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Mark Brandis - Unternehmen Delphin (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Unternehmen Delphin (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Unternehmen Delphin (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Redensarten, ihre Haltung und ihre Wesensart karikiert; nun mußte es sich zeigen, ob sein Talent auch vor den kritischen Augen des Mannes vom Fach Bestand haben würde. Rossi trug die schwarze Uniform eines Majors vom Sicherheitsdienst der gefürchteten III. Abteilung mit dem kleinen silbernen Totenkopf unter dem roten Flammensymbol auf der Mütze. Bevor er den Ausweis einsteckte, memorierte er ein letztes Mal die darin enthaltenen Eintragungen. Der Ausweis war der schwächste Punkt seiner Maskerade; auf der Elektronenbank ließ sich die Fälschung nicht verheimlichen.
    Er wandte sich dem Ausgang zu. Nebenan im Schlafzimmer verstummten die gleichmäßigen Atemzüge seiner Frau.
    »Tomaso!« Ihre Stimme klang verschlafen.
    »Ja, Schatz.«
    »Was ist los, wohin willst du so früh?«
    »Schlaf!« sagte ›Major‹ Rossi. »Ich muß zu einer Probe.«
    »So früh? Ich denke, die Theater sind zu.«
    »Heute nicht«, sagte ›Major‹ Rossi und verließ seine Wohnung.
    Unten stand der versprochene Dienstwagen, ein olivgrüner schneller Phantom mit militärischer Kennzeichnung. ›Major‹ Rossi ging um den Wagen herum. Er sah nicht nur aus, als wäre er echt, er war es. Er gehörte dem Vorgesetzten von Günter Holthaus, der am Steuer saß, gleichfalls in Uniform.
    Holthaus war Student. Vor einem Monat hatte man ihn eingezogen. »Guten Morgen, Major«, sagte Holthaus.
    »Guten Morgen«, sagte ›Major‹ Rossi und stieg ein.
    Für jeden zufälligen Beobachter wie auch für die patrouillierenden Abhorchwagen war es eine völlig unverfängliche Szene.
    Der Phantom schwebte auf seinem Luftkissen auf und setzte sich in Bewegung. ›Major‹ Rossi lehnte sich im Fond zurück. Es gab nichts mehr zu sagen. Holthaus wußte Bescheid.
    Anstandslos passierten sie die Kontrollen. Sie umrundeten das Trignum, von dem herab in den Nächten das Portrait des Generals weit über die Stadt leuchtete, und ordneten sich ein in die Ausfallschneise West. Der Phantom wurde schneller, überholte mit 460 Stundenkilometern einen Militärkonvoi und befand sich um 06.40 Uhr vor den Wachen zum Sperrgebiet.
    Die Kennzeichnung des Wagens und die schwarzen Uniformen taten ihre Schuldigkeit. Die Wachen gaben salutierend den Weg frei. Der Atlantik kam in Sicht, flaschengrün, mit aufgesetzten weißen Schaumkronen. ›Major‹ Rossi nickte. Das Ziel, Sektor 24, war erreicht. Über dem Kai tanzten die Gischtfontänen der anbrandenden See.
    Die drei leichten Laser-Batterien der motorisierten Patrouille tauchten auf. Holthaus stellte den Phantom quer über die Uferstraße, und ›Major‹ Rossi stieg aus.
    Der Patrouillenführer, ein junger Lieutenant, beugte sich aus dem Einstieg des vordersten Fahrzeuges. »Stimmt etwas nicht, Sir?«
    ›Major‹ Rossi ließ sich Zeit, diese Frage zu beantworten. Schweigend musterte er den Lieutenant von oben bis unten. Er wußte, wie der Anblick der schwarzen Uniform auf ihn wirken mußte. Der Sicherheitsdienst der III. Abteilung , aufgeteilt in einen militärischen und einen zivilen Zweig, verfügte über nahezu uneingeschränkte Vollmachten. Gegen seine Anordnungen gab es keine Berufung.
    Endlich, als habe er es satt, sich noch länger mit der Person des Lieutenants zu beschäftigen, fragte ›Major‹ Rossi: »Wer führt die Patrouille in Ihrer Abwesenheit?«
    »Sergeant O‘Neill, Sir.«
    »Lassen Sie ihn kommen!«
    »Jawohl, Sir.«
    Sergeant O‘Neill erschien, vierschrötig, untersetzt, mit einem kantigen Gesicht voller Narben. »Sie haben nach mir verlangt, Sir?«
    »Der Major will Sie sprechen.«
    ›Major‹ Rossi überstürzte nichts. Er hatte sich in die ihm auferlegte Rolle hineingelebt und ließ die Drohung wirken, die von seiner Uniform ausging. Stirnrunzelnd nahm er den Sergeanten in Augenschein, bevor er den Mund auftat. »Sergeant«, sagte er, »wir wollen hier kein Aufsehen erregen. Eskortieren Sie Ihren Lieutenant auf dem schnellsten Weg zum Zentralbüro des Sicherheitsdienstes. Er steht unter Arrest.«
    Der Lieutenant war blaß geworden. »Aber warum, Sir?«
    »Das«, sagte ›Major‹ Rossi – wie er es oft genug gehört hatte – »werden Sie früh genug erfahren, Lieutenant.« Er wandte sich wieder an den Sergeanten. »Verlieren Sie keine Zeit. Die Ausführung des Befehls eilt.«
    Er ging auf den Phantom zu, als wäre für ihn die Sache damit erledigt, Zoll um Zoll ein Mann, der sich völlig seiner Machtstellung bewußt war und der es nicht gewohnt war, daß seine Befehle unbefolgt blieben. Der

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