Mark Brandis - Unternehmen Delphin (Weltraumpartisanen) (German Edition)
er erwartet hatte. Unten standen zwei andere Matrosen bereit, die ihn auffingen. Aus dieser Tatsache schloß er, daß man Wert darauf legte, ihn einigermaßen vollständig in Metropolis abzuliefern.
Aus diesem Schluß ergab sich zwangsläufig die nächste Folgerung: daß ihm nach seiner Ankunft in Metropolis noch einiges bevorstand.
Draußen dröhnte der Lautsprecher: »Kompanie – stillgestanden! Rechts – um! Im Gleichschritt – Marsch!«
Die Tödliche Garde stimmte ihr Kampflied an.
»Im All
und überall
regiert der General!«
An Deck wurde die Gangway eingezogen.
Brandis hörte das Trampeln der Matrosen und die kurzen, knappen Kommandos des Offiziers.
Die Matrosen stießen ihn an, und er setzte sich wieder in Bewegung und humpelte zwischen ihnen her bis zu einem Aufzug.
In der Nacht, als er schlief, hatte er einen guten Traum gehabt, und etwas von diesem Traum und seiner Tröstung hatte sich in das Erwachen hinübergerettet. Nun jedoch, in der ungewohnten, feindseligen Enge des U-Bootes, verflüchtigte es sich.
Erst jetzt wurde sich Brandis vollends dessen bewußt, was es hieß: gefangen zu sein.
An Deck schrillten die Bootsmannspfeifen.
Brandis spürte, wie Bewegung in das Schiff kam.
Offenbar hatte es abgelegt.
Der Aufzug kam und nahm ihn und die beiden Matrosen auf und beförderte ihn tiefer hinab in die Unterwelt.
Wieder ging es einen Gang entlang, bis die Matrosen schließlich stehenblieben und eine unbeschriftete Tür aufrissen.
Dahinter war alles sehr hell und sehr geräumig.
Ein Mann, dem der rechte Arm fehlte, stand, mit dem Rücken zur Tür, vor einem Kartentisch.
»Sir«, sagte einer von den Matrosen zu Brandis, »wollen Sie nicht eintreten?«
Der Mann vor dem Kartentisch drehte sich plötzlich um und kam mit ausgestreckter linker Hand auf Brandis zu.
Brandis rührte sich nicht.
Der nächtliche Traum war zu ihm zurückgekehrt – nur mit dem Unterschied, daß er ihm nicht mehr glaubte.
»Willkommen auf der POSEIDON, Brandis!« sagte Commander Harris. Und mit einem Hochziehen der Brauen fügte er hinzu: »Vielleicht bequemen Sie sich noch, mir die Hand zu geben, sobald man Ihnen die verdammten Eisen abgenommen hat.«
Kapitel 15
Brandis hatte geduscht, sich rasiert und gefrühstückt. Ein Matrose hatte inzwischen seine verdreckte Kleidung gereinigt, in der noch der penetrante Gestank des Guanos haftete.
Dann erschien der Bordarzt und hieß Brandis, sich auf die Koje zu setzen, während er mit raschen, erfahrenen Bewegungen das verletzte Bein abtastete. »In ein paar Tagen werden Sie darauf hüpfen können, Commander«, sagte er. Er bestrich den Knöchel mit einer Salbe und bandagierte ihn. »Haben die Sie so zugerichtet?«
»Nein«, sagte Brandis. »Ich geriet in den Hitzesturm meines eigenen Schiffes.«
»Nun«, meinte der Arzt, »in diesem Fall haben Sie ziemliches Glück gehabt.« Er schüttelte den Kopf. »Das hätte aber auch anders ausgehen können. Versuchen Sie mal, ob Sie damit laufen können!«
Brandis stand auf. Das Bein trug ihn wieder, der Schmerz war erträglich. »Danke, Doktor. Wo finde ich Commander Harris?«
»Wo Sie ihn verlassen haben«, sagte der Arzt. »Er wartet auf Sie im Kartenraum.«
Brandis hatte es auf einmal eilig. Noch war nichts Wesentliches besprochen worden – aus dem einfachen Grund, weil Harris sich geweigert hatte, ihn anzuhören, solange er, wie Harris sich ausdrückte, nur ein halber Mensch war.
»Brandis«, hatte er in seiner steifen, förmlichen Art gesagt, »die Welt wird schon nicht untergehen, nur weil Sie erstmal eine Tasse Kaffee trinken.« Und mit einem leichten Naserümpfen hatte er hinzugefügt: »Außerdem – verzeihen Sie, wenn ich es Ihnen so direkt sage, stinken Sie wie ein ausgewachsener Guanoberg. Higgins wird Ihnen Ihr Quartier zeigen. Dort finden Sie alles, was Sie brauchen, um ein neuer Mensch zu werden.«
Commander Harris hatte sich nicht verändert – bis auf den Umstand, daß er nur noch einen Arm hatte. Den anderen hatte er in jenem Saharacamp eingebüßt, im vergangenen Jahr, als er sich mit dem Dingi auf die Kommandozentrale der Tödlichen Garde gestürzt hatte. Der leere Ärmel verlieh ihm eine zusätzliche Strenge.
»Also, Brandis«, sagte er, nachdem Brandis erfrischt und gestärkt den Kartenraum wieder betreten hatte, »jetzt können wir zur Sache kommen.«
Brandis wartete, bis Harris Platz genommen hatte, dann setzte auch er sich. »Sir«, sagte er, »eine Frage vorweg. Wie kommen Sie auf die
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