zukommen.
Verzweifelt versuchte sie unter ein Bett zu kriechen, aber der Mann packte sie mit dem gesunden Arm am Rock und riß sie zurück.
Heftig um sich tretend, rollte Marissa sich herum. Irgend etwas fiel dem Mann aus der Hand und schlug mit metallischem Klang auf dem Boden auf. Ein Revolver, dachte Marissa, und ihre Angst steigerte sich noch.
Der Mann beugte sich hinunter, um die Waffe aufzuheben, und Marissa rutschte unter das der Tür zunächst gelegene breite Bett. Der Mann wandte sich um und schaute erst unter das eine Bett, dann unter das andere, wo Marissa lag. Seine große Hand griff nach ihr. Als er sie so nicht erreichte, kniete er sich hin, erwischte mit einer weit ausholenden Bewegung Marissa am Knöchel und zog sie zu sich heran.
Zum zweiten Mal an diesem Tag begann Marissa zu schreien. Sie trat wieder nach dem Mann, und sein Griff lockerte sich. Wie ein Blitz war sie erneut unter dem Bett.
Des Tauziehens offenbar müde, warf der Mann nun die Waffe auf das Bett und kroch hinter ihr her. Aber Marissa schlüpfte schon auf der anderen Seite unter dem Bett heraus. Sie rappelte sich auf und rannte zur Tür. Gerade als sie sie aufreißen konnte, erwischte sie der Mann an ihren Haaren. Er riß sie herum und schleuderte sie mit solcher Wucht gegen die Kommode, daß der Spiegel dort klirrend zerbrach.
Der Mann warf einen hastigen Blick hinaus in den Gang und schloß und verriegelte dann die Tür. Marissa rannte indessen ins Badezimmer, nicht ohne jedoch die auf dem Bett liegende Waffe mitzunehmen. Ihr Verfolger aber erreichte sie, bevor sie noch die Badezimmertür völlig schließen konnte.
Marissa versuchte,
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