Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)
Gegenleistung passieren. Wenn ein Tag bei mir richtig anstrengend ist und ich kaum noch Kraft habe, dann erinnere ich mich an eine ganz bestimmte Zeit in meinem Leben: Als bei mir nichts mehr ging, da geschahen unsichtbare Dinge zu meinem Wohl. Als ich nur darauf hoffte, der Tag möge zu Ende gehen, da schafften Hände im Verborgenen für mich.
„Geh auf die Knie!“ Am anderen Ende vom Telefon bleibt mein Freund ganz ruhig, ich hatte ihn angerufen. „Ich mache das jetzt mit dir zusammen, Markus. Versuche es: Geh auf die Knie und bitte ihn um Hilfe.“ Ich stand vor einem Schrank voll mit Alkohol, ich wusste es könnte meine letzte Nacht werden. Ich kniete nieder, bat um Hilfe. Und als ich wieder aufstand, zog es mich fort. Ich konnte mich dem Schrank nicht mehr nähern. Ich verließ das Zimmer, das Haus und die Straße. Ich höre solche Geschichten immer wieder, Geschichten über Gott. Egal, wie ich ihn definiere oder wie viele Zweifel ich in meinem Leben hatte: Er hat mich vom Trinken abgehalten. Er hat meinen Fuß geführt.
Seitdem lebe ich im Handeln. „Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert!“ – das war einmal. Mir wurde Gnade geschenkt. „Hier bin ich, baue auf mich!“ Ich habe mir das gemerkt. Um seiner Treue willen. Immer in meiner Mitte, auch wenn ich gerne zugebe, dass ich die wilden Tage liebe, wenn Trubel aufkommt und ich mich einbringen kann. Je erfolgreicher ich an solchen Tagen bin, desto sicherer kommt irgendwann der Dämpfer für mich, wenn ich eine innere Grenze überschreite. Ein Beispiel: Ich helfe nach der Arbeit noch einem guten Freund beim Umziehen. Es wird spät, ich höre im Auto laute Musik und fahre zu schnell. Mein persönlicher Blitzer wartet an der nächsten Ecke auf mich! Fünfzig Euro. Die wollen mir sagen: „Vergiss nicht, was du gelernt hast.“ Ich habe vielleicht gelernt, dass mich meine Maßlosigkeit immer wieder einholt. Das ist die Krankheit Sucht. Ich muss mir vorher sagen: jetzt nicht. Manchmal bleibe ich dann in meiner Mitte.
Am Abend finden meine Frau Barbara und ich immer ein ruhiges, klärendes Wort. Und ohne Umarmung und Kuss wird nicht geschlafen. „Kuss und gute Nacht!“ Die Augen sind ganz oft richtig schwer, allein schon von den vielen ruhigen Worten. Barbara hat mich in all den Jahren immer mit ihrer Lebendigkeit und gleichzeitigen Bodenhaftung begleitet. Heute kann Qi-Gong mit ihr ein wichtiger Ausgleich für mich sein. Wenn ich es denn tue. Dann übe ich Achtsamkeit mit ihr. Das kostet mich viel Überwindung. Und dann liege ich nachts wieder wach und denke: „Wie kann ich etwas an sie zurückgeben? Wie kann ich mich beispielsweise zu Hause mehr einbringen?“
Als Erstes habe ich mal versucht, Barbara im Haushalt nachzueifern. Ich wollte ihr alles Mögliche abnehmen. Ich machte Pläne und hielt organisatorische Ansprachen, während sie in der Zwischenzeit den Mittagstisch alleine deckte. Das hat mir gezeigt, dass ich lieber bei den Sachen bleiben sollte, die ich ohnehin schon immer im Haushalt gemacht habe: technische Fragen klären, schwere Gegenstände und Möbel bewegen, Großeinkäufe erledigen. Inzwischen hat sich aber herausgestellt, dass sich meine Barbara neuerdings mit eben diesen meinen Lieblingssachen ebenfalls beschäftigt. Sie hat tatsächlich all das, während ich neulich auf Tournee war, dazugelernt! Jetzt musste ich handeln. Ich habe mich an ein Prinzip erinnert, dass sehr schlau ist: „Erwarte keine Dankbarkeit!“ Nicht gleich, aber ziemlich bald habe ich mich in einigen wichtigen Bereichen unsichtbar gemacht, indem ich mich bei den gewohnten Abläufen im Haushalt von der Position des „Nehmens“ in die Position des „Gebens“ verlagert habe. Was ist so schwierig daran, den Tisch zu decken, während man ein fröhliches Lied trällert? Gar nichts! Sie denkt: „Na, wenigstens ist er pünktlich am Tisch!“ Und dann ist die Freude riesig, vor allem, wenn ich so tue, als wäre ich es nicht gewesen. „Guck mal, wie schön Julius die Servietten zusammengefaltet hat, Barbara!“ Mittlerweile machen wir Männer das regelmäßig, weil uns das Leuchten in ihren Augen gefällt. Und weil es sich gut anfühlt, wie eine unsichtbare Hand zu sein. Mehr nicht. Keine Sorge! „Alles, was du über Gott wissen musst: Du bist es nicht!“, den Lehrsatz habe ich mir rot angestrichen.
Mich selbst bei den gewohnten Abläufen im Leben von der Position des „Nehmens“ in die Position des „Gebens“ zu begeben, hat etwas von einem
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