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Mark Tate - 012 - Nachts gruselt's sich leichter

Mark Tate - 012 - Nachts gruselt's sich leichter

Titel: Mark Tate - 012 - Nachts gruselt's sich leichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. A. Hary
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gewesen?
    Marietta Bickford blickte sich etwas hilflos um.
    Sie war in einer Gegend aufgewachsen, in der Aberglaube als etwas ganz Normales angesehen wurde. Außerdem war da die strenge religiöse Erziehung.
    Auf die Idee, es gäbe Scharlatane, die den Aberglauben ihrer Mitmenschen schamlos für ihre eigenen Geschäfte ausnutzten, kam sie gar nicht.
    Sie beschloß, die Probe aufs Exempel zu machen.
    Ein paar Beschwörungen hatte sie in Erinnerung. Wie aber sollte sie diese anwenden?
    Es gab nur eine einzige Möglichkeit.
    Sie dachte an Kasimir Cassdorf, jenen Magier, der für sie zur Inkarnation des Bösen geworden war. Sie dachte an ihn und nannte ihn wieder ihren Gebieter.
    Deutlich war in ihrer Erinnerung, wie oft sie sich beim Gedanken an ihn in Ekstase gesteigert hatte.
    Sie tat es jetzt genauso. Der Spiegel fehlte, der es ihr immer erleichtert hatte.
    Bald glaubte sie, einen gewissen Kontakt hergestellt zu haben. Es war anders als vorher, viel eindringlicher. Das Feuer, das sonst auch in ihr entstanden war, schien sie jetzt verbrennen zu wollen.
    Plötzlich glaubte sie die Berührung einer eiskalten Hand auf ihrem Körper zu spüren. Sehen konnte sie nichts.
    Über ihr flimmerte die Luft. Undeutlich erkannte sie die Konturen eines Wesens, das nicht von dieser Welt stammen konnte.
    Einmal glaubte das Mädchen einen alten Mann zu sehen, dann verzerrte sich das Bild zu einem schrecklichen Monster. Aber es störte sie nicht.
    Plötzlich traf ihre Hand einen Gegenstand. Es war das von ihr entwendete Büchlein.
    Sie hielt es hoch, stieß es direkt hinein in das transparente Wesen.
    Es fiel ihr schwer, ihre Gedanken zusammenzuhalten. Eine Woge unbeschreiblicher Sehnsucht überschwemmte sie.
    Ein grollendes Lachen ertönte.
    Es ging dem Mädchen durch Mark und Bein. Etwas, was nicht faßbar war, schob sich über sie.
    Und da brachen aus dem Büchlein auf einmal Flammen. Sie zischten empor, hüllten Mariettas Hand ein. Sie spürte jedoch nichts.
    War es ein magisches Feuer? Es schien so. Es wirkte nur auf das Buch und fraß es auf, bis nichts mehr davon übrig war.
    Und dann ließ sich Marietta einfach treiben. Sie machte nicht mehr den Versuch, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Jetzt gab es für Marietta Bickford endgültig kein Zurück mehr.
    Aber wollte sie überhaupt zurück?
    Sie stellte sich unwillkürlich die Frage, als sie wieder überlegen konnte.
    Und das nachklingende Glück, das sie erlebt hatte, brachten sie dazu, die Frage zu verneinen.
    Der Druck wich von ihr. Sie richtete sich auf und schaute sich um.
    Eine beißende Kälte lähmte ihre Glieder. Sie legte die Decke um ihre Schultern.
    Ein langgezogener Wehlaut klang auf.
    »Gebieter!« schrie Marietta.
    Sie spürte, wie sie der Geist verließ, wie er von fremden Mächten fortgerissen wurde.
    Und da hörte sie seine Stimme, die sich in unendlichen Fernen verlor: »Tu es, Marietta, tu es! Nur so kannst du wirklich mit mir vereint sein!«
    »Ja!« rief Marietta selig, und dann traf sie die letzten Vorbereitungen.
     
    *
     
    Zuerst brachte sie die Tabletten hervor.
    Unschlüssig hielt sie die vierzig Schlaf- und dreihundert Baldriantabletten in der Hand.
    Die Beschwörung war überflüssig geworden. Auch so hatte der Geist zu ihr gefunden.
    Sollte sie die Tabletten nehmen?
    Sie schüttete sie in die hohle Hand und führte sie zum Mund. Dann ging sie zum Wasser.
    Dabei mußte sie den magischen Kreis verlassen, der jedoch noch nicht voll wirksam war.
    Sie schöpfte Wasser, schluckte die Tabletten und spülte nach. Das Wasser war so kalt, daß ihre Finger sich blau färbten.
    Als Marietta fertig war, massierte sie die Hände und setzte sich auf die Decke.
    »Nein«, murmelte sie vor sich hin. »Es genügt nicht, wenn ich einfach abwarte. Ich muß ihm helfen.«
    Ein Gedicht kam ihr in den Sinn ein Gedicht, das sie verfaßt und der Liebe gewidmet hatte.
    Es wurde ihr nicht bewußt, wie unselig ihre Gefühle waren. Sie schenkte sich mit der Eindringlichkeit und Romantik ihrer Jugend dem Gebieter – ungeachtet der Tatsache, daß er ein Dämon war.
    Erst ihre Bereitschaft hatte es verhindert, daß Kasimir Cassdorf vollends vernichtet werden konnte.
    Sein Körper zerfiel zu Staub, aber der böse Geist, der die sterbliche Hülle beseelt hatte, lebte, auch wenn dieses Leben unnatürlich war.
    Es zehrte von der Liebe Mariettas, die anfing, laut ihr Gedicht zu zitieren. Sie tat es mit voller Inbrunst:
     
    Liebe!
    Siegen allein wird nur ein Wort – Liebe!
     
    Das ist

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