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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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dahintrieb, bis es um die nächste Flussbiegung verschwunden war, griffen sich nun die verbliebenen Teile. Schwungvoll warfen sie diese so weit sie konnten in die dunklen Fluten hinein.
    Nach einiger Zeit verstummten auch die Gesänge der Frauen. Alles wandte sich nun wieder der großen Wiese zu, um den einfachen Gefallenen ebenfalls einen würdevollen Abschied zu bereiten. Bis zum Abend hatte man riesige Mengen Gestrüpp und Holz rings um den Leichenhaufen aufgeschichtet, sodass die meisten Toten gar nicht mehr zu sehen waren.
    Die Dämmerung war schon weit fortgeschritten, als die Priesterinnen wieder mit ihren Sprechgesängen begannen. Dieses Mal ritzten sie Runenzeichen tief in den Boden rings um den Totenberg. Brennende und qualmende Kiefernäste wurden darüber aufgeschichtet, um die Botschaft der Runen, die vom Mut und dem Kampfgeist der Gefallenen kündeten, zu den Göttern zu transportieren.
    Das beeindruckende Feuer loderte die ganze Nacht und bezeugte den zahlreichen Tod.
    Nach der Totenfeier fühlte ich mich schwermütig, betrübt und machte mir große Sorgen um meine Zukunft. Was wurde nun aus mir? Ich wollte niemanden mehr sehen und zog mich schon bald in das Zelt zurück, das ich mir bis heute Morgen mit Skrohisarn geteilt hatte. Wie sollte es bloß ohne ihn weitergehen? Er hatte mich aufgenommen, mir Unterkunft und Nahrung gewährt, mir wichtige Dinge erklärt und beigebracht, sogar die Sprache! Ohne ihn würde ich in ein tiefes Loch fallen, heimat- und schutzlos sein! Vogelfrei! Was sollte ich tun?
    Fröstelnd erinnerte ich mich an die ersten Tage nach meiner Ankunft in dieser Welt. Die Angst, die Wehrlosigkeit, das Gefühl, ausgeliefert zu sein … Meine Gedanken kreisten noch eine Weile um Skrohisarn, um Julia und Frilike, um mein Zuhause. Und um Bliksmani. Dann schlief ich endlich ein.
    Am nächsten Morgen wachte ich von dem grauenhaften Gestank des verbrannten Menschenfleisches auf. Er hing wie eine Dunstglocke über dem gesamten Lager, trotzdem herrschte um mich herum schon rege Betriebsamkeit. Die Männer packten und bereiteten sich auf die Abreise vor. Doch immer wenn der Wind so drehte, dass die dampfenden Wolken des in sich zusammengefallenen Scheiterhaufens herangeweht wurden, griffen die Männer eine Spur schneller zu. Alle wollten jetzt nur noch weg!
    Plötzlich stand Ingimundi vor mir. Er sah wieder stolz und erhaben aus, so, wie vorgestern Abend, und sein schmerzlicher Verlust war ihm nicht mehr anzumerken.
    »Witandi, endlich bist du aufgewacht! Pack deine – oder besser: eure Sachen«, er warf einen Seitenblick auf Skrohisarns persönliche Dinge, »und mach dich abmarschbereit! Du kommst mit zu meinem Dorf!«
    Überrascht schaute ich ihn an. »Ihr nehmt mich mit? Das ist gut«, entgegnete ich dümmlich. Mein Kopf war immer noch wie leer gefegt von den gestrigen Ereignissen. Doch von einem Moment auf den anderen hellte sich meine Stimmung mit dieser Nachricht auf. Fürs Erste war ich nicht auf mich alleine gestellt!
    »Tapfere und kluge Kämpfer wie dich brauche ich, Witandi! In Skrohisarns Hütte kannst du nicht ohne ihn bleiben, du wirst also in den nächsten Tagen mit Werthliko alles dort wegholen und zu meiner Hofstelle am Aha [51] bringen. Seine Söhne können dann entscheiden, was damit zu tun ist.«
    Ingimer trat nun zu uns und legte mir freundschaftlich einen Arm um die Schultern.
    »Wenn du willst, reite ich mit dir in den nächsten Tagen zu Skrohisarns Haus und helfe dir und Werthliko!«
    »Ich danke euch! Ich beeile mich und packe unsere Sachen zusammen! Sollen die Waffen auf dem Wagen bleiben, jetzt, da ich mit zu euch komme?«
    Ich sah Ingimundi und seinen Sohn fragend an.
    »Ja, die können dort bleiben«, entgegnete er. »Ingimer, hilf Witandi, unser Habichtbanner am Wagen zu befestigen! Ich will, dass es weithin sichtbar ist!«
    Eifrig machten wir uns daran, alles zu sichern. Von überallher kamen Männer auf uns zu, die noch irgendetwas darauf deponieren wollten.
    »Haben wir von den Römern vorerst nichts zu befürchten?«, fragte ich Ingimer.
    Er zuckte nur mit den Schultern. »Ich denke nicht. Sie haben viele Hundert Mann verloren und werden sich erst einmal in ihrem Lager verschanzen. Im Übrigen ist Bliksmani ihnen ja auf den Fersen …« Er machte eine kurze Pause und fügte dann ernst hinzu: »Außerdem haben wir dich doch jetzt, was soll uns schon passieren?«
    Entgeistert sah ich ihn an. Genau so etwas hatte ich befürchtet! Aber Ingimer lachte mir ins

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