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Marissa Blumenthal 01 - Virus

Marissa Blumenthal 01 - Virus

Titel: Marissa Blumenthal 01 - Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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sie auf den Kranken hinunterblickte. Der Mann wirkte todkrank, obwohl er erst vor etwa vierundzwanzig Stunden von der Krankheit befallen worden war. Das klinische Bild bot den gleichen Eindruck des Endstadiums wie bei den entsprechenden Fällen in Los Angeles und St. Louis. Hohes Fieber wurde begleitet von niedrigem Blutdruck, der typische Hautausschlag und Blutungen aus Schleimhäuten. Es war Marissa klar, daß der Mann die nächsten vierundzwanzig Stunden nicht überleben würde.
    Um keine Zeit zu verlieren, entnahm sie sofort die notwendigen Proben, und Dr. Weaver veranlaßte, daß sie ordnungsgemäß verpackt und noch während der Nacht an Tad Schockley versandt wurden.
    Ein Blick auf die Krankenblätter des Patienten zeigte Marissa, daß die Aufzeichnungen nur skizzenhaft waren, was die Krankengeschichte betraf, aber bei vierundachtzig Neuzugängen innerhalb von sechs Stunden konnte man kaum auf ausführliche Unterlagen hoffen. Erwähnungen von größeren Reisen, dem Kontakt mit Affen oder irgendeinen Zusammenhang mit dem Auftreten der Krankheit in Los Angeles oder St. Louis konnte sie nicht entdecken.
    Beim Verlassen des Gangs fragte Marissa zunächst nach einem Telefon und bat dann um so viele freiwillige Ärzte wie möglich, um ihr bei der Befragung der Patienten behilflich zu sein. Wenn bei vielen Patienten die Krankheit schon so weit fortgeschritten war wie bei dem indischen Arzt, dann mußte sehr rasch gearbeitet werden, wenn man überhaupt noch Informationen bekommen wollte.
    Man überließ Marissa das Telefon im Büro des Direktors. In Atlanta war es nun schon nach elf, und Marissa bekam Dubchek sofort an den Apparat. Dumm war nur, daß er verärgert schien.
    »Warum haben Sie mir denn nicht sofort Bescheid gegeben, als der Hilferuf kam? Erst als ich ins Büro kam, erfuhr ich, daß Sie abgereist waren!«
    Marissa sagte darauf lieber nichts. Denn die Wahrheit war, daß sie den Telefonistinnen am Seuchenkontrollzentrum gesagt hatte, man solle immer unmittelbar sie verständigen, wenn ein Anruf käme, der auf einen Ebola-Ausbruch hindeutete. Es war ihr klar, daß Dubchek das auch hätte machen können, wenn es ihm darum gegangen wäre, jeweils direkt informiert zu werden, aber sie hütete sich, ihn noch mehr zu reizen, indem sie ihm das sagte.
    »Sieht’s denn wieder nach Ebola aus?«
    »Ja, das tut’s«, gab Marissa zurück und machte sich schon stark für Dubcheks Reaktion auf die nächste Bombe: »Der Hauptunterschied liegt in der Anzahl der betroffenen Personen. Vom diesmaligen Ausbruch sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt bereits einhundert Leute betroffen.«
    Doch Dubchek sagte lediglich: »Ich hoffe, Sie haben die notwendigen Isolationsmaßnahmen veranlaßt.«
    Marissa fühlte sich förmlich betrogen - sie hatte erwartet, daß Dubchek bestürzt und überwältigt reagieren würde. Daher fragte sie: »Sind Sie denn nicht überrascht über die große Anzahl der Erkrankten?«
    »Ebola ist eine bisher weitgehend unbekannte Geschichte«, antwortete Dubchek. »Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann mich da gar nichts überraschen. Was mich mehr beschäftigt, ist die Eingrenzung; wie steht’s denn mit der Isolierung?«
    »Die ist tadellos«, gab Marissa zurück.
    »Also gut«, sagte Dubchek. »Das Vickers-Labor ist fertig, und wir werden wohl innerhalb der nächsten Stunde hier abreisen können. Stellen Sie sicher, daß Sie Virusproben für Tad so bald wie möglich haben.«
    Marissas Versicherung darüber galt einem toten Telefon - Dubchek hatte schon aufgelegt. Er hatte ihr keine Gelegenheit gelassen, ihn davor zu warnen, daß das ganze Krankenhaus unter Quarantäne stand - wenn er erst einmal drin war, würden sie ihn nicht wieder herauslassen. »Das geschieht ihm ganz recht!« sagte sie laut, als sie vom Schreibtisch aufstand.
    Beim Verlassen des Büros stellte sie fest, daß Dr. Weaver elf Ärzte zusammengebracht hatte, um ihr hinsichtlich der Krankheitsgeschichten zu helfen - fünf Frauen und sechs Männer. Alle nannten den gleichen Grund: Wenn sie ohnehin im Krankenhaus bleiben müßten, könnten sie auch arbeiten.
    Marissa nahm Platz und erklärte, was sie brauchten: gründliche Vorgeschichten von so vielen der zuerst erkrankten vierundachtzig Personen wie möglich. Sie erläuterte, daß es sowohl in Los Angeles als auch in St. Louis jeweils einen Ausgangsfall gegeben habe, auf den alle anderen Erkrankungen zurückgeführt werden konnten. Offensichtlich war das hier in Phoenix anders. Bei so vielen zu

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