Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)
schöner Moment. Das befreundete Pärchen hat sich sehr amüsiert. Die Freude über ihre Schwangerschaft möchten sie mit mir teilen. „Einen Drink?“ Ich schüttle den Kopf. „Ich will an meinen Schreibtisch, das Schreiben macht gerade so einen Spaß.“ Sie haben Verständnis dafür. Für das nächste Mal verabreden wir uns auf einen Kaffee.
Ich habe es nur ein paar Schritte bis zum Hotel. Das Theater wird hinter mir kleiner. Die Perspektive ändert sich. Welche Werkzeuge hat mir mein Glaube mit auf den Weg gegeben? „Sei du selbst. Lass deine Rolle hinter dir. Komm jetzt wieder in der Realität an.“ Das kann ich. Während ich meine Schritte verlangsame, spüre ich den eiskalten Wind in meinem Gesicht. Ich lasse ihn durch mich hindurch wehen. Gleich bin ich da. Der Abend hat noch mindestens vier bis fünf Stunden. Wertvolle Zeit, die ich in den letzten Wochen nutze.
Ich bete wieder und reduziere innerlich den Zeitraum, um den es mir gerade geht. Ich kenne mich. Die nächsten dreißig Minuten! Ich bin nicht hungrig. Ausgepowert, aber nicht hungrig. „Nur für die nächsten dreißig Minuten möchte ich es schaffen, kein Essen zu bestellen.“ Ich betrete das Hotel, lasse die Bar links liegen. Geradeaus das Restaurant. Jetzt nicht! Fahrstuhl, oben den langen Gang entlang. Mein Telefon klingelt. Ganz ruhig, erst mal ankommen. Ich öffne die Zimmertür. Mantel, Hut und Schal an den Haken. Eine gute Luft erwartet mich. Die Klimaanlage habe ich ausgemacht. Straßenschuhe aus, Hauschuhe an! Schön gemütlich machen, und zwar mit einem kühlen Saft. Mein Lieblingsgetränk: »Schwarze Johanna« mit Sprudel und etwas Zitrone.
Dann schaue ich nach: Wer hat angerufen? Barbara und Julius. Ich wähle die Nummer von zu Hause. „Hallo, mein Herz!“ Ich spüre, wie uns der gemeinsame Glaube Kraft gibt. „Erzähl, wie war dein Tag?“ Das sind die besten Momente am Tag. Barbaras Welt, ihre Sorgen und Freuden erreichen mich. Ich entspanne. Auch ich habe viel zu berichten. „Ich schicke dir Kraft. Schlaf schön!“
Die Geburt von Julius geht mir plötzlich durch den Kopf. Damals begann die Zeit meines Tagebuchs. Ich hole es hervor und blättere darin. Dreißig Minuten sind um. Ich habe Appetit. „Nur die nächste Stunde möchte ich nichts zu essen bestellen. Ich schaffe das!“ Warum tue ich mir das an? Warum verbiete ich mir, jetzt zu schlemmen? Weil ich weiß, dass ich dann nicht mehr gut arbeiten kann. Und später kann ich schlecht schlafen, während der Körper einen gesunden Stoffwechsel mit Fettaufbau verwechselt. Ich habe gelernt, dass mein Lebensrhythmus eine klare Struktur braucht. Also halte ich mich daran.
Doch welches Wunder ist da mit mir geschehen? Wie zeigt es sich? Für mich zeigt es sich im Klang. Ich versuche zuzuhören. Es ist Musik, die mich führt. Seit meinem ersten ehrlichen Wort damals an „den Tischen“ meiner Freunde in Ammerland klingt eine neue Musik in mir. Auf ihrem Rhythmus formen sich meine Gedanken und Handlungen. Das ist nicht ständig so. Es gibt Momente, in denen es rattert und rumst. Doch jetzt gerade im Hotel, ohne vollen Bauch und ganz Markus, da höre ich die Musik. Ich beginne zu arbeiten. Ganz ruhig.
Ich komme voran und vergesse den Appetit. Ich lege den Stift aus der Hand und lasse den Tag Revue passieren. Der Rücken streckt sich, der Kopf formt die Federn. Ohne mein Gebet kann ich nicht schlafen. Anschließend lese ich noch in meinem Lieblingskalender und bleibe bei der folgenden Geschichte hängen: „C. H. Spurgeon (1834–1892) beobachtete einmal drei Jungen, die in einem Fluss baden wollten. Der Erste steckte kaum den Fuß ins Wasser, als er schon kreischte: ‚Hu, ist das kalt!‘ Der Zweite wagte sich bis zu den Hüften hinein und blieb dann zähneklappernd stehen. Der Dritte aber warf sich mit einem Satz ins Wasser, prustete und schwamm los. ‚Ist das schön!‘, rief er seinen Kameraden zu, die immer noch schlotternd und zögernd zurückblieben. Spurgeon bezog diese Geschichte auf unser Verhältnis zum Glauben. Manchmal stehen wir nur am Rande und reden über Gott. Das mag klug und richtig klingen, bringt uns aber nicht weiter. Erst wenn wir uns ganz in das Element hineinbegeben, können wir selbst erfahren, wie schön es ist und wie es uns trägt. Am Ende wird es darauf ankommen, ob wir uns ganz auf Glaube und Liebe eingelassen haben.“ (Neukirchener Kalender, 30. Januar 2013, Autor: Hinrich C. Westphal)
Es ist die logische Schlussfolgerung des Tages. Dann
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