Marlene Suson 1
Hände‚, erklärte Jerome. „Ich lege keinen Wert darauf, ihr erklä- ren zu müssen, weshalb ich an ihren Neffen geschrieben habe.‚
George würde nicht gerade erbaut sein, wenn er den Brief er- hielt. Jerome hatte ihm mit dürren Worten dargelegt, was Sophia Wingate Hall und Rachel antat.
Ferris ritt los, und Jerome ging langsam zum Haus zurück. Ei- gentlich müßte sein Brief diesen verantwortungslosen Wingate- Sproß postwendend nach England zurückbringen.
Doch es konnte bis zu drei Monaten dauern, bis der Brief den jungen Mann erreichte, und die gleiche Zeit mußte man auch noch für seine Rückreise rechnen. Jerome hoffte, daß Rachel sich Felix so lange vom Leibe halten konnte.
Am Spätnachmittag stand Jerome am Fenster seines Zimmers und schaute hinaus auf einen Himmel, der sich immer mehr ver- dunkelte. Ein Sturm zog auf. Dann blickte er hinunter auf das Labyrinth, wo ein hellgelber Fleck seine Aufmerksamkeit erregte.
Als er näher hinsah, erkannte er Lady Rachel, die neben einer der Hecken kauerte. Was in aller Welt trieb sie dort?
Jeromes Neugier behielt die Oberhand. Er lief die Treppe hin- unter und hinaus in den Irrgarten. Als er bei ihr ankam, hockte sie noch immer an derselben Stelle.
„Was haben Sie da?‚
Erschrocken fuhr Rachel herum und sah mit weit aufgerissenen Augen und halboffenem Mund zu ihm auf. Sie wirkte so unwi- derstehlich süß, daß er sie am liebsten geküßt hätte.
„Haben Sie mich erschreckt!‚ stieß sie hervor. „Ich dachte schon, es wäre Sophia. Sie darf Sie nicht sehen.‚
Jerome folgte ihrem Blick und sah, daß sie mit zwei winzigen gefleckten Kätzchen spielte.
„Ich habe sie hier versteckt, weil Sophia sie sofort töten ließe.
Sie haßt Katzen und Hunde.‚ Zärtlich streichelte Rachel eines der beiden Fellknäuel. „Ihre Mama ist verschwunden.‚
Jerome bemerkte die Schale mit Milch neben der Hecke. „Sie haben sie gefüttert?‚
„Ja‚, gestand sie.
Lächelnd hockte er sich neben sie, nahm das andere Kätzchen in eine Hand und streichelte es mit der anderen. Es miaute leise und rollte sich dann zufrieden in seiner Hand zusammen.
Jerome hob den Blick zu Rachel. Ihre dichten dunklen Wim- pern beschatteten ihre Augen, während sie ihn mit dem Kätzchen beobachtete, und ein beglücktes Lächeln umspielte ihre Mund- winkel.
Sie war atemberaubend.
„Sind sie nicht allerliebst?‚ fragte Rachel.
„Ja.‚ Jerome nickte. Genau wie du. Wieder erinnerte er sich daran, wie leidenschaftlich sie seinen Kuß erwidert hatte, und an das unschuldige Staunen, das sich anschließend auf ihrem Ge- sicht abgemalt hatte.
Rachel tauchte ihren Zeigefinger in die Milch und hielt ihn dann dem Kätzchen hin, das sofort eifrig zu lecken begann. Jerome sah zu, und seine Phantasie begann ihm verführerische Bilder vorzugaukeln ... Heißes Verlangen schoß in ihm hoch. Er begehrte sie. Oh, wie er sie begehrte!
Jeromes Widerstand war seit Tagen einer harten Bewährungs- probe ausgesetzt. Jetzt brach er in sich zusammen. Er konnte nicht länger gegen sein Verlangen ankämpfen.
Und er wollte es auch nicht.
Rachel war die Frau, nach der er sich sehnte, nicht Emily Hext- able. Aber ihr war er doch verbunden! Sie erwartete von ihm, daß er sich ihr erklärte.
Hastig setzte er das Kätzchen ab und richtete sich auf.
Überrascht von seiner plötzlichen Bewegung, wollte Rachel auch aufstehen. Automatisch reichte er ihr die Hand, um ihr hoch- zuhelfen. Dabei trat sie in den Saum ihres Kleides und taumelte. Der Herzog fing sie in seinen Armen auf.
Der Druck ihres weichen, biegsamen Körpers an seinem war mehr, als er verkraften konnte. Sie duftete nach Lavendel und Rosen, und es war ein so gutes Gefühl, sie in den Armen zu hal- ten, daß er es nicht über sich brachte, sie loszulassen. Und das Bedürfnis, sie wieder zu küssen, war so stark, daß es seine sonst so eiserne Selbstbeherrschung dahinschmelzen ließ.
Er senkte den Kopf und küßte sie. Mit den Fingerspitzen strei- chelte er ihr emporgewandtes Gesicht und mit den Lippen ihren willig dargebotenen Mund. Es war ein langer, zärtlicher Kuß, der ihr die gleiche leidenschaftliche Reaktion entlockte, wie schon neulich oben in seinem Zimmer.
Mit einem lustvollen Seufzer, der sein Blut in Flammen setzte, schmiegte sie sich an ihn, während sie unbewußt die Lippen öff- nete und seinen Kuß erwiderte.
Seine Zunge begann ihr verführerisches Spiel, und Rachel seufzte wieder. Er grub die Hände in ihr dichtes Haar,
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