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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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verschränkten Armen lehnte ich mich gegen den rissigen Stamm und wartete. Der Ruf eines Kauzes und das leise Rauschen des Windes durch die blattlosen Baumwipfel waren die einzigen Geräusche, die ich hörte. Eine leichte Brise kam jetzt auf und ich zog mein Kinn schützend tiefer in meine Jacke hinein.
    Aber plötzlich meinte ich, einen ganz schwachen Geruch nach Rauch zu vernehmen! Sicher täuschte ich mich …
    Ich stand auf und hob die Nase in die Luft, eher zaghaft schnüffelnd, um die wahrscheinliche Enttäuschung von vornherein einzudämmen. Doch ich konnte es immer noch riechen! Tief sog ich die Luft ein weiteres Mal ein. Tatsächlich! Eindeutig ein leichter Geruch von Feuer!
    Hektisch blickte ich mich um. Vielleicht schimmerte ja doch irgendwo ein Lichtschein durch das Geäst? Aber es umgab mich nur Dunkelheit.
    Die Schwäche des Geruchs musste bedeuten, dass das Feuer in einiger Entfernung brannte. Musste ich nicht zwangsläufig irgendwann darauf stoßen, wenn ich gegen die Windrichtung marschierte? Ich leckte meinen Zeigefinger an und hielt ihn gerade in die Luft, so konnte ich eindeutig die Windrichtung bestimmen, schaltete nun meine Taschenlampe ein und folgte der Brise, die den Rauch herangetragen hatte.
    Doch das war leichter gesagt als getan. Die Umgebung, die sich im Lichtkegel meiner Taschenlampe offenbarte, war gespenstisch. Kleine Ausschnitte einer anderen Welt glitten im Schein der Lampe an meinem Auge vorbei. Mein erster Eindruck, dass dies nicht der mir bekannte Wald war, wurde mir eindeutig bestätigt.
    Ich lief ungefähr eine Stunde im Zickzack, folgte der Brise, die immer wieder die hohen Wipfel der Bäume streichelte und sie sanft im Wind schaukelte. Ich hatte sogar angefangen, zwischendurch mit voller Kraft »Hilfe!« zu rufen, doch es brachte nichts. Ich fand niemanden!
    Langsam wurde der Wind unmerklicher, bis ich ihn schließlich gar nicht mehr spürte. Der Feuergeruch war ebenfalls nicht mehr wahrzunehmen und ein Feuerschein erst recht nirgends zu sehen! Ich schaltete die Taschenlampe aus, um die Batterien zu schonen, und sah mich langsam um. Nur Finsternis, hin und wieder erleuchtet vom Schein des Mondes, nachdem vorbeiziehende Wolken sein Licht freigegeben hatten.
    »Ganz toll, Leon!«, murmelte ich.
    Nun befand ich mich ohne Orientierungspunkt mitten im Wald, hatte die Lichtung weit hinter mir gelassen und damit wirklich überhaupt keine Ahnung mehr, wo ich mich befand. Ich würde mich jetzt an meinen ursprünglichen Plan halten und hier warten, bis der Tag anbrach!
    Vor mir lag ein weiterer gestürzter, moosbewachsener Baumriese, dessen massiger Stamm ein wenig Schutz bot und unter den ich mich legen konnte, falls es anfangen sollte zu regnen. Seufzend setzte ich mich also wieder und lehnte mich an den riesigen Stamm. Wo war ich bloß? Und vor allem: Wie und warum war ich hier? Erschöpft von der ziellosen Wanderung durch das unwegsame Gelände schloss ich für einen Moment die Augen. Keinesfalls wollte ich hier einschlafen, nahm ich mir vor, aber die machtvolle Müdigkeit, die schon bald darauf von meinen Gedanken Besitz ergriff, konnte ich nicht mehr abwehren. Langsam schlief ich im Sitzen ein.
    Hin und wieder ließ ein Rascheln im Laub oder das Schlagen von Flügeln mich hochschrecken, doch ich fiel stets zurück in einen unruhigen Schlaf. Im Traum wurde ich erneut in den feurigen Sog gezogen und Julia versuchte, mich festzuhalten. Sie packte mich am Ärmel und zog an mir, doch ich wollte mich nicht wehren, wollte hineingezogen werden. Dann hörte ich nur noch ihr lautes Rufen: »LEON! LEON!«
    Ich wachte erschrocken auf und schlang die Arme eng um meinen Oberkörper. Mit angezogenen Beinen und meiner dicken Jacke war es trotz der Kälte einigermaßen erträglich. Die Taschenlampe lag griffbereit neben mir. Hin und wieder schaltete ich sie auch ein, um die Quellen von Geräuschen zu identifizieren, die mir für meinen Geschmack zu nahe kamen. Doch Müdigkeit und Dunkelheit schafften es immer wieder, meine Angst zurückzudrängen, und so fielen mir die Augen erneut zu.
    Einmal meinte ich, das Funkeln eines Augenpaares in einiger Entfernung wahrzunehmen, und ich erschrak zutiefst. Aber ich wusste ja, dass es keine gefährlichen Tiere im Wald gab, einiges an Rotwild, vielleicht auch mal ein Wildschwein, doch die würden mehr Angst vor mir haben als ich vor ihnen.
    Im Morgengrauen wurde ich durch nahes Rascheln und unglaublich lauten Vogellärm geweckt. Irgendein größeres Tier
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