Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mark Brandis - Unternehmen Delphin (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Unternehmen Delphin (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Unternehmen Delphin (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
den weißlichen Aschenkranz sah, den Delta VII beim Start in den morschen Beton gebrannt hatte, hob er ein wenig den Kopf. Das Schiff befand sich in Sicherheit. Die Falle hatte ihren Zweck nicht erfüllt.
    Ein anderer Commander würde an seine Stelle treten, vielleicht Robert Monnier. Er war kaltblütig und tapfer; den Leichtsinn würde er sich, trug er erst einmal die Verantwortung, sehr rasch abgewöhnen. Wie immer die Welt in wenigen Tagen aussehen würde, ein paar Monniers würden übrigbleiben, um eines Tages dem General in den Ruinen seiner Macht die Rechnung zu präsentieren.
    Die Laser-Batterien waren sternförmig aufgefahren. Ein Major, auch er in der Uniform der Tödlichen Garde , war ausgestiegen und blickte Brandis entgegen. »Sie sind ein berühmter Mann, Commander«, sagte er. »Der General wird Ihren Besuch in Metropolis zu schätzen wissen.«
    »Der General«, erwiderte Brandis, »wird Sie vor das Kriegsgericht stellen, Major. Delta VII ist Ihnen entkommen.«
    Der Major zuckte mit den Achseln. »Was heißt das schon? Früher oder später erwischen wir sie doch. Kein Schiff kann sich in alle Ewigkeit im Raum verkriechen. Es braucht Betriebsstoff, Proviant, Sauerstoff. Auch Delta VII macht da keine Ausnahme.«
    Brandis hörte ihn reden, aber mit seinen Gedanken war er woanders. Der Major hatte angedeutet, daß man ihn nach Metropolis schaffen würde. Das bedeutete, daß er für den Augenblick nichts zu befürchten hatte.
    Der Major schien Brandis‘ Gedanken zu erraten, denn er sagte: »Geben Sie sich keinen vergeblichen Hoffnungen hin, Commander. Niemand wird Ihnen unterwegs zu Hilfe kommen. Es gibt andere Möglichkeiten, Sie nach Metropolis zu schaffen, als durch die Luft.«
    Ein letztes Mal noch begehrte Brandis auf; das war, als sich kalter Stahl um seine Handgelenke schloß. »Seit wann«, fragte er, »ist es in der EAAU üblich, gefangene Offiziere wie Kriminelle zu behandeln?«
    »Seit wann«, fragte der Major zurück, »betrachten Sie sich als Soldat und Offizier? Ihr Schiff gehört der VEGA. Wir behandeln Sie, wie es einem Piraten und Heckenschützen zukommt. Wenn ich nicht klare Befehle hinsichtlich Ihrer Person hätte, stünden Sie jetzt schon an der nächsten Wand. Das neue Gesetz macht keinen Unterschied zwischen Partisanen und Banditen.«
    Der Major nickte den Totenköpfen zu, die Brandis noch immer gepackt hielten. »Abführen und bewachen!«
    In dieser Nacht hatte Brandis zum erstenmal seit langer Zeit Gelegenheit, über sich selbst nachzudenken. Was machte es letztlich aus, daß er sich als Partisan, Pirat und Bandit beschimpfen lassen mußte? Seit jenem Tag auf der Venus, an dem er sich aus der alkoholgeschwängerten Selbstbemitleidung aufgerafft hatte, um sich in voller Kenntnis der Tragweite seines Entschlusses Commander Harris zu unterstellen, war er einen geraden, folgerichtigen Weg gegangen. Woran du glaubst, dafür sollst du leben und sterben , ein alter Satz aus einem alten Buch hatte ihn ihm gewiesen, ein Wort, das in über hundert Jahren nichts von seiner Gültigkeit verloren hatte. Die Welt war veränderbar. Sie war so gut oder so schlecht, wie der Mensch sie machte. Man konnte sie den Generälen überlassen; dann war sie schlecht. Aber es hatte auf ihr auch die EAAU in ihrer ursprünglichen Form gegeben mit ihren demokratischen Grundprinzipien: Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit. Zu diesen Prinzipien galt es zurückzukehren, und sei es im Kampf.
    Brandis hatte den Kopf gegen ein verrostetes Laufrad der stillgelegten Förderanlage gelehnt. Die Totenköpfe bewachten ihn mit schußbereiter Waffe, aber irgendwie fühlte er sich ihnen nicht ausgeliefert. Sie hatten die Freiheit nie gekannt, oder aber sie hatten sie zwangsläufig vergessen. Er jedoch kannte sie. Sie zu kennen, sie in sich zu spüren, daran konnten ihn selbst die Fesseln nicht hindern.
    Die Frage blieb: Wie wäre sein Leben verlaufen, wäre er nicht Ruth O‘Hara begegnet?
    Sie hatte ihn vor Gleichgültigkeit und Resignation bewahrt. Ihr Glaube, ihre Kraft waren auf ihn übergegangen.
    Brandis lächelte, indem er an Ruth dachte. Mochte es auch kein Wiedersehen geben, so würde es bald auch die Trennung nicht mehr geben.
    Einer der Totenköpfe stieß ihn mit dem Fuß an. Seine Augen blickten mißtrauisch. »He, du – was hast du zu grinsen?«
    Brandis schwieg.
    Es gab keine Gemeinsamkeiten zwischen ihm und diesen menschlichen Robotern. Nein, sagte sich Brandis, er hatte sich nichts vorzuwerfen. Wo immer Macht

Weitere Kostenlose Bücher