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Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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mich die Zielstrebigkeit dieser Reflexe.
    Als sich eine halbe Minute später an dieser Zielstrebigkeit noch nichts geändert hatte, war ich mir fast sicher, daß das kein Zufall sein konnte. Einen Augenblick lang rang ich mit mir, ob ich den Commander wecken sollte oder nicht. Eine Anzahl von Reflexen auf dem Radarschirm, noch jenseits der Gefahrenschwelle, waren nicht unbedingt ein sein Erscheinen bedingender triftiger Anlaß. Ich gab noch fünfzehn Sekunden zu, dann rief ich ihn.
    »Pilot an Commander: Bitte in den Kommandoraum kommen!«
    Über die Bordsprechanlage kam aus dem Ruheraum Commander Harris‘ Bestätigung:
    »Hier Commander. Ich komme, Brandis.«
    Einen Augenblick später war er bereits zur Stelle und nahm seinen Platz ein. Mochte meine Durchsage ihn auch in festem Schlaf vorgefunden haben, wie er da neben mir saß, war er hellwach.
    »Also?«
    »Radarkontakt, Sir. Kampfschiffe im Formationsflug auf Kollisionskurs.«
    Commander Harris warf einen Blick auf die Radarschirme, und seine Lippen wurden zu schmalen blassen Strichen.
    »Steht unser Flug immer noch unter Kontrolle?«
    »Ja, Sir«, sagte ich.
    Commander Harris brauchte mir nicht zu erklären, worum es ihm bei seiner Frage ging. Artikel 208, Absatz 1, der Raumfahrtordnung lautete klipp und klar: Kampfschiffe auf Patrouille haben Raumschiffen im kontrollierten Flug durch rechtzeitiges Ausweichen freie Bahn zu geben. Und zum Ausweichen wurde es allmählich Zeit. Ich sagte: »Entweder die schlafen allesamt, Sir, oder sie haben mit voller Absicht auf stur geschaltet.«
    Noch während ich das sagte, überschritten wir die Gefahrenschwelle, und die akustische Warnvorrichtung begann zu schnarren.
    Commander Harris würdigte mich keiner Antwort, sondern wählte statt dessen die der militärischen Raumfahrt vorbehaltene Frequenz.
    »Delta VII an Raumpatrouille. Wollen Sie uns über den Haufen rennen – oder was zum Teufel haben Sie vor?« Die Antwort kam sofort.
    »Raumpatrouille an Delta VII. Schließen Sie sich uns an und folgen Sie!«
    Commander Harris‘ Gesicht lief rot an, aber seine Stimme blieb kühl, sachlich und beherrscht.
    »Delta VII befindet sich im kontrollierten Anflug auf VEGA, Metropolis. Ohne Aufforderung durch VEGA setzen wir unseren Flug unverändert fort.«
    Wieder ließ die Antwort nicht auf sich warten.
    »Raumpatrouille an Delta VII. Sie brechen den kontrollierten Anflug auf Metropolis ab und folgen uns. Das ist ein Befehl.«
    Commander Harris atmete einmal tief durch, bevor er bestätigte.
    »Verstanden, Raumpatrouille. Der Ordnung halber weise ich Sie darauf hin, daß die Unabhängigkeit der VEGA von der Militärgewalt Teil unserer Verfassung ist.«
    Der Lautsprecher antwortete ungerührt:
    »Wir wollen nicht diskutieren, Delta VII. Zwingen Sie uns nicht, dem Befehl mit Gewalt Nachdruck zu verleihen. Ich wiederhole: Brechen Sie den kontrollierten Anflug ab, und schließen Sie sich uns an!«
    »Verstanden«, sagte Commander Harris eisig. »Sie haben mich überzeugt.« Seine nächsten Worte galten mir: »Automatische Steuerung ausschalten, klar zum freien Manöver!«
    »Delta VII klar zum freien Manöver, Sir«, sagte ich. »Danke«, sagte Commander Harris knapp.
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder dem Radarschirm zu – bereit, Delta VII in die Formation der Kampfschiffe einzufügen. Es waren zehn Zerstörer vom Typ Taurus: flinke, schwerbestückte Abfangjäger, die sogar einem Großkampfschiff gefährlich werden konnten. Die Formation hatte sich zu teilen begonnen, ein routiniert durchgeführtes Manöver. Zwei der Zerstörer schwenkten nach Steuerbord ab, zwei nach Backbord, und je drei nahmen uns von oben und unten in die Zange.
    »Sir«, fragte ich, »wie soll ich mich verhalten?«
    Commander Harris machte ein steinernes Gesicht. »Einordnen und folgen!«
    »Aye, aye, Sir!« sagte ich.
    Es kam mich hart an, seine Entscheidung zu billigen, aber ich mußte zugeben, daß er recht hatte. Wir befanden uns gewissermaßen im Polizeigriff – freilich nicht ganz so wehr– und hilflos, wie unsere Bewacher annehmen mochten.
    Commander Harris drückte den Alarmknopf. Stroganow und Ibaka erschienen und nahmen wortlos ihre Plätze ein.
    »Alarmbereitschaft!« sagte der Commander. »Eine Raumpatrouille hat uns soeben zu einer Kursänderung gezwungen. Die Bereitschaft dauert an bis zur Landung.«
    Stroganow fragte ruhig: »Darf man erfahren, Sir, mit welchem Recht man uns dazu zwingt?«
    Commander Harris blickte auf den Radarschirm.

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