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Marlene Suson 1

Marlene Suson 1

Titel: Marlene Suson 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Mitternachts-Braut
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dem Sie sie entehrt haben?‚
    Jerome erhob sich. „Es wird mir ein Vergnügen sein, sie Ihnen abzunehmen, aber heiraten werde ich sie nicht.‚
    Rachel errötete, und ihre Augen schossen Blitze. „Ich werde niemals deine Mätresse!‚
    Jerome würde ihr nie gestehen, wie sehr er nach ihr verlangte. Keiner Frau würde er eine solche Macht über sich geben. Er zuckte die Schultern. „Ich reise in einer Stunde ab. Solltest du deine Meinung bis dahin ändern, laß es mich wissen.‚
    Nach dem Bad ließ Jerome sich von seinem Kammerdiener beim Ankleiden helfen. Sein Plan war, Wingate Hall in der Reisekut- sche zu verlassen. Doch sobald sie außer Sichtweite des Hauses war, würde er auf Lightning weiterreiten und die Kutsche zum „White Swan‚ schicken. Er würde sich dann mit Ferris zu dem Kavaliershaus begeben, weil er hoffte, daß Morgan inzwischen in sein Versteck zurückgekehrt war. Nach allem, was diese Reise nach Yorkshire Jerome gekostet hatte, würde er nicht wegfahren, ohne seinen Bruder gesprochen zu haben.
    Es gefiel ihm auch durchaus nicht, Rachel auf Wingate Hall zurückzulassen, wie er sich widerwillig eingestand. Doch es war ihm inzwischen klar, daß sie nicht mit ihm gehen würde, wenn er sie nicht zur Frau nahm.
    Plötzlich fiel Jerome ein, daß er gestern abend sein Buch in der Bibliothek vergessen hatte. Deshalb ging er hinunter, um es zu holen. In der Halle traf er auf Sir Waldo Fletcher. Er stand neben einer Anrichte, auf der jemand ein Tablett mit Essen ab- gestellt hatte.
    „Was führt Sie her?‚ fragte Jerome.
    „Ich will Mrs. Wingate einen Besuch abstatten.‚
    „Ich bezweifle, daß sie heute Besucher empfängt.‚
    „Das hat man mir schon gesagt, doch mich wird sie sicher emp- fangen.‚
    Der Butler kam die Treppe herunter. „Mrs. Wingate läßt sich entschuldigen. Sie fühlt sich nicht wohl, und kann auch Sie nicht empfangen.‚
    In diesem Augenblick kam eine magere junge Dienstmagd her- beigeeilt und reichte Sir Waldo einen Lappen. Er wischte damit einen winzigen Schmutzfleck von seinen blanken Stulpenstie-

feln, drückte dem Mädchen dann den Lappen ohne ein Wort des Dankes in die Hand und empfahl sich.
    Jerome ging in die Bibliothek, um sein Buch zu holen. Als er wie- der in die Halle trat, hörte er Kerlans ärgerliche Stimme. „Tilly, ist das Lady Rachels Frühstückstablett? Du solltest es doch schon vor zehn Minuten zu ihr hinaufbringen.‚
    „Ich war grad aufm Weg, da kam der Herr un’ hat mich nach ei’m Tuch für seine Stiefel geschickt. Hab ihm gesagt, daß ich erst das Tablett hochbring’n muß. Da wurd’ er böse un’ hieß mich erst das Tuch hol’n.‚
    „Bring das Tablett jetzt sofort hinauf‚, befahl Kerlan. „Ist es denn nicht schon schlimm genug, daß Lady Rachel in ihrem Zim- mer eingeschlossen ist? Soll sie auch noch Hunger leiden?‚
    „In ihrem Zimmer eingeschlossen?‚ fragte Jerome bestürzt.
    Der Butler sah ihn finster an. „Ihre Tante hat sie eingeschlossen. Zur Strafe dafür ... was Sie ihr angetan haben.‚ Damit drehte er ihm den Rücken zu und ging steifbeinig davon. Zum erstenmal in Jeromes ganzem Leben hatte ein Dienstbote ihm den gebotenen Respekt verweigert. Trotzdem imponierte ihm Kerlans Loyalität Rachel gegenüber.
    Jerome folgte Tilly die Treppe hinauf. Nun war es klar, daß man ihm den Schwarzen Peter zuschob. Vielleicht verdiente er ihn sogar. Nachdem Rachel ihn jetzt von aller Verantwortung befreit hatte, kam er sich plötzlich ausgesprochen niederträchtig vor.
    Als das Mädchen vor ihm die oberste Stufe erreichte, rief So- phia durch die nur angelehnte Tür ihres Zimmers: „Tilly, bring mir eine Kanne Tee aus der Küche!‚
    „Ja, Ma’am, gleich wenn ich das Tablett zu Lady ...‚
    „Sofort, Tilly!‚ befahl Sophia mit schneidender Stimme. „Stell das Tablett ab, und tu, was ich dir sage.‚
    „Ja, Ma’am.‚ Eingeschüchtert stellte Tilly das Tablett auf einen kleinen Tisch auf dem Flur und hastete die Treppe hinunter. Jerome ging in sein Zimmer. Ein paar Minuten später hörte er ein leises Kratzen an der Tür.
    Draußen stand ein junger Lakai. „Bitte um Verzeihung, Euer Gnaden. Ihr Reitknecht bittet Sie gleich zum Stall zu kommen. Er sagt, es ist dringend.‚
    Sofort war Jerome alarmiert. Es mußte schon sehr dringend sein, wenn Ferris ihm eine solche Botschaft schickte.

17. KAPITEL
    Jerome griff nach seiner Jacke und fuhr hastig hinein. Als er auf den Flur hinaustrat, war der Lakai verschwunden.
    Rachels

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