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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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Wahrscheinlich wusste er genau, dass ich ihm diese widerstandslos aushändigen würde, wenn es um die Unversehrtheit Frilikes ging. Aber ich musste mir Sicherheit verschaffen. Stirnrunzelnd betrachtete ich das Gewehr in meinen Händen. War es nicht möglich …
    Ich hockte mich an eine grasbewachsene Stelle, die ein wenig trockener war als der mich umgebende schwammige Auenwaldboden. Dann entfernte ich das Magazin und löste den Gurthaken. Die einfache Zerlegbarkeit dieses Gewehrtyps war ja legendär und hatte die Waffe in der ganzen Welt berühmt und beliebt gemacht. Sollte es mir da nicht ebenso intuitiv gelingen, sie auseinander- und wieder zusammenzubauen?
    Ich betrachtete das Gewehr genauer. Auf der Oberseite der Waffe war deutlich sichtbar eine Art Knopf angebracht, der sich auch leicht von mir drücken ließ. Mit einem vernehmbaren Klicken löste sich irgendeine Sperre und ich konnte bereits den gesamten Verschlussdeckel abheben.
    Das Innenleben der Waffe offenbarte sich mir nun. Ich drehte und wendete das Gewehr einige Male, um herauszufinden, was ich als Nächstes tun musste. Ich konnte jedoch nichts entdecken. Mehr ratlos als wissend betätigte ich den Sperrknopf noch einmal weit nach vorn – und siehe da: Er verhinderte, dass eine lange Stange mit einer Feder daran herausfiel. Also drückte ich den Knopf so tief, dass die Stange ausrastete.
    Nun konnte ich die Verschlussfeder und die dazugehörige Führungsstange herausziehen. Die etwa zwanzig Zentimeter lange Feder schien mir ideal für meinen Zweck. Ich entfernte sie und riss ein Stück Stoff von meinem Hemd. Damit umwickelte ich die Führungsstange so, dass sie nicht unkontrolliert im Gewehr hin und her schlagen konnte, und setzte die Teile wieder zusammen. Die Feder verschwand in einer meiner Gürteltaschen. Jetzt hatte ich das Gewehr für meinen Onkel unbrauchbar gemacht! Es war immer gut, noch einen Trumpf im Ärmel zu haben …
    Dann lief ich wieder los und erreichte wenige Minuten später den Waldrand. Ich hielt Ausschau nach den Frauen, konnte aber nichts sehen. Erneut nahm ich das Fernrohr meiner Waffe zu Hilfe. Damit suchte ich die Weiten der Wiesen vor mir und die Baumreihe ab. Gerade wollte ich das Gewehr sinken lassen, als ich eine deutliche Bewegung zwischen den Bäumen bemerkte. Ich bemühte mich, den Lauf ruhig zu halten, denn auf die Entfernung wirkte schon das kleinste Zittern der Arme wie ein Erdbeben im vergrößerten Sichtfeld.
    Eine Frau versuchte inmitten der dichten Zweige und Blätter aus dem Wald herauszurennen, wurde jedoch von einem Mann an den Haaren zurückgerissen. Wer die Frau war, konnte ich nicht erkennen, auch nicht das Gesicht des Mannes, aber das Gesehene sprach Bände! Genau das hatte ich befürchtet! Die Frauen waren vom Regen in die Traufe gekommen – und das nur wegen meiner unüberlegten Anweisungen! Ich hätte mich ihnen gleich anschließen müssen und nicht erst noch versuchen, den Helden zu spielen! Jetzt machte ich mir große Vorwürfe, aber es nützte nichts mehr. Ich würde mich meinem Onkel stellen. Wenigstens konnte ich davon ausgehen, dass den Frauen nichts geschah. Bliksmani durfte ihnen unmöglich etwas antun, ohne den Zorn eines ganzen Stammes heraufzubeschwören. Trotzdem würde er auf diese Weise bekommen, was er wollte. Aber er konnte dabei von Glück sagen, wenn ihm Ingimundi nicht über den Weg lief.
    Ich rannte mit großen Schritten über die Wiese und näherte mich dem Wald. Als ich auf etwa einhundert Meter herangekommen war, trat mein Onkel – dreckverschmiert und verkrustet – unter dem schützenden Blätterdach hervor. Offensichtlich hatte er ebenfalls eine anstrengende Nacht hinter sich.
    »Leon, endlich! Ich habe dich erwartet!«
    »Das kann ich mir denken«, entgegnete ich grußlos.
    »Wie konntest du mich bestehlen? Ich habe versucht, in deinem Sinne zu handeln – und du? Dankst …«
    »In meinem Sinne? Indem du die Frauen opfern wolltest für einige Patronen? Erklär das doch mal Ingimundi, er ist dort hinten mit seinen Männern!« Ich wies auf die Hegirowisa.
    Der Blick meines Onkels flackerte für einen Sekundenbruchteil, als ich den mächtigen Chaukenhäuptling erwähnte. Ich hatte offenbar ins Schwarze getroffen!
    »Ich weiß, ich war auch dort. Lass es uns kurz und schmerzlos machen! Du gibst mir, was mir gehört, und bekommst dafür deine große Liebe unversehrt zurück. Ich werde vergessen, was geschehen ist, und dir vergeben. Was hältst du davon?«
    »Nichts!«,

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