Marlene Suson 2
unglücklich zu machen schien wie ihn.
Ihre Lippen preßten sich in einem langen, leidenschaftlichen Kuß auf seinen Mund. Sofort regte sich das Verlangen in ihm und verscheuchte die Müdigkeit aus seinen Gliedern. Er dachte nur noch an Megan und daran, sich in ihr zu verlieren. Er ließ die Hand liebkosend an ihrem Körper hinabgleiten und stellte fest, daß sie schon für ihn bereit war.
Als er zu ihr kam, drängte sie ihm begierig entgegen und be- gann sich im gleichen Rhythmus mit ihm zu bewegen. Sie war
wie entfesselt, als wollte sie ihn mit ihrer Leidenschaft verbren- nen. Höher und höher trieb sie ihn, bis sie sich auf dem Gipfel der Lust ineinander verströmten.
Stephen konnte sich nicht erinnern, schon jemals einen so berauschenden Höhepunkt erlebt zu haben. Megan hatte ihn in ihrer unschuldigen, spontanen Leidenschaft in Gefilde entführt, die ihm bislang verschlossen geblieben waren. Er schlang die Arme um sie und drückte sie innig an sich. Ich habe alles, was ich mir nur wünschen kann.
Seine Frau und mit ihr das Glück in seinen Armen haltend fiel er einen Augenblick später in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
29. KAPITEL
Meg gab vor, noch zu schlafen, als Stephen am nächsten Mor- gen in aller Frühe aufstand und sich für die Reise nach London ankleidete.
Er wußte es nicht, doch sie hatten sich in der vergangenen Nacht für immer Lebewohl gesagt.
Meg hatte gehofft, daß es nicht so weit kommen würde. Als er gestern den ganzen Tag lang die Reise nach London nicht er- wähnte, hatte sie schon gedacht, er hätte es sich anders überlegt und wollte auf das Wiedersehen mit Lady Caroline verzichten. Als er ihr dann abends im Bett mitteilte, daß er doch nach London wollte, war sie völlig niedergeschmettert gewesen.
Sie würde nicht bei einem Mann bleiben, der ihr nicht geben konnte, was sie von ihm erwartete: Liebe und Treue. Sobald Stephen fort war, würde sie ihm nach London folgen und dort auf ein Schiff gehen, das sie nach Virginia zurückbrachte.
Meg hatte die ganze Nacht wach gelegen und sich den Kopf darüber zerbrochen, was sie mit Josh machen sollte. Stephen hatte versprochen, ihren Bruder in England auf die Universität zu schicken. Das war genau das, was sie sich so sehr für ihn gewünscht hatte. Ohne eine solche Ausbildung hatte ihr Bruder keine Zukunft.
Ihr Herz, das ohnehin schon schwer wie Blei in ihrer Brust lag, krampfte sich zusammen, wenn sie daran dachte, daß Josh an Bord von Jeromes Schiff gehen würde, während sie gerade den Ozean überquerte, um nach Amerika zurückzukehren.
Irgendwo auf dem großen, windgepeitschten Meer würden ihre Wege sich kreuzen, ohne daß sie es wußten. Wenn Josh in London ankam, würde nur Stephen ihn willkommen heißen.
Es tat Meg unsagbar weh, sich so lange von Josh zu trennen, doch er brauchte die Chance, die ihm nur hier in England geboten wurde.
Sie war seine Zukunft.
Und die durfte sie ihm nicht nehmen. Dazu hing sie viel zu sehr an ihm.
Stephen hatte Josh gern, und Meg war sicher, daß er sein Versprechen halten und Josh erst nach Eton und dann nach Oxford oder Cambridge schicken würde. Zur Sicherheit wollte sie Stephen jedoch einen Brief hinterlassen. Darin würde sie ihm versichern, ihm nach besten Kräften dabei zu helfen, eine Annullierung ihrer Ehe zu erreichen, wenn er sein Versprechen hielt. Das war ihm die Sache sicher wert, denn danach konnte er heiraten, wen immer er wollte.
Für einen so reichen Mann wie Stephen würde Joshs Ausbil- dung wirklich ein kleiner Preis sein, den er für seine Freiheit mit Leichtigkeit bezahlen konnte.
Meg zwang sich, ganz still zu liegen, während Stephen seine Vorbereitungen für die Reise traf. Hoffentlich ging er bald hin- aus. Wie zum Hohn hörte sie, daß seine Schritte sich dem Bett näherten. Er hauchte ihr einen zärtlichen Kuß auf die Stirn. Diese Liebkosung war zuviel für sie. Ihre Lider begannen zu zittern, und dann öffnete sie die Augen.
„Ich wollte dich nicht wecken.“ Sein Atem strich über ihre Wange. „Ich komme so schnell wie möglich zurück, mein Herz.“
Abschiedstränen schnürten ihr die Kehle zu. „Leb wohl, Stephen.“
Die Worte, mit so erstickter Stimme hervorgestoßen, schienen ihn zu erschrecken. „Das hört sich ja an, als wäre es ein Ab- schied für immer. Ich verspreche dir, daß ich so schnell wie irgend möglich wiederkomme. Dann fahren wir heim nach Wingate Hall.“
Wo du mich ignorieren wirst, wie dein Großvater es mit deiner
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