Marlene Suson 1
jedoch sah sie in diese unvergeßlichen blauen Augen, die noch genauso eisig blickten wie vorhin unten am Fluß.
Sie fuhr zurück. „Sie?‚
„Überrascht, nicht wahr?‚
„Guter Gott, was tun denn Sie hier?‚ Ihr Herz begann zu klopfen.
„Da Sie offenbar meine Diener für mich halten und umgekehrt, wäre es wohl angebracht, mich vorzustellen. Ich bin der Duke of Westleigh.‚
Fassungslos starrte sie ihn an. „Und wer war der Mann, den Sie heute gerettet haben?‚
„Ferris, mein Reitknecht.‚
„Sie können gar nicht der Herzog sein‚, sagte sie im Brustton der Überzeugung.
„Wieso nicht, wenn ich fragen darf.‚
„Weil Sie so mutig waren.‚
Er verzog belustigt die Lippen. „Kann ein Herzog nicht mu- tig sein?‚
„Schon, aber was ich bisher von Westleigh gehört habe ... Nie würde er sein Leben riskieren, um einen Reitknecht zu retten – oder irgend jemanden sonst.‚
„Dann werden Sie wohl Ihre irrige Meinung über mich ändern müssen, oder?‚ Er lächelte kalt. „Und nun lassen Sie uns zu dem wirklichen Grund Ihres Hierseins kommen.‚
Er zog sie unsanft an sich, und sein Mund preßte sich auf ihren in einem harten, herrischen Kuß.
Rachel war wie erstarrt. Noch bevor sie zu irgendeiner Regung fähig war, wurde sein Mund plötzlich weich. Er liebkoste ihre Lippen, und ein Wonneschauer lief ihr das Rückgrat entlang. Ihre Starre löste sich, und ein unbekanntes, warmes Gefühl stieg in ihr auf.
Sie hätte nie gedacht, daß ein Kuß so aufregend sein könnte.
Nicht, daß sie je auf diese Weise geküßt worden wäre! Obwohl schon drei ihrer Verehrer versucht hatten, ihr einen Kuß zu rau- ben, war es bislang nur Sir Waldo Fletcher gelungen, mit seinen Lippen ihren Mundwinkel zu treffen. Damals hatte Rachel nichts als Widerwillen und Zorn empfunden.
Jetzt dagegen brandeten verwirrende, wundervolle Gefühle in ihr auf.
Ihre Beine drohten ihr den Dienst zu versagen. Als spürte er ihre plötzliche Schwäche, schloß er die Arme noch fester um sie. Seine Zunge berührte ihre Lippen und liebkoste sie genüßlich. Sein warmer Atem strich über ihr Gesicht.
Es war unbeschreiblich.
Sie konnte nicht anders, sie mußte seinen Kuß erwidern. Seinem Beispiel folgend, öffnete sie den Mund und ließ auch ihre Zunge an dem aufreizenden Spiel teilhaben.
Er stöhnte auf und löste den Mund von ihren Lippen gerade so weit, um mit belegter Stimme sagen zu können. „Für scheu habe ich dich von Anfang an nicht gehalten, aber diese Frivolität überrascht mich denn doch, meine Schöne.‚
Rachel verstand nicht, was er damit meinte, doch bevor sie fragen konnte, preßte sein Mund sich wieder auf ihren, und seine Hand umfaßte ihre Brust.
Mit dem Daumen rieb er über die Knospe, die sich unter dem Sei- denstoff ihres Kleides aufrichtete. Rachel erschauerte vor Lust.
Das Gefühl war so intensiv, daß sie einfach nicht die Kraft hatte,
sich zu widersetzen.
Dann glitt seine Zunge tief in ihren Mund, tastete und liebkoste
und weckte eine seltsame, heftige Sehnsucht in ihr. Sie bemerkte
gar nicht, daß seine Hände an ihrem Körper hinabglitten.
Sie preßte sich an ihn, verloren in dem Gefühlssturm, den er in
ihr ausgelöst hatte.
Wie durch einen Nebel erinnerte sie sich an Eleanors Worte:
„Du solltest versuchen, Westleighs Interesse zu wecken.‚
Vorhin hatte sie diesen Gedanken weit von sich geschoben, doch
plötzlich erschien er ihr wie ein wunderbarer Rat. Kein Mann
hatte je solche Gefühle in ihr geweckt.
Ihr Herzschlag stockte, als sie die Wärme seiner Hand wieder
auf ihrer Brust spürte, und mit jeder Faser genoß sie diese Be-
rührung. Es dauerte einen Augenblick, bis sie bemerkte, daß zwi-
schen seinen streichelnden Fingern und ihrer Brust keine Seide
mehr war.
Erschrocken bog sie den Kopf zurück und schaute an sich
hinab. Sie sah, daß seine Hand sich unter den Stoff ihres Kleides
geschoben hatte.
Der Zauberbann war gebrochen. „Nein!‚ stieß sie hervor und
versuchte, ihn von sich zu schieben.
Einen Augenblick hatte es den Anschein, als wollte er sie nicht
loslassen. Doch dann, nach einem sichtbaren Erschauern, ließ er
abrupt von ihr ab.
„Verdammt!‚ fluchte er unterdrückt und sah sie wütend an.
„Weshalb sind Sie böse auf mich?‚ fragte sie, völlig verwirrt
wegen seines plötzlichen Stimmungswandels. „Ich kann ...‚
„Um Himmels willen, spielen Sie jetzt bloß nicht die gekränkte
Unschuld‚, knurrte er verächtlich.
Rachel
Weitere Kostenlose Bücher