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Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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wird.«
    »Seit vier Stunden«, erwiderte der Zivilist, »untersteht VEGA der Strategischen Raumfahrt. Ihr Protest ist wirkungslos, Commander. Würden Sie mir jetzt das Bordbuch aushändigen?«
    Es war ein Augenblick höchster Spannung. Ich sah, wie der Commander mit sich rang, dann jedoch mußte er wohl entschieden haben, daß jeder weitere Protest sinnlos war, denn ohne noch ein Wort zu sagen, händigte er dem Zivilisten das Bordbuch aus. Dieser blätterte es flüchtig durch und steckte es ein.
    Ich hatte keine Ahnung, wer er war und welchen Rang er in der neuen Hierarchie bekleidete, aber etwas in seiner Art flößte mir Furcht ein – vielleicht, weil er weder schrie noch drohte, sondern bei allem, was er tat und sagte, gelassen blieb wie ein Mensch, der sich seiner Macht völlig sicher ist.
    Nachdem er das Bordbuch eingesteckt hatte, wies er uns an, den Wagen zu besteigen, und dabei kam es zu einem Zwischenfall. Um seiner Weisung Nachdruck zu verleihen, hatte er ein paar Soldaten herbeigewinkt, und nun kamen diese eilfertig auf uns zu, junge Burschen mit jenen leeren, gleichgültigen Gesichtern, wie sie absolute Unterwerfung hervorbringt.
    Der Zufall wollte es, daß Stroganow ihnen am nächsten stand. Sie packten ihn und drängten ihn auf den Wagen zu. Stroganow wehrte sich und riß sich los, und ich, der ich diesen bärenstarken Sibiriaken nur zu gut kannte, dachte mit plötzlichem Entsetzen: Gleich schlägt er zu, dann bringen sie ihn um. Die Augen der Soldaten verrieten es mir: sie lauerten auf einen Anlaß, um ihre Gewalt zu bestätigen, auf eine Bewegung, die sie als Auflehnung auslegen konnten, auf einen Vorwand zum Töten.
    Auch Commander Harris hatte die Gefahr erkannt, denn er schrie:
    »Fangen Sie keinen Streit an, Stroganow, sondern steigen Sie ein! Das ist ein Befehl.«
    Aber Stroganow hörte nicht oder wollte nicht hören, denn während er vor den Soldaten zurückwich, knurrte er: »Faßt mich nicht an, sage ich euch! Faßt mich nicht noch einmal an!«
    Nur noch Sekunden schienen uns von der Explosion zu trennen, da handelte der Commander. Er stieß den Zivilisten beiseite, war mit drei, vier raschen Schritten bei Stroganow und riß ihn herum – gerade, als einer der Soldaten zuschlug. Der Schlag traf den Commander ins Gesicht und riß ihm die Wange auf. Der Commander taumelte, aber er dachte nicht daran, Stroganow loszulassen, und schrie: »Reißen Sie sich zusammen und steigen Sie endlich in den Wagen, bevor ich die Geduld verliere!«
    Das half. Stroganow ließ die Fäuste sinken und stieg ein. Wir anderen folgten, einschließlich des Commanders. Auch der Zivilist stieg zu, und der Transporter hob leicht ab und setzte sich in Bewegung. Commander Harris wischte sich mit einem gefalteten Taschentuch das Blut von der Wange.
    »Ich möchte mir doch die Bemerkung gestatten«, sagte er, »daß diese Art des Empfangs ungewöhnlich ist.«
    Der Zivilist streifte ihn mit einem ausdruckslosen Blick. »Das Witzeln wird Ihnen schon vergehen, Commander.«
    Der Wagen überquerte den Platz, fauchte an den Abfertigungshallen vorüber und wandte sich dann dem Gefängnis zu, das noch aus der italienischen Nationalzeit stammte: ein granitfarbenes Gemäuer mit zinnenbewehrten Bastionen.
    »Würden Sie wenigstens die Freundlichkeit haben«, sagte Commander Harris, »mir mitzuteilen, was man mit uns vorhat?«
    Der Zivilist würdigte ihn keiner Antwort.
    Vor dem Gefängniseingang hielt der Wagen an, und wir mußten aussteigen. Vier Männer in schwarzen Uniformen nahmen uns in Empfang. Auf ihren Mützen prangte das Flammensymbol. Ich warf dem Commander einen raschen Blick zu, und er hob ein wenig die Schultern. Demnach waren auch ihm diese schwarzen Uniformen unbekannt.
    An einem Doppelposten vorüber wurden wir in das Gebäude geführt. Die Luft in den halbdunklen Gängen war kühl und moderig. Hier wurden wir vom Commander getrennt. Der Zivilist deutete mit dem Daumen auf ihn und sagte:
    »Den da – zum Verhör! Die andern in eine Zelle.«
    Es war sinnlos zu protestieren, und jeder Widerstand mußte Folgen haben. Auch Stroganow schien das mittlerweile eingesehen zu haben, obwohl es ihn nahezu übermenschliche Überwindung kosten mußte. Lediglich seine Augen verrieten, daß für ihn das letzte Wort noch nicht gesprochen war. So gutmütig und uneigennützig er im allgemeinen auch war, wenn er gekränkt wurde, entwickelte er das Erinnerungsvermögen eines rachsüchtigen Elefanten, und irgendwann, wenn keiner es mehr

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