Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)
Déjà-vu für mich: Ich hätte nie gedacht, dass ich meinem Inneren Kind auf diese Weise wieder begegnen würde. Ich bin wieder zu dem geworden, was von Anfang an bei mir angelegt war. Ein heiteres Mädchen? Eine heitere Dame! Sie hatte sich als „meine Hildegard“ bereits seit Jahren angekündigt. Nun ist sie da. Ich bin also eigentlich zwei. Das ist überhaupt nicht schlimm. Die meisten Menschen, Freunde, Bekannte und Familienangehörige haben das geahnt. Wenn ich zu Hause Besuch bewirte, heißt es: „Jetzt kommt Hildegard! Ein Paar Häppchen, Wasser oder Sonstiges? Geht es euch gut?“ Hildegard ermöglicht mir eine fabelhafte Grundhaltung, mit der ich alert und wachsam sein kann. Hildegard ist eloquent auf einer Veranstaltung, bei der es darum geht, Menschen mit Sorgen mit Menschen mit Lösungen zusammenzubringen. Hildegard ist die „Mutter von’s Ganze“. Ich könnte mir vorstellen, dass die Zukunft der mütterlichen Energie gehören wird. Die Energie, die ich meine, entsteht aus der Fähigkeit zu Geduld und Ausdauer. Wenn ich ein Mann sein will, der mütterliche Qualitäten entwickelt, brauche ich dazu kein Kleidchen oder getuschte Wimpern. Ich brauche Geduld und Ausdauer. Ich gehöre jetzt dazu. Alle Termine von sich weisend und echt auf Zack. Das geht auch im großen Zusammenhang! Es gibt immer mehr Menschen, die sich für andere in Bewegung setzen. Und wo ist der Haken?, mögen Sie jetzt fragen. Als Frau oder Mann mit Job und Kind kann ich mich leicht verbiegen, wenn ich gemeinnützige Arbeit zu wichtig nehme. Es muss mir selbst gut dabei gehen. Ich darf nicht krank werden vor Sorge und zu viel Terminen. Ich habe für mich verstanden, dass ich gut für mich sorgen muss, damit ich verfügbar bleibe.
Ich begreife eines Tages, was die Unterhaltungsmaschinerie mit mir treibt: Sie bietet Berieselung durch TV und Internet an. Ich begreife, dass es nicht egal ist, wenn jemand in seiner Firma gemobbt wird, weil er nicht weiß, was bei „Top-Model“- und „Superstar“-Shows gerade geschieht. Ich kann versuchen, den Überblick nicht zu verlieren. Ich genieße die Zeit mit Freunden und Familie. Ich gehe raus an die frische Luft und spiele die alten Spiele meiner Kindheit. Ich kann nicht lachen, wenn ich Menschen im Fernsehen leiden sehe. Dieses dicke Fell mag ich nicht haben. Ich verweigere mich. Ich erzeuge mit anderen Menschen eine „kritische Masse“.
Ich wähle bewusst aus, was ich esse und wie ich meinen Körper pflege und fit halte. Ich treibe Sport in Maßen, ich fordere meinen Körper heraus. Ich suche die Kulturschätze der Welt. Lausche der Stimme Gottes in einem Vogelgezwitscher oder der leibhaftigen Stimme eines Menschen, der zu mir spricht. Ich höre klassische Musik, vertraue der Schönheit der Elemente: Wasser, Erde, Luft und Feuer. Der Mensch ist nicht perfekt und ich selbst sollte nicht danach streben. Vollkommenheit liegt nur bei Gott. Ich lese die Bücher der Geschichte und ich liebe die Kultur alter Völker. Vorgefertigte Meinungen lehne ich ab. Ich versuche, über alles eine Nacht zu schlafen, und vermeide es, Entscheidungen zu überstürzen. Ich helfe dabei, den Tod und die Trauerarbeit in unsere Gesellschaft als einen Bestandteil des Lebens zu akzeptieren.
Seit 2004 bin ich Botschafter des „Zentrums für trauernde Kinder und Jugendliche e.V.“ in Bremen. Die Arbeit dort richtet sich an Kinder und Jugendliche, die durch den Tod einen nahe stehenden Angehörigen verloren haben. Ich selbst habe meinen Vater durch die Krankheit Krebs verloren. Zwei Jahre waren nötig, um die Trauer zu bewältigen. Ich habe inzwischen meinen Vater als eine Schutzengelkraft akzeptiert. So kann ich versuchen, sogar seinen Hinweisen zu folgen. Unbefangen, lebendig und optimistisch gehe ich damit um. Seit ich darüber in einer Talkshow gesprochen habe, fällt es mir leicht, meine Erfahrungen mit trauernden Kindern und Jugendlichen zu teilen. Ich bin für sie der lustige Mann aus dem Fernsehen, der selbst durch das Tal düsterer Gedanken gegangen ist. Manchmal können wir gemeinsam lachen, manchmal hören wir einander einfach nur zu.
Der Antrieb, sich zu engagieren und zu helfen, entspringt bei vielen Menschen oftmals dem Willen, es ihrem Vorbild gleichzutun. Meist sind das bekannte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Ich habe immer Sir Peter Ustinov für sein Engagement bewundert; und vielleicht kann ich meinerseits sowohl auf heitere wie nachdenkliche Weise dazu beitragen, dass ein Tabuthema
Weitere Kostenlose Bücher