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Marlene Suson 1

Marlene Suson 1

Titel: Marlene Suson 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Mitternachts-Braut
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Hall findet sich immer jemand, der skrupellos und habgierig genug ist, um gekauft zu werden.
    Jeromes Zorn auf Rachel war vergessen, und eine Flut von Er- innerungen schoß ihm durch den Kopf: Rachel, wie sie Gentle- man Jack verteidigte; wie sie die mutterlosen Kätzchen an die Brust drückte; wie sie im Bett auf seine Brust kletterte, um ihn daran zu hindern, sich die Handgelenke aufzuscheuern; wie sie ihn mit ihrer spontanen, ungekünstelten Leidenschaft fast um den Verstand gebracht hatte.
    Er erinnerte sich daran, daß Sir Waldo Fletcher neben dem Tablett gestanden hatte.
    Doch er war nicht der einzige, der Zugang zu diesem Ta- blett gehabt hatte. Jeder einzelne aus der zahlreichen Diener- schaft von Wingate Hall hätte das Gift in die Milch schütten können.
    Wenn Jerome jetzt einen großen Wirbel machte, würde er den Unhold nur warnen, und er würde es beim nächstenmal schlauer anfangen.
    Jerome legte das tote Kätzchen zurück auf den Boden. Es war eine Ironie des Schicksals, daß Rachels Sorge um die kleinen

Waisen ihr selbst das Leben gerettet hatte. Doch wer immer ih- ren Tod wünschte, er würde es wieder versuchen.
    Und womöglich Erfolg haben. Dann könnte es Rachel sein, die tot und steif am Boden lag. Der kalte Schweiß brach ihm aus. Er konnte sie nicht auf Wingate Hall und damit in Reichweite des Mörders zurücklassen.
    Er richtete sich auf, und ein entschlossener Ausdruck trat in sein Gesicht. Ohne sich über sein Tun Rechenschaft abzulegen, marschierte er auf das Haus zu, ging hinein, stieg die Treppe hinauf und ging geradewegs in Rachels Zimmer.

18. KAPITEL
    Rachel, noch immer in ihrem seidenen Negligé, fuhr herum, als die Tür zu ihrem Zimmer aufflog.
    Jerome stürmte herein. Sein Gesicht wirkte so hart und grim- mig, wie sie es noch nie gesehen hatte.
    „Was willst du hier?‚ stieß sie hervor. „Ich sagte dir doch, daß ich dich nicht mehr sehen will.‚
    Er gab keine Antwort.
    Stumm ging er an ihren Schrank, öffnete ihn und schien etwas zu suchen. Sein Gesicht war blaß, streng und kalt, und seine Be- wegungen waren eckig. Er machte den Eindruck, als stände er unter Schock.
    Er nahm einen grünen Mantel aus dem Schrank und hielt ihn Rachel hin. „Zieh das an. Du kommst mit mir.‚
    Dachte er immer noch, sie würde seine Mätresse werden? Da irrte er sich gewaltig. Sie würdigte die Mantille keines Blickes. „Ich komme nicht mit. Ich werde niemals deine Geliebte. Nie- mals!‚
    „In Ordnung‚, knurrte er und ergriff unsanft ihren Arm. „Trotz- dem kommst du mit.‚
    Mit offenem Mund starrte sie ihn an, während er ihr mit schrof- fen Bewegungen den Mantel umlegte. Er wirkte völlig fremd, und das ängstigte sie. Hatte er den Verstand verloren? „Ich werde Wingate Hall nicht verlassen, es sei denn, mit meinem Gemahl.‚
    „Auch gut.‚ Seine Augen wurden schmal. „Wenn es denn nicht anders geht, heirate ich dich eben.‚
    Rachel war so perplex, daß sie keinen Widerstand leistete, als er sie am Arm nahm und in Richtung der Tür führte. War dies derselbe Mann, der noch vor ein paar Minuten erklärt hatte, nichts auf der Welt könnte ihn dazu bringen, sie zu heiraten?
    Jetzt behauptete er das Gegenteil, machte dabei jedoch ein Ge- sicht wie ein Verurteilter, der zum Galgen geführt wurde.
    „Aber du willst mich doch gar nicht heiraten.‚

„Nein‚, bestätigte er. „Trotzdem werde ich es tun ... und werde es zweifellos für den Rest meiner Tage bereuen.‚
    Das war nicht gerade ein Heiratsantrag, der das Herz der Braut mit Freude und Glück erfüllte. Rachel jedenfalls erfüllte er mit hellem Zorn. Er konnte doch nicht einfach hier hereinplatzen und sie ... nicht etwa fragen, sondern ihr mitteilen, daß er sie zu heiraten beabsichtigte. Dies war eher noch kränkender als der verunglückte Antrag von Lord Felix.
    „Ich werde dich allerdings nicht heiraten!‚ rief sie, bis in die Tiefen ihrer romantischen Seele gekränkt. „Ich weiß nämlich, daß ich es bis ans Ende meiner Tage bereuen würde.‚
    „Ich wünschte zu Gott, daß du das schon gewußt hättest, bevor du mich gestern entführt hast‚, gab er bissig zurück. „Da war es doch noch dein größter Wunsch, mich zu heiraten.‚
    Ja, aber da hatte sie noch gedacht, daß es nur eines kleinen Anstoßes bedürfte, um ihm begreiflich zu machen, daß sie fürein- ander bestimmt waren. Jetzt dagegen war sie davon überzeugt, daß er sie – verheiratet oder nicht – sein Leben lang wegen dieser Entführung hassen

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