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Mars 01 - Die Prinzessin vom Mars

Mars 01 - Die Prinzessin vom Mars

Titel: Mars 01 - Die Prinzessin vom Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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unerträglicher machen als bisher. Außerdem fiel mir ein, daß sie sich in ihrer Lage ausgenutzt fühlen könnte. Also blieb mein Mund dann endgültig verschlossen.
    »Warum bist du so still, Dejah Thoris?« fragte ich. »Vielleicht möchtest du lieber zu Sola und in eure Unterkunft zurückkehren?«
    »Nein«, murmelte sie. »Hier bin ich glücklich. Ich weiß nicht, warum ich immer so glücklich und zufrieden bin, wenn du bei mir bist, ein Fremder namens John Carter. Doch dann fühle ich mich sicher, und ich habe ein Gefühl, als kehrte ich bald mit dir an den Hof meines Vaters zurück, spürte seine kräftige Umarmung, die Tränen meiner Mutter und ihre Küsse auf meiner Wange.«
    »Küssen sich denn die Menschen auf Barsoom?« fragte ich, als sie mir die Bedeutung des mir bis dahin unbekannten Wortes erklärt hatte.
    »Eltern, Brüder, und Schwestern, ja - und Liebende«, fügte sie leise und nachdenklich hinzu.
    »Hast du Eltern, Brüder und Schwestern, Dejah Thoris?«
    »Ja.«
    »Und steht jemand deinem Herzen nahe?«
    Sie schwieg, und ich wagte nicht, die Frage zu wiederholen.
    »Der Mann von Barsoom stellt einer Frau keine persönlichen Fragen, nur seiner Mutter und jener Frau, für die er gekämpft und gesiegt hat«, erwiderte sie schließlich.
    »Aber ich habe doch gekämpft -«, begann ich, und dann hätte ich mir am liebsten auf die Zunge gebissen, denn kaum daß ich mich besonnen hatte und verstummte, wandte sie sich um, nahm das Seidentuch ab, hielt es mir schweigend hin und schritt erhobenen Hauptes mit der Haltung der Königin, die sie jedoch war, über den Platz zu ihrem Haus.
    Ich versuchte gar nicht erst, ihr zu folgen, wartete, bis ich sie sicher am Haus ankommen sah, schickte ihr Woola hinterher, machte entmutigt kehrt und ging heim. Stundenlang saß ich schlechtgelaunt im Schneidersitz auf dem Bett und sann über die seltsamen Launen nach, mit denen das Schicksal uns arme Teufel im Leben bedenkt.
    So also sah die Liebe aus! All die Jahre, die ich auf den fünf Kontinenten und den Weltmeeren umherzog, war sie mir erspart geblieben, obwohl ich viele schöne Frauen kennengelernt und sich mir reichlich Gelegenheit dazu geboten hatte; obwohl ich immer geliebt werden wollte und ständig nach einem Ideal gesucht hatte. Mir war es beschieden, mich ungestüm und hoffnungslos in ein Wesen aus einer anderen Welt zu verlieben, ein Lebewesen einer ähnlichen Rasse, die dennoch anders war. Eine Frau, die aus einem Ei geschlüpft war, und deren Lebensspanne unter Umständen mehr als ein Jahrtausend umfaßte; deren Volk seltsame Bräuche und Ansichten hatte; eine Frau, deren Hoffnungen und Freuden, deren Maßstäbe von Tugend, Recht und Unrecht unter Umständen so sehr von den meinen abwichen wie meine von denen der grünen Marsmenschen.
    Ja, ich war töricht, doch war ich verliebt, und obwohl ich litt wie noch nie, hätte ich es um all der Reichtümer von Barsoom nicht anders haben wollen. So ist die Liebe, und so sind die Liebenden, wo immer es Liebe gibt.
    Für mich verkörperte Dejah Thoris Vollkommenheit, Tugend, Schönheit, alles Edle und Gute. Ich glaubte es von ganzem Herzen, während ich in dieser Nacht in Korad mit gekreuzten Beinen auf meinem seidenen Lager saß, der erste Mond von Barsoom über den westlichen Himmel gen Horizont eilte und dabei das Gold, den Marmor und die Edelsteinmosaiks in meinem antiken Gemach anstrahlte. Heute, da ich in meinem Arbeitszimmer am Schreibtisch sitze, von wo ich auf den Hudson blicken kann, kommt es mir vor, als sei es Gegenwart. Dabei sind zwanzig Jahre seitdem vergangen. Zehn davon habe ich für Dejah Thoris und ihr Volk gelebt und gekämpft, zehn weitere von der Erinnerung an sie gelebt.
    Der Tag des Abmarsches nach Thark begann klar und heiß wie jeder Tag auf dem Mars, mit Ausnahme jener sechs Wochen, wenn an den Polen der Schnee schmilzt.
    Ich machte Dejah Thoris inmitten der abfahrenden Fuhrwerke ausfindig, doch sie zeigte mir die kalte Schulter, und ich konnte sehen, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. Mit der törichten Starrköpfigkeit des Verliebten gab ich mich zufrieden, wo ich mich hätte damit entschuldigen können, daß ich gar nicht wußte, womit ich sie derart gekränkt hatte, und wofür sie mir schlimmstenfalls nur halb vergeben hätte.
    Mein Pflichtgefühl ließ mich überprüfen, ob sie bequem untergebracht war, und so blickte ich in ihre Kutsche und richtete ihre Seidentücher und Pelze. Dabei stellte ich mit Entsetzen fest, daß sie mit

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