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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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auf den südlichen Wachturm gestiegen, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Das Lager war derzeit weder mit Ballistae [54] noch sonst irgendwelchen schwereren Waffen zur Abwehr von Angriffen ausgestattet. Die schweren Geschütze wurden momentan in Pannonien gebraucht. Im Übrigen hatte keiner damit gerechnet, dass im Gebiet der eigentlich verbündeten Chauken die Not einmal so groß werden würde.
    Als er die Anrückenden sah, beruhigte er sich aber vorerst. »Bei allen Göttern! Sind das alle?«, fragte er fast höhnisch. Etwas mehr als einhundert Männer näherten sich auf den kleinen, stämmigen landestypischen Pferden von Süden her. Einige wenige liefen zu Fuß mit.
    Vinicius kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. »Die kleine Schar sollte uns eigentlich nicht in ernsthafte Schwierigkeiten bringen, oder?«, fragte er zurück. »Wir verfügen immer noch über vier voll einsatzfähige Kohorten! Wir können eine Belagerung für längere Zeit durchhalten und einen Ausfall wagen, wenn der Nachschub auf dem Flussweg eintrifft. Das wird aber erst um Neumond herum sein!«
    Ahenobarbus nickte. »Vorausgesetzt, es werden nicht mehr! Was für Krieger sind das wohl? Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass die Chauken das Bündnis mit der römischen Wölfin aufgekündigt haben.«
    Mittlerweile war die Kriegerschar nur noch rund dreihundert Meter vom Lager entfernt und zwischen die Dünen geritten. Teilweise entzogen sie sich so den Blicken der Römer. Ahenobarbus, der sich bestens mit den Sitten und Bräuchen der verschiedenen Stämme auskannte, sagte nun: »Habe ich es mir doch gedacht! Es sind keine Chauken! Fast alle Krieger da unten haben rot gefärbte Haare und tragen den Suebenknoten am Kopf! Es sind Langobarden, vielleicht auch einige Semnonen. Bei dem Rest würde ich aufgrund der langen, schweren Lanzen von Angrivariern ausgehen. Außerdem sind viele junge Krieger dabei und diese sind ungestüm und todesmutig. Wir müssen sehr vorsichtig sein und dürfen uns nicht provozieren lassen, Vinicius! Dann dürften wir einigermaßen sicher sein.«
    Damit wandte sich Ahenobarbus um. »Besprechung in einer halben Stunde im Stabsgebäude!«
    Er ging und ließ einen nachdenklichen Vinicius zurück.
    Dieser schaute noch kurz auf die Aktivitäten der Männer in den Dünen. Gerade als er sich umdrehen wollte, sah er einen der Wilden ins gegenüber vom Lager liegende Wäldchen laufen. Er trug einen eigenartig gewachsenen Stock in der Hand und war mit einer merkwürdigen ärmellosen Tunika bekleidet. Kurz darauf verschwand er zwischen den Bäumen und Vinicius konnte nichts mehr erkennen.
    Im Besprechungsraum waren alle Stabsoffiziere rechtzeitig versammelt. Die Südwand war heute teilweise abgebaut, sodass sich von hier oben aus dem zweiten Stock ein grandioses Panorama vor den Offizieren ausbreitete. Friedlich zog sich das silbern schimmernde Band der Weser in weiten Bögen und Schlaufen durch die grüne Landschaft. Die Sanddünen am Uferstreifen bildeten einen satten Kontrast zu der sich anschließenden Moor- und Wiesenlandschaft. Für die raue Schönheit Germaniens hatte allerdings keiner der Anwesenden etwas übrig. Die Lage war ernst, aber nicht aussichtslos, wie alle fanden. Die kleine Schar germanischer Wegelagerer würde nichts ausrichten können.
    Kurze Zeit später stürmte der Oberbefehlshaber ins Zimmer. Er trug jetzt die Uniform eines einfachen Soldaten, wohl um seinen Männern zu signalisieren, dass er kampfbereit war und mit ihnen sein würde. »Meine Herren Offiziere«, begann er. »Zwischenzeitlich habe ich einen etwas detaillierteren Bericht von den Ereignissen heute Morgen erhalten! Es scheint, als ob im Wesentlichen drei Faktoren für die überraschende Zurückschlagung unserer schweren Infanterie und der Liburnen verantwortlich waren: Wurfgeschosse, die wohl Rohöl aus den östlichen Provinzen enthielten und in Brand gesteckt wurden, ein hell leuchtendes, blendendes Feuer, das aber nicht brennt, sowie eine Schleuderwaffe, deren Geschosse schneller fliegen, als das Auge zu sehen vermag! Caius, prüft, ob wir noch Vorräte an Petroleum oder Rohöl haben, die wir ebenfalls als Wurfgeschosse einsetzen können! Es ist eine Schande, dass erst diese Barbarenhorden uns auf eine solche grandiose Idee bringen müssen, denn die Wirkung dieser Waffe war ja wohl verheerend! Während wir Petroleum zum Beleuchten unserer fein hergerichteten Offiziersunterkünfte verwenden, nutzen die Germanen es

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