Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mark Brandis - Unternehmen Delphin (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Unternehmen Delphin (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Unternehmen Delphin (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
lediglich noch grellere Helligkeit, als aus dem Dickicht eine künstliche Sonne hochstieg und am Himmel schweben blieb.
    Es ist immer wieder erstaunlich, wieviele gleichzeitige Eindrücke der Mensch in extremen Situationen in sich aufnehmen kann. Mir entging nichts: Weder, daß Delta VII wiederholte Male schwer getroffen wurde, noch, daß Commander Brandis plötzlich die Pistole hervorriß, wie um sich den Weg freizukämpfen; weder die Laser-Batterien, die ihre Lichtfinger aus sich unerbittlich verringernder Entfernung abfeuerten, noch die Totenköpfe, die auf den Commander zugeeilt kamen.
    In diesem Augenblick war ich fest davon überzeugt, daß Commander Brandis verloren war. Ich spürte Stroganows schwere Hand auf meiner Schulter und hörte Ibaka rufen, ich möge den Commander an Bord nehmen, doch dies alles vermochte meine Überzeugung nicht zu erschüttern. Ich drückte auf den Starterknopf, und das Triebwerk sprang an.
    Hinterher habe ich mich oft danach gefragt, ob es nicht vielleicht doch noch eine Möglichkeit gegeben hätte, dem Commander zu helfen. Es war eine Frage, auf die ich keine Antwort fand – ebenso wie jene andere: ob ich nur das Wohl des mir anvertrauten Schiffes samt seiner Besatzung im Sinn gehabt habe, als ich es abhob, oder ob nicht noch eine andere Triebfeder mein Handeln bestimmte. Ich drückte den Alarmknopf und stieß gleichzeitig den Regulator auf »Volle Leistung«.
    Delta VII stieß steil in den Himmel, und das betäubende Prasseln und Knistern hörte schlagartig auf.

Kapitel 11
    Weit außerhalb des Radargürtels hatte ich das Schiff beigedreht, um einen Überblick über die neuerlichen Schäden zu gewinnen. Sie bestanden im Wesentlichen aus weiteren Verschmelzungen der Außenhaut. In Höhe des Triebwerkes hatten die Laser-Kanonen mehrere tiefe Löcher in die Bordwand gerissen und die obere Panzerung des dreifach gesicherten Triebwerkes verglüht. Innere Beschädigungen waren nicht festzustellen. Alles in allem bestätigten die schweren Wunden, die Delta VII davongetragen hatte, die Richtigkeit meiner Entscheidung.
    Nachdem mir Ibaka das Ergebnis seiner Untersuchung mitgeteilt hatte, erbat ich von Stroganow den Jupiter-Kurs. Ich hatte beschlossen, das Schiff bis an die Grenze des Erreichbaren zurückzuziehen, um dort in relativer Sicherheit die weiteren Ereignisse abzuwarten. Es war anzunehmen, daß die Raumpatrouillen des Generals sich nicht über die Stellanormen hinaus bewegen würden – aus dem einfachen Grund, weil knapp jenseits davon die Grenze unseres Sonnensystems lag, unüberwindliche Barriere für jedes konventionelle Triebwerk. Aus diesem Versteck heraus konnte ich dann immer noch ein festes Ziel ansteuern, sofern die Lage sich veränderte oder aber auftretender Proviantmangel dies erforderlich machen sollte. Einstweilen – dank einer Zwischenlandung auf INTERPLANAR XII – waren unsere Proviantkammern noch reichlich gefüllt, so daß wir es notfalls mehrere Monate in der Einsamkeit des Alls aushalten konnten.
    Stroganow machte mir einen Strich durch die Rechnung. Bisher hatte ich felsenfest auf die Ergebenheit des Sibiriaken gesetzt, doch nun mußte ich erkennen, daß er sich rundweg weigerte, mich als neuen Commander anzuerkennen.
    »Sir«, sagte er, »ich bedaure.«
    Es traf mich völlig überraschend. Ich wandte mich nach ihm um. Er saß ruhig und ohne jedes erkennbare Anzeichen der Meuterei auf seinem Platz und blickte mich mit schmalen, wasserblauen Augen an, in denen nicht ein Hauch von Sympathie mehr für mich zu lesen war.
    Seine Gemessenheit freilich täuschte. Die Weigerung, meinen Befehl auszuführen, erfüllte den Tatbestand der Meuterei. Ich drehte mich nach der anderen Seite um. Ibaka hatte soeben seine Kombination verstaut und kehrte ins Cockpit zurück.
    »Sir«, sagte er, »ich weiß nicht, was Commander Brandis an Ihrer Stelle getan hätte, aber ich weiß, daß er etwas getan hätte. Vielleicht hätte er gewartet, um Sie doch noch an Bord zu nehmen, vielleicht auch wäre er gestartet, um dann einen Angriff zu fliegen. So oder so: Er hätte Sie nicht im Stich gelassen.«
    Dies aus Ibakas Mund zu vernehmen, war irgendwie befremdlich. Es war noch keine vierundzwanzig Stunden her, daß er draußen an der Bordwand gehangen hatte, während Commander Brandis in eben diesem Cockpit den rücksichtslosen Befehl zum Alarmstart an mich richtete. Gewiß, damals hatte noch keiner ahnen können, daß unser Unternehmen gescheitert war – doch was bedeutete das

Weitere Kostenlose Bücher