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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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wehenden Habichtflügel angekommen, machten wir uns sogleich daran, einen Platz am Rande der bereits dort stehenden Zelte zu sichern und unsere Habseligkeiten abzuladen. Einige chaukische Männer hockten um ein größeres Feuer herum und blickten interessiert hoch, als sie unsere Aktivitäten bemerkten. Einer von ihnen riss seine Augen freudig auf, als er Skrohisarn erkannte, und kam auf uns zugelaufen.
    »Vater?« Er trat einen Schritt auf Skrohisarn zu. »Vater! Es tut gut, dich wiederzusehen!«
    Ich blickte den Mann überrascht an. Er war von genau der gedrungenen, kräftigen Statur wie Skrohisarn und hatte ebenfalls das breite und offene Gesicht. Sein rotblondes langes Haar war zu den typischen seitlichen Zöpfen zusammengedreht. Lachend erfassten die hellblauen Augen seinen Vater und musterten mich dann interessiert.
    »Werthliko, mein Sohn!« Skrohisarn war ehrlich erfreut. Die beiden nahmen sich in die Arme und drückten sich einen Moment. Dann packte Skrohisarn seinen Sohn und betrachtete ihn von oben bis unten. »Seit so vielen Mondläufen habe ich dich nicht mehr gesehen! Du bist kräftiger und stärker geworden in dieser Zeit!«
    »Ja, das Leben draußen macht einen härter, du weißt das. Dazu die andauernden Kämpfe! Wir sind weit im Süden gewesen, bei den Chatten. Mit ihnen sind wir aneinandergeraten, um sie wieder in die antirömische Koalition zu zwingen, von der sie sich losgesagt hatten. Sie haben sich erbittert gewehrt. Es sind gut organisierte, starke Krieger, doch unsere Übermacht war einfach zu groß. Letztlich mussten sie sich fügen.«
    Skrohisarn sah skeptisch aus. »Du weißt, dass ich lieber im Frieden mit den Römern und den anderen Stämmen lebe als im Krieg. Aber ich bin nur ein alter Mann, der Eisen schmiedet.« Er seufzte schwer. »Was weißt du von deinen Brüdern, Isernolf und Isenar?«
    Werthliko hob kurz die Schultern. »Zuletzt hörte ich, dass sie mit einer Gruppe der Großen Chauken nach Westen geritten seien, um Angriffe auf den Landnachschub der Lippelager zu stören. Den Befehl dazu soll die Gruppe von Bliksmani selbst bekommen haben …«, fügte er noch achtungsvoll hinzu.
    Wieder Bliksmani! Jeder, den wir in den letzten Tagen getroffen hatten, hatte etwas über diesen Mann zu berichten. Ich war wirklich gespannt darauf, ihn hier vielleicht zu treffen. Er schien eine lebende Legende zu sein und die militärischen Operationen der germanischen Stämme weitestgehend zu koordinieren.
    Werthliko fand nun die Zeit, mich intensiver zu mustern. Etwas erstaunt maß er mich von oben bis unten und sein Blick blieb einige Sekunden an meinen Schuhen hängen. Ich trug nach wie vor die Trekkingschuhe aus einem anderen Jahrtausend.
    »Und wer ist dein Begleiter hier, Vater?«
    Skrohisarn klopfte mir auf die Schulter und antwortete: »Das ist Witandi von den Stämmen des Ostens. Er wurde verschleppt und entkam in diese Gegend. Ich nahm ihn bei mir auf, seitdem half er mir beim Schmieden der Waffen für Ingimundi.«
    »Dann sei auch mir willkommen, Witandi!«
    Werthliko reichte mir freundschaftlich die Hand und ich nahm sie dankbar an.
    »Wir werden jetzt erst einmal abladen und unser Lager aufbauen, nicht dass wir vorher noch vom Regen überrascht werden.«
    Wir nickten den anderen Männern am Feuer zu und diese erwiderten unseren Gruß ebenfalls freundschaftlich. Hier fühlte ich mich fürs Erste sicher und gut aufgehoben. Werthliko machte einen sehr sympathischen Eindruck auf mich. Er war wohl etwas jünger als ich, schien aber schon ziemlich kampferprobt zu sein, so, wie er sich bewegte.
    Als Nächstes machten Skrohisarn und ich uns daran, unser Lager aufzubauen. Dafür breiteten wir einige dünne Rinderfelle auf dem Boden aus, die uns vor der feuchten Erde schützen sollten. Darüber spannten wir eine großzügige Plane aus mehreren zusammengenähten Ziegenhäuten. Nach vorne und hinten war dieses Zelt zwar offen, aber daran hatte ich mich schon vor Tagen gewöhnt. Es störte mich nicht mehr. Auf der frei gewordenen Fläche des Ochsenwagens verteilten wir abschließend noch die zahlreichen eingefetteten Waffen, um sie Ingimundi angemessen präsentieren zu können: Framenspitzen, Schwertklingen, Messer, Schildknäufe.
    »Werthliko!« Skrohisarn rief seinen Sohn zu sich. »Weißt du, ob Ingimundi schon hier ist oder wann er kommt?«
    »Er soll noch heute vor Sonnenuntergang eintreffen. Es hieß, dass er persönlich mit einer Kriegerschar dem Bliksmani Geleitschutz bis hierher gewährt.

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