Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)
heiße ich meine Träume willkommen. Das ist neu! Ich liebe es, diese Bereitschaft in mein Unterbewusstes zu schicken. Die Nacht kommt bei mir an.
7 | Vom NeinSagen-Können — Gedanken zum Thema „Hilfe“
Privat habe ich irgendwann einfach niemanden mehr „offiziell“ nah an mich herangelassen. Ich wollte weiteren Enttäuschungen aus dem Weg gehen. Dafür habe ich mich in meiner Nische „Sucht“ spirituell und sexuell verrannt. Ich war in meinem Leben häufig auf der Flucht. Ankommen konnte ich nur an einem einzigen Ort: zu Hause im Eheglück. Der Schritt in die Ehe mit meiner Frau Barbara hat mich letztlich gerettet. Sie hat den festen Stand eines Ringers, was sich im Lauf der Zeit auf mich überträgt. Nicht nur die Begegnung mit ihr, sondern auch das Versprechen vor Gott war ausschlaggebend für eine nachhaltige Wende in meinem Leben.
Unsere Partnerschaft zeigte sich in diesem einen Moment. Das war so: Ich bin solo und will tauchen gehen. Plötzlich sehe ich die gelockte Barbara im Nebel der Gischt vor mir stehen. Sie ist solo und will lieber schnorcheln. Die kleinen Schritte liegen ihr eher. Sie schaut mich an, unsere Hände berühren sich. Sie fragt mich nach den sieben Weltmeeren, ich zeige ihr die Korallen und Fische. Sie will mehr. Gemeinsam paddeln wir wie in Meditation an der Oberfläche. Der Kopf wird frei. Bevor wir eintauchen in die Tiefe, begegnet uns eine Kassiopeiaschildkröte. Sie ist vor uns aufgetaucht, blinzelt mit dem Auge, atmet aus und ein und weist uns den Weg. Zeitgleich mit einer klitzekleinen Gänsehaut begreifen wir: „Hier ist des Volkes wahrer Himmel. Zufrieden jauchzet groß und klein: Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein!“
Wir treten innerlich in die Pedale. Das Meer nimmt uns auf. Es wird zur Wüste, zum Felsen, zum Feuer und zum Wind. Freundliche Musik erklingt. Festliche Stimmung. Und die Gewissheit, dass wir füreinander bestimmt sind.
Im September 2000 heirateten wir in einem ökumenischen Gottesdienst der Berliner Grunewald Gemeinde. Die beiden geistlichen Herren waren sichtlich glücklich, dass sie mal wieder die Einigkeit der katholischen und der evangelischen Kirchen demonstrieren durften. Einigkeit in Gott. Familienleben und die Bereitschaft zur Nähe wurden Barbara und mir geschenkt und das Glück, Eltern eines Sohnes zu werden.
Der magische Moment der Gewissheit wiederholt sich hin und wieder. Für mich zum Beispiel neulich nachts. Wieder dichter Nebel. Ich habe gerade einen Film abgedreht, spielte die Rolle des tragisch-komischen Ehemanns – das Übliche. Ich sehe Barbara in der Tür stehen. Sie lächelt und mein Kopf wird frei. „Hallo, mein Lockenschopf!“ Alles ist für mich bereit: Zuhause, Geborgenheit, Sinn. Ein ordentliches Gulasch. Das passt. Und zu trinken? Ein Glas Wasser. Nur das! Nichts bleibt, wie es ist. Manche Dinge verschwinden einfach, lösen sich in Luft auf. Neues kommt hinzu. Wie dieses Buch.
Ich frage mich manchmal: Wenn ich langsamer ticke und einen Mangel an Aufmerksamkeit habe, bin ich dann zum Scheitern verurteilt? Nein, ich kann handeln und versuchen, mit meiner langsamen Kraft zu wirken. Die Gesellschaft muss mir dafür Freiraum einräumen. Die Gemeinschaft der Menschen ist ein schöpferischer Prozess, auf den alle ein Anrecht haben.
Ich freu mich wahnsinnig über das Leben! Aber ich bin nicht wahnsinnig, oder? Was ist eigentlich die Definition von Wahnsinn? Ich sag’s Ihnen: Immer und immer wieder dasselbe zu tun und jedes Mal ein anderes Ergebnis zu erwarten! Insofern bin ich auf einem neuen Weg angekommen. Ich habe eine Struktur, ich sage täglich Danke, auch für die schwierigen Momente. Wenn ich auf Tournee nicht irgendwann erfroren bin, dann atme ich noch lange auf meiner Yoga-Matte schön tief ein und aus, vertraue auf Gott und kann erkennen: Ich bin in Ordnung.
Ich muss es gar nicht jedem recht machen. Auch nicht aus Langeweile oder Hilflosigkeit? Um Gottes willen! Genau – das ist der richtige Einwurf! Um Gottes willen. Mein Freund J. sitzt mit mir ein-, zweimal die Woche im Kreis anderer lieber Menschen, und ich finde es klasse, was er sagt: „Ich weiß nicht genau, ob es Gott gibt, aber das ist egal. Wenn es ihn gibt, dann soll er gut finden, was ich tue. Ich versuche, mein Leben danach auszurichten. Und das ist okay für mich.“ Ist das nicht einfach wunderbar? Zuzugeben, dass man nicht weiß, ob es Gott gibt, und dann trotzdem mit dieser Einstellung zu leben! Und das tut J. Perfekt ist auch er nicht,
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