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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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auf glitschig-weichem, federndem Untergrund. Kurz war ich ein wenig benommen und lag bäuchlings still. Vielleicht hatten mir meine Sinne nur einen Streich gespielt? Vorsichtig bewegte ich meine Hände und horchte kurz in mich hinein. Hatte ich Schmerzen? Offenbar nur am Kopf, wo mich das Holz getroffen hatte, ansonsten war alles in Ordnung.
    Noch zitternd vor Schreck stützte ich mich auf meine Unterarme und versuchte, mich umzuschauen. Es blieb dunkel. Aber es war nicht die Art von Dunkelheit, die man sah, wenn man die Augen schloss. Nein, es war eine natürliche Dunkelheit, wie draußen, nachts.
    Wieso war ich draußen? Hatte der grüne Feuersturm mich aus dem Haus geschleudert? Ich konnte mich an nichts erinnern. Was zur Hölle war mit mir passiert?
    Ich riss die Augen nun weiter auf, um besser sehen zu können. Direkt vor mir lag das Holzscheit, welches vor Kurzem noch in das wirbelnde Kaminfeuer gesaugt worden war. Glücklicherweise war ich nicht darauf gefallen, das wäre sicher schmerzhafter geworden. Aber wenn ich aus dem Haus geschleudert worden war, wieso lag dann dieses Holzscheit neben mir? Es hätte doch eigentlich verbrennen müssen?! Hatte es etwa eine Explosion gegeben?
    »Oh Gott, Julia!«, durchfuhr es mich.
    Ruckartig setzte ich mich auf und schaute mich um. Aber es herrschte tiefe Dunkelheit. Etwas Feuchtes blieb unangenehm an meiner Wange kleben. Ich befühlte es und hatte ein – Blatt in der Hand!
    Ein Blatt? Hektisch sprang ich auf und sah mich um. Aber außer dunklen Wolken, die sich schwach gegen einen düsteren Sternenhimmel abzeichneten, und kahlen, blattlosen Ästen in einiger Entfernung war hier nichts. Kühler Wind strich über die Haut meiner Wangen und ließ mich frösteln.
    Dies war nicht mein Zuhause! Dies war auch nicht mein Garten! Sehr merkwürdig! Offenbar befand ich mich auf einer Waldlichtung und es gab keine Anzeichen dafür, wie ich hierher gekommen war.
    Ich schaute wieder auf den Boden. Meine Fernsehzeitung lag dort, zerrissen und zerfleddert. Ein Stück weiter zwei Teelichter, einige Zettel und ein kleines Sofakissen. Ich befühlte meinen Kopf und ertastete eine dicke Beule, die aus einem dünnen Riss leicht blutete.
    Erstaunt und verstört betrachtete ich die dunklen Blutflecke, die ich im schwachen Licht der Nacht auf den Spitzen meiner Finger und meinem Handrücken erahnen konnte. Wieder drehte ich aufgebracht meinen Kopf in alle Richtungen, um irgendeinen Hinweis darauf zu finden, wie ich hergekommen war oder wo ich mich befand. Doch hier herrschte bloß tiefe Finsternis.
    Angst packte mich und umfing mich mit Eiseskälte. Ich konnte deutlich mein Herz in der Brust spüren, wie es anfing zu rasen und einen Schwindel in meinem Kopf auslöste. Und tief in mir wusste ich plötzlich, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Ich versuchte, nicht in Panik zu geraten. Langsam atmete ich ein, dann aus. »Bleib ruhig, Leon! Alles kommt wieder in Ordnung!«, sprach ich zu mir selbst.
    Tatsächlich wirkte der Klang meiner Stimme auf mich beruhigend. »Wahrscheinlich bist du in deiner Verwirrung losgerannt und in den Wald gelaufen … und jetzt kannst du dich an nichts mehr erinnern.«
    Etwas steif raffte ich mich auf und machte einige Schritte mit ausgestreckten Armen, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Aber hier gab es wirklich nichts! Lediglich der Umriss eines länglichen, massiven Felsbrockens ungefähr in der Mitte der Lichtung auf einer lang gestreckten leichten Bodenerhebung war zu erkennen. Ich konnte mich nicht daran erinnern, im Fahrenhorster Wald je eine Lichtung mit solch einem großen Stein darauf gesehen zu haben, doch ich schob den Gedanken fürs Erste beiseite.
    »Du musst nachdenken, Leon! Denke logisch!«, sprach ich leise zu mir selbst.
    Also ging ich noch einmal durch, was ich wusste. Offensichtlich war ich in einem Wald. Fahrenhorst, mein Wohnort, lag direkt am Wald. Auch wenn ich diese Lichtung nicht wiedererkannte, war ich folglich sicher nur einige Meter von meinem Haus entfernt – sprich: irgendwo im Homwegforst oder im nahe gelegenen Bradenholz auf der anderen Seite der Bundesstraße. Vielleicht erkannte ich die Lichtung bloß nicht wieder, weil der Schlag mit dem Holzscheit mir doch mehr zugesetzt hatte, als ich es momentan fühlte?
    Wie auch immer ich hierher gekommen war, ich musste eigentlich nur in irgendeine Richtung laufen, früher oder später würde ich auf einen Weg, Häuser oder die Bundesstraße treffen.
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