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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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wild und kampfeslustig, von ihnen sollte ich mich immer fernhalten – insbesondere, wenn sie keine Chauken waren. Weitere Stämme erwartete er hier nicht. Mir schwirrte erst einmal gründlich der Kopf. Nach diesen mir eher konfus und wirr erscheinenden Beschreibungen würde ich mit Sicherheit auf der Hegirowisa gar nicht mehr wissen, wen ich vor mir hatte, wenn es so weit war.
    Der Lagerplatz befand sich nun direkt vor uns.
    Eine große tiefgrüne Wiese mit umstehendem lichtem Birkenbewuchs war also der Schauplatz für dieses Zusammentreffen von Vertretern aller Stämme der Gegend. Das weitere Vorgehen im Umgang mit den immer massiver auftretenden römischen Legionen sollte hier abgestimmt werden. Der Name dieses Platzes – »Wiese der Reiher« – war nur allzu leicht bei ihrem Anblick zu verstehen. Bei Hochwasser der Weser würde diese Fläche sicher vollständig unter Wasser gesetzt und bot dann einen idealen Lebensraum für Frösche, Reiher und anderes Getier. Doch zu dieser Jahreszeit war die Wiese naturgemäß ausgetrocknet. Durch die schmächtigen Birkenstämme und das lichte Gebüsch konnte man bereits geschäftiges Treiben erkennen. Zelte aus Tierhäuten und dünnen Holzstangen verteilten sich in größeren und kleineren Gruppen auf dem gesamten Platz, Lagerfeuer brannten dazwischen und Gestalten eilten geschäftig von hier nach dort.
    Das Feld selbst war ziemlich rechteckig in seinem Grundriss und maß wohl etwa 200 Meter an der Längsseite und 100 Meter an der Stirnseite. Nach Westen wurde es begrenzt durch die Sanddünen, hinter denen die Weser floss. An der Ostseite konnte ich einen dünnen Bachlauf zwischen den Bäumen ausmachen, der sich behaglich an den Birken vorbeischlängelte und wohl irgendwo nördlich von hier in die Weser mündete.
    Mitten auf dem Feld stand, einsam und prächtig gewachsen, einem mächtigen, aus dem Meer aufragenden Fels gleich, eine sicherlich an die 50 Meter hohe, gigantische Esche. Diese hatte wohl den Ausschlag für die Wahl dieses Platzes gegeben, denn Eschen waren gemeinhin dem Wodan geweiht und entsprechend heilig. Außerdem lag die Hegirowisa an einer strategisch günstigen Position zwischen Fluss und Sanddünen auf der einen und Bachlauf auf der anderen Seite.
    Wir rumpelten mit unserem Gespann an den Bäumen vorbei auf die Wiese. Beachtung schenkte uns keiner – wohl, weil seit Tagen bereits ein reges Kommen vorherrschte. Gleich zur Rechten war vor einer Gruppe von fünf Zelten ein hölzerner Schild mit einem schwarz und rot gefärbten, grimmig dreinschauenden Eberkopf darauf angebracht.
    Skrohisarn sah meinen fragenden Blick und murmelte: »Dulgubiner! Sehen wilder aus, als sie sind!«
    Er zeigte auf die größte Gruppierung der Zelte am nördlichen Ende der Wiese, denn dort waren die Chauken versammelt. Ich erkannte eine hohe Stange, an der ein bannerartiges Gebilde befestigt war, welches leicht im Wind tanzte. Dieses bestand aus einem dreieckigen Stück Stoff, an dem an dünnen Fäden über und über Federn befestigt waren, sodass es einem riesigen Raubvogelflügel glich.
    »Sind das nun Habicht- oder Falkenfedern?«, fragte ich Skrohisarn, der mich nur erstaunt ansah. Wie schon häufiger wunderte er sich über meine Unkenntnis in Dingen, die mit der Natur zusammenhingen. Genauso wie er sich über manche der Dinge, die ich wusste, wunderte, zum Beispiel, wie sich Wolken bildeten, wie Regen entstand oder warum es Jahreszeiten gab. So grummelte er zurück, dass dies selbstverständlich Habichtfedern seien und im Übrigen ein heiliges Zeichen der Chauken.
    »Hast du schon die Langobarden gesehen?«, fragte ich ihn.
    Er sah sich um. Auf der südöstlichen Seite war eine kleine Gruppe halbkreisförmig aufgebauter Zelte zu sehen. Ein entasteter Baumstamm steckte dort im Boden, auf dem quer ein weiterer dünner Stamm befestigt worden war. Zu beiden Seiten des Querstammes baumelte an einem Strick ein Speer. Da waren sie also, die Langobarden, vor denen ich mich definitiv fürchtete. Ihre Brutalität mir gegenüber, nur weil ich ihre Pferde erschreckt hatte und schutzlos gewesen war, war mir leider noch in deutlicher Erinnerung. Skrohisarn deutete auf jenes Lager und nickte mir zu. Somit wusste ich schon mal, in welche Ecke ich mich nicht verirren würde.
    Ich sah mich weiter um. Auf der westlichen Seite der Esche war eine größere Anhäufung von überspannten Wagen und hochgesteckten Planen zu sehen. Wahrscheinlich der Tauschmarkt für die Waffen, wie ich vermutete.
    Am

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