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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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hinter den massigen Leibern einiger Buchen. Ich war fasziniert und tief besorgt zugleich …
    Nach wie vor hatte ich keine Erklärung, wie ich in diesen Wald gekommen war – oder gar, wo dieser sich befand. Erfolgreich vermied ich es momentan noch, mir den Kopf darüber zu zerbrechen, denn außer der Urwüchsigkeit meiner Umgebung hatte ich keinerlei Anhaltspunkte. Was blieb mir anderes übrig, als mich weiter umzusehen? Ich fror und meine Kleidung war klamm. Ein wenig Bewegung würde meinen steifen Gliedern jetzt sicher guttun und ich musste schnell hier herausfinden, denn ich wollte nicht noch eine weitere kalte Nacht in diesem Wald verbringen.
    Durch die blattfreien Baumkronen konnte ich den Himmel erkennen, allerdings nicht die Sonne. Es war wohl auch noch ziemlich früh am Morgen, ich schätzte, dass sie gerade erst aufging. Da es Ende März war, musste es also zwischen sechs und sieben Uhr sein.
    Ich überlegte, welche Richtung die beste sein würde. Mir fiel die Sache mit der Bestimmung der Himmelsrichtung anhand von Moos an den Baumstämmen ein. Doch dies galt halbwegs verlässlich nur für freistehende Bäume. Im Wald würde mir diese Methode somit nicht helfen. Sicherheitshalber betrachtete ich aber doch die mich umgebenden Stämme. Ich lag richtig: Ohne sichtbaren Unterschied waren die Baumstämme im unteren Bereich vollständig dicht mit Moosen und Flechten überzogen. So sah ich mich noch einmal um, vielleicht ließ sich ja ein markanter Punkt im Gelände fixieren, an dem ich mich vorerst orientieren konnte.
    Ich beschloss, einen hoch aufragenden, wohl vom Blitz getroffenen und tief gespaltenen, abgestorbenen Baumstumpf in einigen Hundert Metern Entfernung anzusteuern. Und so machte ich mich auf den Weg.
    Es war ziemlich mühselig, voranzukommen, da das viele Totholz und die quer herumliegenden Baumkadaver größere Umwege erforderten. Zwischendurch versperrten immer wieder kleine Gruppen von stacheligen Stechpalmen den Weg. Doch ich konnte nicht umhin, die Pracht der üppigen Vegetation um mich herum anfangs noch zu bewundern. Die himmelhohen Buchen umgaben mich wie sagenhafte Türme aus Holz. Wiederholt bestaunte ich die Abnormitäten, die die Natur hier hervorgebracht hatte: Buchenbäume, die wie auf Stelzen standen, da sie dereinst offenbar auf einem längst verrotteten Stück Holz gekeimt hatten, Wurzelbögen, die sich so hoch wölbten, dass ich bequem hindurchmarschieren konnte, beulenartige Monstrositäten am Stamm, die wie riesenhafte Wucherungen abstanden.
    An dem Baumstumpf angekommen, fixierte ich den nächsten Punkt in der Ferne, meiner Meinung nach auf einer geraden Linie von meinem Startpunkt. Wieder machte ich mich auf den Weg und bald schon sah ich die Sonne links von mir durch das Geäst des Waldes auftauchen. Ich bewegte mich also nach Süden.
    Mittlerweile plagten mich Hunger und Durst aufs Heftigste, allerdings gab meine Umgebung bisher absolut nichts her, was ich hätte verspeisen können. Wenigstens waren die Temperaturen nun deutlich gestiegen und ich fing an, in meiner Jacke zu schwitzen. Um mich nicht noch zusätzlich zu belasten, zog ich sie aus und warf sie mir über die Schulter. Es schien ein milder Frühlingstag zu werden – das war mir jedenfalls lieber als Regen!
    Im ausladenden Wurzelwerk eines gigantischen Baumes bemerkte ich schließlich ein wenig Wasser, das sich dort gesammelt hatte. Gierig schöpfte ich es mit meinen Händen, um zu trinken. Ich war jetzt so durstig, dass ich mich fast auf allen vieren davorgehockt hätte, um es wie ein Wildschwein zu saufen.
    Gestärkt ging ich weiter – in der festen Hoffnung, bald auf eine Straße oder ein anderes Zeichen von Zivilisation zu treffen. Die Stunden verstrichen jedoch und mittlerweile hatte ich die Sonne hoch über und genau vor mir. Es musste also um die Mittagszeit sein. Ich hatte keine Ahnung, wie weit ich bereits gelaufen war, doch es war wirklich sehr ungewöhnlich, dass ich noch nicht einmal einen Weg gekreuzt hatte. Wo zum Teufel war ich bloß? Keine Wege, kein Lärm, nicht mal ein Flugzeug in vielen Kilometern Höhe oder überhaupt ein Kondensstreifen im blauen Firmament! Sogar in der ewigen Wildnis der sibirischen Taiga würde man ständig Flugzeuge den weiten Himmel durchkreuzen sehen, hatte ich einmal gelesen. Ebenso im Dschungel des Amazonas oder in Alaska. Einfach überall!
    Ich legte beide Hände trichterförmig um den Mund und brüllte so laut ich konnte: »HALLO!« Dann hielt ich den Atem an und
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