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Mark Tate - 012 - Nachts gruselt's sich leichter

Mark Tate - 012 - Nachts gruselt's sich leichter

Titel: Mark Tate - 012 - Nachts gruselt's sich leichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. A. Hary
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ganz gehörigen Schock habe ich ihr versetzt, stimmt’s? Am liebsten würde ich so wie ich bin auf die Straße laufen. Alle sollen sie erschrecken.«
    Verbissen hielt sie ein. Sie ballte die kleinen zierlichen Hände zu Fäusten.
    »Ja, der Satan ist in mir«, murmelte sie. »Der wirkliche Satan.«
    Sie breitete die Arme aus und himmelte den Spiegel an.
    »Gebieter, bitte sende mir ein Zeichen! Ist das, was ich vorhabe, richtig?«
    Da war nichts und niemand, der ihr eine Antwort gab.
    Abrupt wandte sie sich ab.
    »Egal, es wird getan, was getan werden muß. Alles ist vorbereitet. Ein Zurück ist unmöglich.«
    Auf einmal wirkte sie fast traurig.
    Sie rückte den Schrank, den sie vor dem Auftauchen ihrer Mutter vergessen hatte, wieder an seinen Platz vor dem Spiegel zurück.
    Der Mutter war der Spiegel gar nicht aufgefallen, auch ihn hätte sie für ein Teufelswerk gehalten.
    Darm nahm sie den steinernen Krug und schüttete Wasser in die Schüssel. Langsam begann sie sich zu waschen.
    Ihre Gedanken weilten ganz woanders.
     
    *
     
    Vor der Küchentür blieb Marietta Bickford stehen.
    Von drinnen war die Stimme der Mutter zu hören. Sie schimpfte laut und keifend. Nur sie war zu hören. Niemand ging auf ihre Worte ein.
    Trotzdem mußte der Vater auch anwesend sein. Er verhielt sich schweigend – wie immer.
    »Ich weiß nicht, was mit ihr los ist. In den letzten Wochen ist es ganz schlimm geworden mit ihr. Wenn wir am Wochenende nach Furlington fahren, um zur Kirche zu gehen, werde ich mit dem Pfarrer darüber reden. Das geht nicht so weiter. In ein Kloster stecken wir sie, in ein Kloster. Dort wird man ihr den Teufel schon wieder austreiben.«
    Es war das erste Mal, daß sich Mariettas Vater zu Wort meldete:
    »Wie kannst du so was sagen, Frau. Marietta ist ein junges Ding. Die haben heute ganz andere Vorstellungen von der Welt, als wir sie hatten.«
    »Wie? Willst du sie auch noch in Schutz nehmen? Ja, merkst du denn nicht, daß der Teufel von ihr Besitz ergriffen hat? Neuerdings geht sie sogar ins Bett, ohne was anzuhaben. Ja, du hast richtig gehört, sie hat nichts an. Vorhin war das so gewesen. Ich dachte, ich kriege einen Herzschlag. Ich bin aus dem Zimmer geflüchtet, so hat mich das erschreckt.«
    Jetzt sagte der Vater nichts mehr. Er schien genauso schockiert zu sein wie die Mutter.
    Marietta beschloß, dem Spiel ein Ende zu bereiten.
    Sie zupfte den anthrazitfarbenen Rock zurecht und griff nach der Türklinke.
    Knarrend öffnete sich die Tür.
    Sofort verstummte die Mutter.
    Marietta verhielt in der Türöffnung, als gäbe es eine unsichtbare Wand, die sie mit aller Gewalt durchbrechen mußte. Ihr unsteter Blick wanderte durch den Raum.
    Die Einrichtung der Küche wirkte wie ein Überbleibsel einer längst vergangenen Zeit – und das war sie auch.
    Die beiden Menschen, die an dem rohgezimmerten Tisch saßen, paßten zu dem Bild.
    Die Mutter war ganz in Schwarz gekleidet. Die Haare wurden durch einen dicken Knoten am Hinterkopf zusammengehalten. Ein bitterer Zug lag um den schmallippigen Mund. Die Mundwinkel waren wie gewöhnlich leicht herabgezogen.
    Mrs. Bickford hatte mindestens vierzig Kilo Übergewicht, und sie gab sich große Mühe, ihre Fülle sorgfältig zu verhüllen.
    Der Vater wirkte dürr und ausgemergelt wie ein Magenkranker. Sein Gesicht hatte einen leicht gelblichen Ton. Die Haut war zerknittert wie bei einem alten Mann – dabei mochte er nicht älter sein als seine Frau. Er hatte ein grobes Wams an und zerschlissene Hosen. Die Füße steckten in Gummistiefeln.
    Mariettas Blick blieb an den knochigen Händen hängen, die ruhig auf der Tischplatte ruhten. Die Gelenke der Finger waren knotig. Diese Hände waren es gewohnt, von früh bis spät fest zuzupacken.
    Aber Marietta hatte sie auch schon anders erlebt – wenn sie auf sie herabsausten und klatschend auf ihrem Gesicht, auf ihren Händen landeten, wenn sie einen Stock hielten, um sie zu züchtigen.
    Ihr schauderte. Trotzig überschritt sie die Türschwelle und trat näher.
    Welten schienen sie von ihren Eltern zu trennen, und diese Welten waren unüberbrückbar.
    »Wo warst du so lange?« kreischte die Mutter auf einmal los.
    Marietta zeigte sich unbeeindruckt. Sie setzte sich und zog den Stuhl näher zum Tisch.
    Die Mutter erging sich in Tiraden. Wahre Wortergüsse prasselten auf das Mädchen nieder.
    Marietta aß und trank seelenruhig.
    Nur einmal hielt sie inne, dann nämlich, als die Mutter sie anschrie:
    »Wo ist überhaupt das

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