Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
Vom Netzwerk:
Fahrenhorst lag ja schließlich nicht in Sibirien.
    Frischer Mut erfasste mich wie eine Welle und riss mich mit. Ich war froh, durch einen Moment der Besinnung und Ruhe schnell zu einem vernünftigen Plan gekommen zu sein. Hoffnungsvoll blickte ich nochmals umher, denn ich wollte am besten gleich in die richtige Richtung laufen und keine Zeit mehr verschwenden. Möglicherweise war ja irgendwo ein Schimmern von Autoscheinwerfern oder der Außenbeleuchtung eines Hauses zu sehen. Die Straßenlaternen würden allerdings schon aus sein, es war schließlich nach zwei Uhr morgens.
    Ich beschloss also, die Lichtung zu verlassen. Bedächtig ging ich die paar Schritte zu ihrem Rand und schob unbeholfen einige Zweige zur Seite, tauchte dann zwischen den Büschen und Bäumen in das Geäst ein. Angestrengt schaute ich in die vor mir liegende Dunkelheit, doch es war nichts zu erkennen. Kein Laternenschein, kein mattes Schimmern, es gab auch kein Geräusch eines fahrenden Autos, gar nichts.
    Plötzlich riss die tief hängende Wolkendecke am Himmel auf. Ein silbern scheinender fast voller Mond tauchte mich und den Wald vor mir von einer Sekunde auf die andere in ein gespenstisches, fahles Licht. Nun konnte ich besser erkennen, was mich umgab. Doch ich erschrak zutiefst! Dies war NICHT der mir vertraute Wald! Ganz eindeutig nicht!
    Links von mir erkannte ich die schwarze Silhouette eines gigantischen umgestürzten Baumriesen, dessen Stamm so dick war, dass ich noch nicht einmal drüberschauen konnte. Er versperrte mir die gesamte Sicht! Er war ein regelrechter Koloss – nicht zu vergleichen mit den spindeldürren Kiefern und Fichten, deren Anblick ich sonst gewohnt war.
    Mit rasendem Herzen sah ich mich weiter um, zumindest solange der Mondschein mir noch die Gelegenheit dazu gab. Die anderen mich umgebenden Bäume waren von ähnlicher Statur, mächtig und alt. Wie gigantische Säulen ragten die starken Stämme hoch in den Himmel. Ich erkannte einige verstreut liegende Steine – wie die Findlinge, die ich vor einigen Jahren in den Mittelgebirgen überall in den Wäldern gesehen hatte. Dies war definitiv nicht der mir wohlbekannte aufgeräumte Staatsforst meines Heimatortes! Das, was ich hier sah, war von einer fremdartigen Urtümlichkeit, wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte. Ich war erschüttert!
    In diesem Moment schloss sich die Wolkendecke wieder und erneut stand ich im Dunkeln! Ich unterdrückte ein mächtiges Panikgefühl, erinnerte mich endlich an meine Taschenlampe, kramte sie hastig hervor und schaltete sie zitternd ein. Doch viel brachte es nicht. Der Strahl verlor sich schnell im dichten Unterholz und außer den Baumriesen und Geröllbrocken gab es sonst nichts zu sehen.
    Ich ließ mich auf die Knie sinken und strich über den dick mit Laub bedeckten Boden. Der hell glänzende Hoffnungsschimmer, den ich noch vor wenigen Minuten gesehen hatte, hatte sich wieder aufgelöst. Heiße Tränen der Verzweiflung schossen mir in die Augen und ich musste mehrfach schnell hintereinander schlucken, um meinen Hals von einem gewaltigen Kloß zu befreien. Ich war geschockt! Das böse Gefühl, das ich vorhin bereits kurz hatte, machte sich wieder in mir breit. Ich war in wirklichen Schwierigkeiten, hatte Angst, aber ich versuchte, diese Gedanken weiterhin zu verdrängen und niederzuringen. Ich durfte nicht kopflos werden, musste mich jetzt konzentrieren!
    »Bleib ruhig, Leon! Bleib ruhig!«, predigte ich mir selbst. »Handele überlegt! Und renn vor allem nicht blind drauf los! Das wäre der größte Fehler, den du machen kannst!«
    Langsam hob ich wieder den Kopf und wischte die Tränen von meinen Wangen. Ich würde hier warten bis zum Tagesanbruch. Dann würde sich sicher eine Erklärung finden.
    Die Nacht war ziemlich kühl, doch zum Glück hatte ich immerhin Jacke und Schuhe an. Außerdem hatte ich das Messer in meiner Tasche ertastet. Ich wusste zwar nicht, wozu es gut sein sollte, aber irgendwie spendete mir sein bloßes Vorhandensein den Hauch eines beruhigenden Gefühls. Und wenigstens regnete es nicht …
    Nachdem ich einige Male langsam durchgeatmet hatte und aufgestanden war, ging es mir wieder ein wenig besser. Ich hatte die Panik ein weiteres Mal niedergerungen, wusste aber tief in mir drin, dass mir das nicht mehr oft gelingen würde.
    Kurze Zeit später hatte ich eine einigermaßen geschützte Stelle unter einem breiten, dicken Ast gefunden, der sich seinen Weg aus dem Gehölz auf die Lichtung hinaus gebahnt hatte. Mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher