Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
Vom Netzwerk:
antwortete ich kalt. »Mein Vorschlag lautet genau anders herum und ist nicht verhandelbar: Schick die Frauen her und wir bringen uns in Sicherheit. Dann bekommst du deine Waffe und deine Weste zurück. Ansonsten werde ich Ingimundi informieren und in wenigen Minuten werden dir eintausend Chauken im Nacken sitzen!«
    Wieder nahm ich das Flackern seines Blickes wahr. Er fürchtete sich genau davor.
    »Woher soll ich wissen, dass du mir mein Gewehr wiedergibst, wenn du erst die Weiber hast? Du könntest mich dann genauso gut erschießen, die Macht an dich reißen …«
    »Du wirst mir vertrauen müssen, Onkel, du hast eh keine Wahl. An Macht liegt mir nichts, das weißt du genau. Aber tust du den Frauen etwas an, werde ich auf dich schießen, so viel ist sicher. Deine Vorstellungen und Pläne halte ich persönlich für wahnsinnig, doch das ist deine Sache. Es ist dein Leben. Ich will nur das, worum ich dich von Anfang an gebeten hatte. Deine Weste und dein Gewehr interessieren mich nicht. Wir machen es so, wie ich sage, oder ich hole Ingimundi! Was also soll ich tun?« Bliksmanis Augen zuckten verzweifelt. Er wusste, dass er tatsächlich keine Wahl hatte.
    Endlich nickte er. »In Ordnung, Leon.«
    Nun nickte auch ich zufrieden.
    »Ich werde mit den Frauen zu den Dünen laufen. Dort können wir uns ihrem Vater anschließen. Auf dem Weg dorthin werde ich die Weste und das Gewehr einfach ablegen. Du kannst es dir dort abholen! Und ich rate dir, uns nie wieder zu nahe zu kommen.«
    »Dasselbe wollte ich dir auch gerade sagen, Junge!« Er warf mir einen vernichtenden Blick zu und verschwand dann zwischen den Blättern. Zum Glück waren seine Männer tiefer in den Wald eingedrungen und ahnten nach wie vor nichts davon, dass er gar nicht mehr im Besitz der Waffe war. Er wusste, er würde in arge Erklärungsnöte kommen, wenn die Männer Leon mit dem Gewehr sahen. Also musste er sich beeilen.
    Schon nach kurzer Zeit kamen die fünf Frauen und mein Pferd am westlichen Rand des Waldes zum Vorschein, begleitet von Bliksmani! Ansonsten war keiner zu sehen.
    Frilike kam auf mich zugerannt und warf sich in meine Arme. »Witandi! Was hat das zu bedeuten? Wer ist dieser Mann? Wieso hat er uns hier festgehalten?«
    »Ich werde es dir später erklären. Jetzt müssen wir weiter – und zwar schnell! Vielleicht können wir deinen Vater noch erreichen.«
    »Mein Vater? Hat er den Angriff geführt?«
    Die anderen Frauen stellten sich um uns herum und lauschten auf jedes meiner Worte.
    »Ja, offenbar mit Unterstützung von Athalkuning! Der Rückzug wurde vorhin aber schon eingeleitet! Wenn wir uns nicht beeilen, sind wir auf uns alleine gestellt!«
    Frilike nickte.
    Wir wandten uns nun nach Westen, den Dünen zu, ohne Bliksmani eines weiteren Blickes zu würdigen. Es waren etwa fünfhundert Meter bis zu ihrem Rand.
    Bliksmani wartete am Waldrand ab und folgte uns dann langsam. Plötzlich sahen wir von Süden sechs Reiter sowie fünf unberittene Pferde herangaloppieren.
    »Ingimer!«, rief Frilike und rannte ihrem Bruder freudestrahlend entgegen.
    »Schwester, Mutter, da seid ihr ja!«, antwortete er ebenfalls hocherfreut und sprang vom Pferd. »Ich konnte nicht zulassen, dass Witandi den Jubel für eure Heimbringung alleine einstreicht!«
    Er nahm beide glücklich in den Arm und drückte sie. Auch die anderen Frauen wurden freudig von den Reitern begrüßt. Ich war froh, diese Verstärkung bekommen zu haben. Nur mein sich nähernder Onkel machte mich ein wenig nervös.
    Dann sah Ingimer ihn ebenfalls. Er wies auf die Gestalt, die sich von Osten näherte. »Wer ist das denn?«
    »Ich erkläre es dir später. Lass uns zusehen, dass wir von hier verschwinden!« Eilig öffnete ich die Schutzweste und schleuderte sie einige Meter von mir fort ins Gras. Dann nahm ich das Gewehr, hielt aber für einen Moment inne. Mein Onkel würde toben, wenn er feststellte, dass es nicht vollständig war. Die Feder würde unersetzbar sein und ein wichtiges Faustpfand in meiner Hand. Was also brachte es mir, ihm ein unvollständiges, nutzloses Gewehr zu überlassen? Seinen Zorn erntete ich so oder so, auch wenn …
    Mit einem Ruck schob ich den Trageriemen der Kalaschnikow wieder hoch auf meine Schulter. Allerdings tat ich es mit ungutem Gefühl, denn ich ahnte, dass ich in diesem Moment den Grundstein für weitere Probleme und großen Ärger legte. Gab ich meinem Onkel die Waffe jedoch zurück, würde er seine größenwahnsinnigen Fantasien fortsetzen und viel

Weitere Kostenlose Bücher